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Glutenunverträglichkeit hat drastisch zugenommen

Die Autoimmunkrankheit Zöliakie, die Verdauungsbeschwerden beim Verzehr von Gluten auslöst, nimmt auch in Israel drastisch zu. Die Zahl der Betroffenen sei seit 2005 um 600 Prozent gestiegen, berichten Forscher.
Von Jörn Schumacher

TEL AVIV (inn) – Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit des Darms, die Verdauungsbeschwerden und Ernährungsdefizite verursacht. Ausgelöst wird sie durch den Verzehr von Gluten, dem „Klebereiweiß“ in Weizen, und ähnlichen Proteinen in anderen Brotgetreidearten.

Durch glutenhaltige Nahrungsmittel entsteht eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut. Dadurch können Nährstoffe nur schlecht aufgenommen werden, sie verbleiben großteils unverdaut im Darm. Mögliche Symptome sind Gewichtsverlust, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Depressionen.

Bislang gibt es keine Behandlung gegen Zöliakie außer einer glutenfreien Ernährung. Zöliakie kann zu Unfruchtbarkeit, verminderter Knochendichte, neurologischen Störungen und einigen Krebsarten führen.

Vor allem mehr minderjährige Patienten

Israelische Forscher haben nun festgestellt, dass die Zahl der Zöliakie-Betroffenen in Israel in weniger als 20 Jahren um 600 Prozent zugenommen hat. Das berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“. Experten des Gesundheitsdienstleisters „Maccabi Health“ teilten mit, dass die Zunahme offenbar hauptsächlich auf einen Anstieg unter Patienten im Alter von unter 18 Jahren zurückzuführen sei.

„Maccabi Health“ ist eine von derzeit vier in Israel aktiven „Health Maintenance Organizations“ (Organisationen zur Erhaltung der Gesundheit, HMOs). Sie wurde 1940 gegründet. Der Hauptsitz ist in Tel Aviv-Jaffa.

Die Forscher teilten mit, sie hätten bei insgesamt 0,84 Prozent der Maccabi-Patienten (ungefähr 22.000 Personen) Zöliakie diagnostiziert. Im Jahr 2005 seien es nur 0,14 Prozent gewesen. Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren stieg der Anteil noch stärker an: von 0,12 Prozent auf 1,56 Prozent – also ein Anstieg um mehr als das Zehnfache. Sollte dieser Trend anhalten, würde im Jahr 2030 bei jedem 50. israelischen Kind und Jugendlichen die Krankheit diagnostiziert werden.

Zöliakie hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen. Studien zufolge leiden etwa 1,4 Prozent der Weltbevölkerung an dieser Erkrankung. Sie zählt zu den meistverbreiteten Nahrungsmittelunverträglichkeiten und kommt häufiger bei Frauen und Kindern vor. Ein jährlicher internationaler „Welt-Zöliakie-Tag“ am 16. Mai möchte auf das Thema aufmerksam machen. In Deutschland sind über 840.000 Menschen betroffen.

Eine Ursache liegt möglicherweise in verarbeiteten Lebensmitteln

Maccabi teilte mit, dass 82 Prozent der Zöliakiepatienten „gut auf die ihnen angebotenen Behandlungen ansprachen“. Die Daten zeigen zudem, dass die Diagnose in Zentralisrael häufiger auftritt. Die Forscher führen dies jedoch darauf zurück, dass in dieser Region mehr Tests durchgeführt werden.

Tal Patalon, Leiterin des KSM-Forschungs- und Innovationszentrums, äußerte sich zu den Ergebnissen. Einige vermuteten, dass der Anstieg der Zöliakie-Prävalenz darauf zurückzuführen sei, dass viele Menschen insbesondere in jungen Jahren in erhöhter Form verarbeiteten Lebensmitteln ausgesetzt seien. Mehr Studien zu Umweltbelastungen und ihren Auswirkungen auf chronische Krankheiten seien notwendig, sagte Patalon.

Bereits im Jahr 2020 hatte der Knesset-Abgeordnete Jussef Dschabarin (Hadasch-Partei) eine Studie zur Behandlung von Zöliakie sowie den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krankheit in Auftrag gegeben. Sie ergab schon damals, dass die Diagnosen im Land zunehmen. „Einige Bevölkerungsgruppen (wie die ultra-orthodoxe und arabische Bevölkerung) werden wahrscheinlich unterdiagnostiziert“, hieß es darin.

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3 Responses

  1. ……….dass viele Menschen insbesondere in jungen Jahren in erhöhter Form verarbeiteten Lebensmitteln ausgesetzt seien.>> 5 MO 24.6 Man soll niemals den untern oder den obern Mühlstein zum Pfand nehmen, denn damit nähme man das L E B E N zum Pfande. D.h. Getreide selber frisch mahlen und sofort weiterverarbeiten, essen….wäre die logische gesunde Ernährung im Gegensatz zu allen
    Varianten von Fastfood und co. Biobäcker mit entsprechendem know how sind auch eine Möglichkeit.
    In der eigenen Küche mit Getreide kochen, backen, bedarf einer gewissen Umstellung in Bezug auf Quellzeiten, Geschmack….der Inhalt des ganzen Kornes incl dem Keim im Korn…..vs Fastfood…>>warum sagte Jesus: UNSER TÄGLICH BROT GIB UNS HEUTE…damals nur Vollkornbrot..

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  2. Noch ein wichtiger Hinweis: es gibt die klassische Zöliakie und eine bislang nicht im Bluttest nachweisbare Glutensensitivität, die praktisch genauso schwere Beschwerden machen kann. Kleinkinder reagieren dann ggf nach dem ersten Zufüttern mit schwersten Durchfällen bis zur völligen Hinfälligkeit sowie auch Laktoseintoleranz und die nichtinformierten Ärzte sind zuweilen ratlos. Das kann dann sehr gefährlich werden und sollte Eltern veranlassen, bei ihren kleinsten eine glutenfreie Diät zu probieren, auch wenn alle Tests negativ ausfallen.

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  3. Durch die veränderte Arbeitswelt haben sich die Ernähruns und Kochgewohnheiten zwangsläufig verändert.
    Die dadurch mehr verwendeten, verarbeiteten Lebensmittel müssen ja irgend wie stabilisiert werden. Man isst ja nicht mehr so viel selbst zubereitete Speisen. Fachberatung,vielleicht in Form von Kochpartys oder Ähnliches würde da schon viel bringen.Beim Bäcker kaufen wo keine Fertigteiglinge verwendet werden oÄ
    Ein anderes Proplem ist das schwache Immunsystem, das von Kind auf ja zuwenig trainiert wird(keimfreie Umwelt),kein Dreck,keineTiere,nicht mit schmutzigen Händen essen,keine Erdbeere essen an der auch schon eine Schnecke genascht hat,Urlaub auf dem Bauernhof(Stall Mist),Sandkuchen Backen und essen,
    haben wir alles gehabt, oder Matschhose und raus, Waldkindergarten usw..Das ist natürlich kein Allheilmittel,aber es gibt da viele Bausteine. Ich habe den Stein der Weissen nicht erfunden aber ich mach
    mir halt so meine Gedanken.

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