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Documenta wird ihr Israel-Problem nicht los

Neue Runde im Israel-Skandal um die Documenta: Auch die nächste Weltkunstausstellung versinkt bereits vier Jahre vor ihrem Beginn im Chaos rund um Antisemitismus-Vorwürfe. Kulturstaatsministerin Roth fordert einen glaubwürdigen Neustart.
Von Israelnetz
Unterstützer der Israel-Boykott-Kampagne BDS werden sich durch die Apartheid-Vorwürfe von „Human Rights Watch“ bestätigt sehen

KASSEL (inn) – Auch mehr als ein Jahr nach dem großen Antisemitismus-Skandal kommt die Documenta nicht zur Ruhe. Eigentlich laufen bereits die Vorbereitungen für die Documenta 16 im Jahr 2027. Nun ist allerdings die Findungskommission, die eine künstlerische Leitung für die nächste Kasseler Weltkunstausstellung aussuchen sollte, zunächst dezimiert worden und am Donnerstag vollständig zurückgetreten.

Zuvor hatte ein Bericht zu einer anti-israelischen Verstrickung in der Kommission erneut für ein Beben gesorgt: Am 9. November stellte die „Süddeutsche Zeitung“ dar, dass das Kommissionsmitglied Ranjit Hoskoté 2019 eine Petition von „BDS India“ unterschrieben hatte. Darin wurde der Zionismus als „rassistische Ideologie“ für einen „Siedler-kolonialen Apartheidstaat“ diffamiert.

„Brutales Vernichtungsprogramm der israelischen Regierung“

Hoskoté gab daraufhin laut Documenta-Führung in intensiven Gesprächen an, „dass er die Ziele des BDS ablehne und die Bewegung nicht unterstütze“. Die Führung verlangte von dem Inder jedoch auch, dass er sich „unmissverständlich“ von den „als eindeutig antisemitisch bewerteten Inhalten des Statements“ distanziere. Daraufhin trat Hoskoté zurück.

In seinem Schreiben beschwerte er sich über eine „vergiftete Atmosphäre“, in der kein Platz „für eine differenzierte Diskussion“ sei. Es werde von ihm verlangt, „eine pauschale und unhaltbare Definition von Antisemitismus zu akzeptieren, die das jüdische Volk mit dem israelischen Staat in einen Topf wirft und dementsprechend jede Sympathiebekundung für das palästinensische Volk als Unterstützung für die Hamas ausgibt“.

Hoskoté rechtfertigte sich mit Bezug auf linke jüdische Publizisten und unter Verweis auf einen jüdischen Mentor und eine jüdische Großtante. In dem Schreiben verurteilte er den Terror der Hamas, legte aber gleichzeitig noch einmal gegen Israel nach: Er räsonierte über ein „brutales Vernichtungsprogramm, das die israelische Regierung als Vergeltung gegen die palästinensische Zivilbevölkerung eingeleitet hat“.

Israelisches Mitglied tritt zurück

Erschwerend für die Documenta kam hinzu, dass bereits zuvor das israelische Findungskommissionsmitglied Bracha Lichtenberg Ettinger ihr Amt niedergelegt hatte. In einem Brief erklärte die Künstlerin, sie habe mit Blick auf die aktuelle Lage in Israel darum gebeten, „den Prozess zu entschleunigen“. Ein Treffen der Kommission habe am 12. und 13. Oktober – also wenige Tage nach dem Terrormassaker der Hamas – stattgefunden, „obwohl ich aufgrund gestrichener Flüge nicht persönlich vor Ort sein konnte, sondern per Zoom teilnahm, wie gelähmt unter Raketen“.

Ettinger erbat demnach „Zeit, um zu klagen“ sowie „Zeit zum Innehalten“. Dazu kam es aber offenbar nicht. Die Künstlerin schrieb, dass sie die verfahrenstechnischen Gründe dahinter „voll und ganz verstehe“. Meron Mendel, ein linker Israeli, der 2022 die Documenta vorübergehend beriet, erklärte allerdings in der „Frankfurter Rundschau“: „Dass die Kommission noch nicht mal in der Lage war, ihre Arbeit etwas zu entschleunigen, zeugt von fehlender Rücksicht und Empathie.“

Roth: „Eindeutig antisemitisch“

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die 2022 für ihren nachlässigen Umgang mit dem Antisemitismus-Problem kritisiert worden war, meldete sich nun zu Wort: Bei der Besetzung der Findungskommission stelle sich die Frage, ob damit Vertrauen gewonnen werden könne. Jetzt sei „genau das Gegenteil passiert“, sagte sie der „Zeit“ in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Roth bezeichnete Hoskoté zwar nicht als Antisemiten, stellte aber klar: „Was er 2019 unterschrieben hat, ist eindeutig antisemitisch.“

Mit Blick auf eine finanzielle Beteiligung des Bundes betonte sie, diese werde es nur geben, wenn die Documenta glaubwürdig neu aufgestellt werde. Zudem müsse der Bund „eine wirkliche Mitwirkungsmöglichkeit“ haben. Dies sei bislang nicht der Fall. Laut Roth geht es konkret um einen Beitrag in Höhe von 3,5 Millionen Euro.

Übrige Kommission: Medien haben Hoskoté „diskreditiert“

Am Donnerstag traten dann auch die übrigen vier Mitglieder der Findungskommission zurück. In ihrem Rücktrittsschreiben klagen sie über eine „Dynamik der letzten paar Tage“, in denen Medien und Öffentlichkeit „unseren Kollegen“ Hoskoté „diskreditiert“ hätten. In Deutschland gebe es „ein emotionales und intellektuelles Klima der Übersimplifizierung komplexer Realitäten und daraus resultierende restriktive Einschränkungen“.

Die Documenta-Führung erklärte in einer Mitteilung, der Arbeitsprozess der Findungskommission sei „in den vergangenen Wochen immer mehr unter Druck geraten“. Die Documenta werde dem Aufsichtsrat nun vorschlagen, den Findungsprozess „vollständig neu aufzusetzen“. Staatsministerin Roth erklärte am Freitag, „wir“ brauchten jetzt einen „glaubwürdigen Neustart“. Der Bund sei bereit, an der Neuaufstellung der Organisationsstrukturen mitzuwirken. (ser)

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7 Antworten

  1. Die Documenta wird ihr Israel-Problem nicht los? Ich bin der Meinung das die Documenta das auch garnicht möchte. Die Documenta hat kein Problem, sie ist das Problem!

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  2. Alle Gelder für Documenta entziehen! Lieber einzelne Künstler bei echten Friedensinitiativen unterstützen. Schule ist Basis von Kultur. Lieber Lehrer und Schulen im Kampf gegen Antisemitismus besser fördern!

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  3. Documenta wird ihr Israel-Problem nicht los. Claudia Roth erklärte am Freitag, „wir“ brauchten jetzt einen „glaubwürdigen Neustart“ mit Claudia Roth als Staatsministerin?

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  4. Auf die Documenta kann ich ehrlich gesagt auch ganz verzichten. Man sollte, wenn das Grundgesetz sowieso geändert werden muss, die künstlerische Freiheit begrenzen, Antisemitismus u.a. sollte ausgeschlossen werden. Die Freiheit sollte immer Grenzen haben. Wenn Gerichte dazu zwingen, dass Roger-Waters-Konzerte ausgetragen werden müssen, dann läuft etwas schief: Documenta ist ja nur ein Beispiel von vielen Dingen, auch Demonstrationen könnte man im Grundgesetz besser regeln und abgrenzen gegen den Antisemitismus.

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  5. Tsss… Die BRD ist eine Demokratie, und da sind wir stolz darauf! Die individuellen Men-
    schenrechte KÖNNEN gar nicht geändert werden , auch mit 2/3 Mehrheit nicht, sie ha-
    ben Bestandsschutz , dh. das GG müßte INSGESAMT außer Kraft gesetzt werden. Und
    überhaupt sehen wir gar nicht ein, unsere Demokratie für Ausländer oder ausländisch-
    e Interessen abzuschaffen! Wenn irgendwelche Leute lieber in einer Diktatur leben, kön-
    nen sie gerne dahin ziehen, aber uns sollen sie in Ruhe lassen.

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  6. @ robin : Demokratie bedeutet, das das Volk regiert. Das Volk hat jedoch die Regierungsgewalt den Parteien übertragen. Somit werden wir nun von den Parteien und ihren Politikern regiert! Allerdings zur Zeit etwas chaotisch!

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