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Beckenbauer: Vermittler für Israel

Nach dem Tod von Franz Beckenbauer würdigen israelische Medien die sportlichen Verdienste des erfolgreichen Fußballspielers und Trainers. Ein historisches Ereignis in Israel kommt allerdings nicht zur Sprache.
Von Israelnetz

Der am Sonntag mit 78 Jahren verstorbene Fußballer, Trainer und Sportfunktionär Franz Anton Beckenbauer ist auch in Israel für seine Erfolge bekannt. Medien zeichnen die Karriere des Ausnahmesportlers nach, der 1974 als Spieler und 1990 als Teamchef Weltmeister wurde – damit war „der Kaiser“ an der Hälfte der bisherigen deutschen Titel beteiligt. Zudem holte er die WM 2006 nach Deutschland.

Hingegen thematisieren die israelischen Medien nicht die Aspekte, die mit den Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zu tun haben. So leitete Beckenbauer als Teamchef am 25. März 1987 das erste Länderspiel, das eine deutsche Nationalmannschaft im jüdischen Staat gegen Israel austrug. Neben Borussia Mönchengladbach im Vereinsfußball (1970) waren hier Junioren- und Olympiateams Vorreiter gewesen. Doch nun ging es um die A-Nationalmannschaft.

Beklemmender Besuch in Yad Vashem

Der Deutsche Fußballbund (DFB) schrieb 33 Jahre später im Rückblick: „Ein Fußballspiel einer deutschen Auswahl in Israel, es war auch mehr als 40 Jahre nach Kriegsende und den unsagbaren Verbrechen Deutscher am jüdischen Volk kein bisschen normal. So erschien es selbstverständlich geboten, dass die Spieler und Offizielle ihre Freizeit nicht nur auf den Shoppingmeilen Tel Avivs oder an der Hafenpromenade der Mittelmeerstadt verbringen sollten.“

Für Beckenbauer war ebenso wie für den DFB klar, dass die Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem beim Besuch einer deutschen Nationalmannschaft dazugehörte: „Die Jugend von heute hat damit nichts zu tun, aber es muss ihr immer wieder mahnend vorgehalten werden. Es waren Deutsche, die diese Massenverbrechen verübten.“

Zu dem Besuch heißt es in dem DFB-Bericht: „Der vom Gedenkstättenleiter geführte Rundgang durch Yad Vashem dauerte so lang wie eine Halbzeit. Nach den wohl schwersten 45 Minuten ihres Lebens wirkten alle Spieler betroffen.“ Kapitän Klaus Allofs, Lothar Matthäus, Rudi Bommer und Alois Reinhardt hätten einen Kranz niedergelegt. Allofs sagte: „Es war gut, dass alle mitgekommen sind. Es war für uns alle sehr beklemmend.“

Beckenbauer sei andererseits auch „der charmante Kaiser“ geblieben, wenn es angebracht war. Er „stellte sich bereitwillig zu Fotos mit einem Brautpaar und einer Soldatin zur Verfügung. Denn auch das stand auf dem Programm: Kontakt mit der israelischen Bevölkerung war ausdrücklich erwünscht“.

Das Spiel in Tel Aviv gewann Westdeutschland mit 2:0. Die Tore schossen Olaf Thon und Matthäus – der 2008 für eine Saison Trainer von Maccabi Netanja werden sollte. In dem Zusammenhang wies der damalige Nationalspieler dann auch darauf hin, dass er von einer jüdischen Großmutter abstamme.

Jüdischer Feiertag: Beckenbauer setzte sich für Spielverlegung ein

Im September 2004 gab es wieder eine israelisch-deutsche Begegnung, die mit Beckenbauer zu tun hatte. Mittlerweile war er Präsident des FC Bayern München. Dem Verein stand in der Champions League ein Spiel in Israel gegen Maccabi Tel Aviv bevor. Das Problem für die israelische Mannschaft: Die Begegnung war für den Vorabend des jüdischen Neujahrsfestes, Rosch HaSchanah, angesetzt.

Proteste beim Europäischen Fußballverband UEFA fruchteten nicht. Sowohl der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) als auch Beckenbauer baten den Verband, wegen der Feiern in Israel einen anderen Zeitpunkt für das Spiel festzulegen. Doch die UEFA stellte die israelischen Sportler vor die Wahl: „entweder in die Synagoge oder auf den Fußballplatz“. Die Begegnung wurde wie geplant am 15. September um 20.45 Uhr Ortszeit ausgetragen – als die Gottesdienste in den Synagogen schon vorbei waren.

Beckenbauer hatte wenige Tage vor diesem Hinspiel der israelischen Zeitung „Ha’aretz“ ein Interview gegeben – am 11. September, seinem 59. Geburtstag. Bei dem Gespräch in München ging es auch um seinen Vermittlungsversuch mit der UEFA. Er könne sich nicht mehr genau an die Antwort erinnern, sagte er. „Sie sind bei dieser Frage sehr stur, sie willigten nicht ein, flexibler zu sein.“ Selbstverständlich seien religiöse Bräuche bei den Gastgebern zu respektieren.

Beckenbauer: Iranischer Bayern-Spieler sollte nach Israel fliegen

Wenn es nach ihm ginge, würde man zwischen Fußball und Politik trennen, betonte Beckenbauer in dem Interview. Er habe keine Probleme mit Spielen in Israel und vertraue auf die Sicherheitsvorkehrungen der dortigen Behörden. Während der „Al-Aqsa-Intifada“ verlegte die UEFA mitunter Spiele aus Sicherheitsgründen in andere Länder.

Profis hätten dort zu spielen, wo es ihnen geboten werde, war Beckenbauers Ansicht. Damit wurde ein weiteres Thema angeschnitten: der Iraner Vahid Hashemian, der damals bei den Bayern unter Vertrag stand. Er wollte nicht mit der Mannschaft nach Tel Aviv fliegen.

Hashemian blieb letztlich in Deutschland. Die offizielle Begründung, die auch Trainer Felix Magath verbreitete, lautete: Eine Rückenverletzung aus dem Bundesligaspiel gegen Arminia Bielefeld am 12. September verhindere seinen Einsatz. München gewann das Auswärtsspiel mit 1:0. Das Rückspiel in der bayerischen Hauptstadt am 23. November endete 5:1.

Beckenbauer, der 2004 schon mitten in den Vorbereitungen für die WM stand, blieb indes ein Wunsch versagt: Er hätte gern die israelische Nationalmannschaft in Deutschland zu Gast gehabt, wie er in dem „Ha’aretz“-Interview sagte. Doch den Israelis gelang es nicht, sich für die Weltmeisterschaft 2006 zu qualifizieren. (eh)

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4 Antworten

  1. Beckenbauer machte das, was er konnte: Fussball spielen und seine Klasse auch anderswo zeigen, ohne Überheblich zu wirken!

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  2. Mit dem Tod von Franz Beckenbauer hat D und die Welt eine große Persönlichkeit verloren. Er brillierte nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch auf gesellschaftlichem, politischen u. a. Parkett wusste er zu überzeugen. Die Unterstellungen, denen er bezichtigt wurde, sind haltlos. Fragen Sie sich doch einmal, wie Katar die WM bekommen hat! Na, dämmert Ihnen etwas? Obwohl F. B. kurz nach Kriegsende geboren wurde, gehörte eine antisemitische Äußerung niemals zu seinem Wortschatz. Der obige Bericht zeugt ja vom Gegenteil. Obwohl es nicht immer so deutlich herausgestellt wurde, hat Israel einen Freund verloren. Danke, dass Israel seiner ehrenhaft gedenkt.

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  3. Er war ein Ausnahmetalent im Fußball. Später ein vorzüglicher Trainer. FCB verdankt ihm viel, auch Kinder
    in ärmeren Ländern, die er unterstützte.
    Dass vieles nicht i.O. war mit WM Vergabe, mit Katar usw. — er ist jetzt gestorben.
    Möge er in Frieden ruhen.

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  4. Ich danke für den Bericht und bin umso mehr überzeugt, dass wir mit Franz Beckenbauer eine große Persönlichkeit verloren haben. Sein Einsatz auch für die Verständigung mit Israel ist lobend hervorzuheben.
    Ich hatte mich, obwohl ich den Rausschmiss von Rehhagel auch kristiere 1996, ansonsten immer gute Erinnerungen: Ich selbst war 1990 vom WM-Titel angetan, ich selbst war 2006 von Deutschland überzeugt: Ein Jahr nach Merkels Rede in Israel war ich begeistert, dass in den Nuller Jahren nicht mehr die Skinheads, sondern ein feucht-fröhliches deutsches Fußballfest mir zeigte, Deutschland ist anders und besser geworden. Ja, 2006 war der Zeitpunkt, wo ich Publing Viewing machte, mein Verein spielte damals auch CL, aber ich war nicht nur vom Fußball, sondern von Merkel u.a. begeistert und glaubte an ein besseres Deutschland. Beckenbauer hat die WM nach Deutschland geholt, und ohne ein Bayern-Fan zu sein, bin ich sehr dankbar, dass die WM 2006 ein gutes, friedliches Deutschland zeigte. Diese Welt war eine Andere, wir haben heute eine katatrophale Fußball-Mannschaft, die ich NICHT mag, freue mich für andere Länder wie Italien 2021, aber heute ist Deutschland wieder antisemitisch, Politiker sind Egoisten, viele glauben nicht an Gott, und ich komme mir wie ein Fremdling vor. 2006 war die Welt, und auch Deutschland, schön, Beckenbauer hat seinen Anteil ! Und auch die junge Dr. Merkel war damals klasse !

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