HAMBURG (inn) – Jüdische und muslimische, iraelische und palästinensische Kinder miteinander in einen Dialog bringen, ihnen die jeweiligen Werte der Anderen zu vermitteln – das ist das Ziel des Programms „Bridging the Gap“. Es wird am Israel-Museum in Jerusalem umgesetzt und vom Hamburger Verein zur Förderung des Israel Museums in Jerusalem (German Friends of the Israel Museum) unterstützt.
Initiatorin und geschäftsführende Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Israel-Museums in Jerusalem ist Sonja Lahnstein-Kandel, die daraus die Dialogreihe „Bridging the Gap“ in Hamburg entwickelte. Gegründet wurde der Verein bereits vor 35 Jahren von mehreren Künstlerinnen und Künstlern, Kunstkennern und Kunstliebhabern.
Gründungs-Vorsitzender war Professor Rolf Liebermann, von 1959 bis 1973 auch Intendant der Hamburgischen Staatsoper und Namensgeber des Rolf-Liebermann-Studios des NDR in der ehemaligen liberalen Synagoge an der Oberstraße in Hamburg, von der aus das liberale Judentum in alle Welt strahlte.
Kunst aus Lebenslinien
Jetzt lud Lahnstein-Kandel mit dem zeitgenössischen Kunstmuseum Deichtorhallen Hamburg zur Fortsetzung der Dialogreihe in die Hamburger Kunst-Institution Deichtorhallen ein. Besetzt war das Podium mit dem New Yorker Fotografen Ralph Gibson, der israelischen Künstlerin Ilit Asulay und dem Berliner Installations- und Videokünstler Leon Kahane. Sie diskutierten über das Thema „Wenn jüdische Lebenslinien zur Kunst werden“. Aus Berlin wurde ein Statement der israelischen Künstlerin Jehudit Sasportas per Video zugeschaltet.
Sonja Lahnstein-Kandel überschrieb mit „Über Grenzen und Gegensätze hinweg – Wenn jüdische Lebenslinien zur Kunst werden” den ersten von drei Panels. „Die Reihe will zum Abbau von Vorurteilen und Konflikten beitragen”, sagte sie. Realer Hintergrund der Dialogreihe sei das Kunstprogramm „Bridging the Gap“ des Israel-Museums in Jerusalem: „Es ist das wichtigste Anliegen des Vereins”.
Aber wie baut man eine Brücke zwischen anscheinend unüberwindbaren Gegensätzen? „Dem Israel-Museum gelingt es mit dem Kunstprogramm für palästinensische und jüdische Kinder, das seit 30 Jahren einmal wöchentlich läuft”, sagte Lahnstein-Kandel.
Von jüdischer Identität zu islamischer Kunst
Doch wie spiegelt sich jüdische Identität in der Kunst wider, und wie gehen Künstler damit um? Welche Erfahrungen kann man als jüdisch bezeichnen? Die israelische Künstlerin Ilit Asoulay arbeitet in Berlin. In ihrer Kunst setzt sie Fundstücke, die sie in Fotografien sichtet, neu zusammen.
„Ich achte auf die Stimmen, auf die Körpersprache der Menschen in alten Fotografien, ich sehe scheinbar in Stein gemeißelte Geschichte, und entwickle sie weiter für die Zukunft, gerade auch in der islamischen Kunst“, sagte Isie. Und zur jüdischen Identität: „Israel ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen, in Berlin erlebe ich meine jüdische Identität als eine ganz andere.“
Leon Kahane wuchs als Jude in der DDR in Ost-Berlin auf, und dort war seine Jüdischkeit absolut kein Thema. Umso intensiver erforschte er das Schicksal seiner Großeltern während der Scho’ah. Seine Großeltern entkamen den Nazis erst nach Frankreich. Dann nach Indien, dann waren sie als Juden in der DDR einem Antisemitismus ausgesetzt, den es in der DDR angeblich gar nicht gab. Seine Großeltern lebten im Scheunenviertel in Ost-Berlin, und ihr Enkel setzt diese jüdische Vergangenheit heute in Kunst um.
Jüdische und arabische Identität in zeitloser Kunst
Eindrucksvoll sind die Fotografien, die der New Yorker Fotograf Ralph Gibson für seine Publikation „Sacred Land” über Israel aufnahm. Gibson nahm stets mit Detail-Aufnahmen die Ästhetik der Realität in den Fokus. In „Sacred Land“ fotografierte er betende Juden, zeigte sie aber nur in Anschnitten, beispielsweise ein Teil eines im Gebet vertieften Gesichts mit dem Mantelrevers.
Er fotografierte nur die oberen Spitzen der abgebrochenen Säulen in der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, nur die Spitze des Kanonenrohrs eines Panzers, nur die Spitze eines Teppichs, der gerade geknüpft wird, nur die Spitzen von Süßigkeiten in einem Schuk – er, der Katholik, setzte mit seinen Fotografien jüdische und arabische Identität in zeitlose Kunst für heute um.
Die israelische Künstlerin Jehudit Sasportas ist Landschafterin, verfremdet aber Berge, Bäume und Wälder bis zu unheimlichen, doch ästhetischen Sujets. In ihren neusten Arbeiten untersucht sie Fundstücke in der Wüste und unter Wasser und spürt verlorene Plätze – lost places – jüdischer Identitäten auf.
Teil 2 der Dialogreihe ist am Mittwoch, dem 29. November. Dann geht es um das Thema „Dilemma der jüdischen Diaspora“. Im Januar folgt „NS-Raubkunst aus jüdischem Besitz auf der Spur 3.0“.
Von: Heike Linde-Lembke
4 Antworten
Eine gute menschliche Idee! Die letztendlich aber scheitern muss! Der Messias, der Sohn Gottes, Jesus Christus kann alleine diese Kluft überwinden! Jüdische und muslimische Kinder oder auch Erwachsene, die von der Liebe Gottes berührt werden, lieben einander ohne wenn und aber! Die Liebe Gottes ist so kostbar und herrlich.
Lieber Gruß Martin
Ich sehe die Idee als sehr wichtig an. Als Monotheist habe ich die Aufgabe, daraufhin zu weisen, dass jegliche Art von Religionen- und Konfessionenverständigungen von Gott gegeben sind. Es gibt ein FALSCH verstandenes „Christentum“, dass die „Christliche Religion“ als die einzig wahre ansieht, und diese Ansicht ist falsch ! Jesus hat die Jüdische Lehre bestätigt und die neue Lehre geschaffen, und „Selig sind die Friedfertigen, denn Sie werden Gottes Kinder heißen“. Außerdem sagt Moses: „Wer Israel segnet, der wird gesegnet werden, wer Israel flucht, der wird verflucht werden“. Muslime und Juden, die Frieden schließen, sind von Gott gesegnet. Ich verstehe Jesus auch ANDERS als das „Christentum“, denn Jesus hat gesagt: „Werdet wie die Kinder!“ Ich glaube an den Friedensauftrag ALLER Momotheisten/innen, und Deutschland sollte mehr dafür tun. Martin Luther King ist im Musical „King of Love“ am Besten bezeichnet, dieser Welt fehlen solche Vorbilder, und auch Papst Johannes II fehlt dieser Welt sehr. Ich glaube an die kommende , Israel-freundliche, friedliche Welt.
Lieber „Namenskollege“, Gottes Wort ist sehr eindeutig und nicht tolerant! Jesus sagt: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Joh. 14,6
Lieber Gruß zu Ihnen, Martin
Eine tolle Initiative, die Brücken bauen hilft. Weil ich hier „Werte“ lese: Ich finde den Begriff „Wertebeweise“ von Peter Jedlicka recht interessant, der meint (in einem Ebook) dass man Werte durch Handlungen beweisen muss, damit sie nicht diffus bleiben.
LG Barbara