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Palästinensischer Professor kritisiert Abbas

Mohammed Dadschani musste seine akademische Karriere abbrechen, nachdem er 2014 mit einer Gruppe palästinensischer Studenten Auschwitz besuchte. Nun kritisierte er Mahmud Abbas für dessen Holocaustleugnung.
Von Israelnetz
(v.l.) Marcus Scheff, Kim Robin Stoller, Mohammed Dadschani, Moderator Daniel Pipes und Ahmad Mansur

JERUSALEM (inn) – Die israelische Internetzeitung „Times of Israel“ hat mit dem palästinensischen Friedensaktivist Mohammed S. Dadschani über Antisemitismus in der palästinensischen Führung und Gesellschaft gesprochen. Dadschani kritisierte den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas (Fatah), für dessen fortwährende Holocaustverharmlosung.

Kritik an Abbas und palästinensischer Gesellschaft

Anfang September 2023 behauptete Abbas in einer Rede vor seiner Fatah-Partei, Adolf Hitler habe die Juden nicht aufgrund ihrer Rasse und Religion verfolgt, sondern aufgrund ihrer „gesellschaftlichen Rolle“. Im Mai desselben Jahres sagte er vor den Vereinten Nationen, die Juden würden „lügen wie Goebbels“ und sollten aus der UNO ausgeschlossen werden. Im August 2022 sprach er in Berlin von „50 Holocausts“, die Israel an den Palästinensern verübt habe.

Dadschani sieht diese Äußerungen in Kontinuität zu Abbas‘ antisemitischer Doktorarbeit von 1982, in der er ebenfalls den Holocaust relativierte. Seine Thesen entsprächen dem „kollektiven Narrativ innerhalb der palästinensischen Kultur“.

Mit Bildung gegen Falschinformationen

Mehr als 150 palästinensische Intellektuelle haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie die jüngsten Äußerungen des Präsidenten verurteilten. Doch es gebe eine „starke antijüdische Strömung“ in der Gesellschaft. Dadschani führt dies auf mangelnde Bildung zurück. „Echtes Lehrmaterial zum Thema Antisemitismus“ fehle im palästinensischen Lehrplan.

Der Aktivist gründete eine Organisation namens „Wasatia“ (etwa: Mäßigung), die sich die Deradikalisierung junger Menschen zum Ziel gesetzt hat. Dies soll auf der Grundlage islamischer Quellen geschehen. Denn die antisemitischen Aussprüche des islamischen Propheten Mohammed seien gefälscht, ist Dadschani überzeugt. Auch der Koran werde falsch interpretiert.

Antisemitismus blockiert Normalisierung

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist laut Dadschani grundlegend für die Annäherung der Konfliktparteien. Aber die Palästinenser sähen dadurch ihr eigenes Narrativ bedroht. Statt die leidvolle Geschichte des jüdischen Volkes zu studieren, beschäftigten sie sich mit den „Protokollen der Weisen von Zion“. Große arabische Verlage übersetzten und veröffentlichten derartige antisemitische Literatur.

Diese falsche Prägung behindere den „palästinensisch-israelischen Frieden“ sowie die „arabisch-israelische Normalisierung“. Die arabische Welt exportiere die Übersetzungen in arabische Gemeinschaften in Europa. Die Propaganda ziele auf die Isolation Israels und richte sich gegen dessen Existenz.

Dadschani plädiert dafür, „die Tabumauern der Unwissenheit zu durchbrechen“ und dafür Ausgrenzung aus der eigenen Gemeinschaft in Kauf zu nehmen. „Die Leugnung und Verzerrung des Holocaust sind historisch und sachlich falsch und stellen eine erhebliche Bedrohung für die Moral und die Menschenwürde sowie für die Aussichten auf Versöhnung und Frieden zwischen Palästinensern und Israelis dar“, sagt er der „Times of Israel“.

Auschwitz-Reise mit Folgen

Bis 2014 war Dadschani Professor für Politikwissenschaft an der Al-Quds-Universität in Jerusalem und Bibliotheksdirektor. Zusammen mit 27 Studenten besuchte er damals das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz im heutigen Polen. Ziel der Reise war es, „„Empathie und Toleranz“ zu lehren. In der Folge musste der Professor seine Lehrtätigkeit an der Universität aufgeben. (cs)

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