JERUSALEM (inn) – In gemischt-jüdisch-arabischen Städten wie Jaffa, Akko und Haifa liegen die Scheidungsraten im Vergleich zu anderen israelischen Städten höher. Das zeigt der am Montag veröffentlichte jährliche Tätigkeitsbericht der Verwaltung der Scharia-Gerichte über das Jahr 2022. Diese islamischen Gerichte bearbeiten die Scheidungsanträge.
Jaffa nahm mit einer Scheidungsrate von 51 Prozent den Spitzenplatz ein, danach folgten Akko mit 39 Prozent und Haifa mit 38 Prozent. Im Gegensatz dazu betrug die durchschnittliche Scheidungsrate sämtlicher muslimischer Gemeinden in Israel 29 Prozent, die Scheidungsrate im gesamten Land 19 Prozent. Ein Vergleich: Im selben Jahr lag die Scheidungsrate in Deutschland bei 35 Prozent.
Der Bericht liefert darüber hinaus folgendes: Im Jahr 2022 bearbeiteten die Scharia-Gerichte sowie das Scharia-Berufungsgericht insgesamt 36.000 Fälle. Davon betrafen 41 Prozent (10.800 Fälle) Eheschließungen und 12 Prozent (4.268 Fälle) Scheidungen. Hinzu kamen Fälle von Familienangelegenheiten, die den Unterhalt und das Sorgerecht betreffen.
Die „Jerusalem Post“ berichtet, dass das Scharia-Gericht in Jerusalem besonders auffiel: Von den insgesamt 36.000 Fällen im ganzen Land bearbeitete es 27 Prozent sowie 37 Prozent aller Eheschließungen. Damit etablierte sich das Scharia-Gericht der Hauptstadt als zentrale Gerichtsinstanz im nationalen Scharia-Gerichtssystem. Knapp 40 Prozent der etwa 950.000 Einwohner Jerusalems sind Araber.
Das Scharia-Gerichtssystem
Die Scharia-Gerichte stehen unter der Leitung ihrer jeweiligen religiösen Einrichtungen. Deren Richter, sogenannte Kadis, werden direkt von der Knesset gewählt.
Das Scharia-Gerichtssystem wurde schon mit den britischen Mandatsbehörden vor der Gründung Israels im Jahr 1948 vereinbart. Zurzeit besteht es in Israel, neben dem Scharia-Berufungsgericht, aus neun Regionalgerichten – Sachnin, Nazareth, Akko, Haifa, Baka al-Gharbije, Taibe, Jaffa, Jerusalem und Be’er Scheva. (vbr)
