EILAT (inn) – Bei einer archäologischen Ausgrabung Ende der 1990er Jahre in den Bergen von Eilat fanden Forscher Miniaturaltäre, weibliche Steinstatuen und bunte Quarzkiesel. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Gegenstände in mystischen Ritualen und zur Abwehr böser Geister sowie zur Heilung von Krankheiten Verwendung fanden. Wie die Zeitung „Jerusalem Post“ berichtet, erklärten sie: „Diese Entdeckung lehrt uns, dass die Menschen in der osmanischen Zeit wie heute neben ihrer offiziellen Religion und ihrem Glauben auch Magie nutzten.“
Die Funde deuten darauf hin, dass vor etwa 400 Jahren muslimische Pilger auf dem Weg von Ägypten nach Mekka an mystischen Zeremonien teilnahmen, die in Eilat ansässige Magier vollzogen. Die Studie leiteten Itamar Taxel (Israelische Altertumsbehörde, IAA), Usi Avner (Wissenschaftszentrum Totes-Meer-Arava) und Nitzan Amitai-Preiss (Hebräische Universität Jerusalem). Die Fachzeitschrift über die materiellen Kulturen in der muslimischen Welt veröffentlichte die Studie.
Die Forscher begannen die Ausgrabung, nachdem Moti Schemtov, ein Einwohner von Eilat, beim Wandern auf einzelne Artefakte gestoßen war. Die Forscher schreiben die Artefakte Ritualen zu, die in Zeremonien verwendet wurden. Überwiegend bestünden sie aus kugelförmigen Rasseln aus Ton, die Tischtennisbällen ähneln und kleine Steine enthalten. Diese ertönen, wenn die Rassel geschüttelt wird.
Seltener Fund von rituellen Gegenständen an temporärem Ort
„Dies ist das erste Mal, dass wir eine so große Ansammlung ritueller Gegenstände dieser Art fanden. Dass die Sammlung an einem temporären Ort und nicht an einer dauerhaften Siedlung geschehen ist, macht den Fund noch einzigartiger“, sagten die Forscher der „Jerusalem Post“.
Die Artefakte befanden sich entlang der Pilgerroute, die von Ägypten über die Sinai-Halbinsel, die Berge des heutigen Eilat, die jordanische Stadt Aqaba und die Arabische Halbinsel führt. Muslime nutzten diese Route vom 7. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.
Möglicherweise wurde ein Teil der Artefakte absichtlich bei den Zeremonien zerbrochen. „Es scheint, dass diese Rituale vor Ort eine oder mehrere Personen begingen, die sich auf populäre magische Zeremonien spezialisiert haben“, sagten die Forscher.
„Aus den literarischen Quellen wissen wir, dass bei Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten Bedarf an magischen Ritualen bestand“, fügten die Wissenschaftler hinzu. Solche Rituale habe es neben den formellen religiösen Abläufen täglich gegeben – auch in der muslimischen Welt.
Archäologischer Komplex geplant
Laut Omry Barsilai, Archäologe der Israelischen Altertumsbehörde für den südlichen Bereich, verläuft die Pilgerstraße Darb el-Hadsch durch die Gemeindegrenzen von Eilat. „Die Straße und die angrenzenden archäologischen Stätten sollen Teil eines einzigartigen regionalen archäologischen Komplexes werden.“
Barsilai sieht Potential in dem Fund: „Es ist ein touristisches Gebiet, das vom Tourismusministerium gefördert wird. Die Israelische Altertumsbehörde wird sich um den Ausbau und die Zugänglichkeit der Straße kümmern und beabsichtigt, Bildungsaktivitäten für die Öffentlichkeit zu organisieren, die ihre Rolle als kulturelles Erbe hervorheben.“
IAA-Direktor Eli Escusido versichert: „In der Israelischen Altertumsbehörde unternehmen wir große Anstrengungen, um bisher unveröffentlichte Funde aus vergangenen Ausgrabungen zu erforschen und zu veröffentlichen.“ (mh)