TEL HASCHOMER / KABUL / LAHORE (inn) – Ein Ärzte-Team des israelischen Scheba-Krankenhauses hat bisher zehn krebskranke Kinder aus Afghanistan in der pakistanischen Stadt Lahore Lahore behandelt. Diese waren am schnell fortschreitenden Retinoblastom erkrankt.
Ohne Behandlung führt der Tumor auf der Netzhaut bei Kindern zu Blindheit oder Tod. In Afghanistan werden die Kinder nach der Diagnose wieder nach Hause geschickt, weil der Augenkrebs dort nicht behandelt werden kann.
Didi Fabian, Professor für Augenonkologie am Scheba-Krankenhaus, rief 2017 die „Internationale Retinoblastom-Forschungsgruppe“ ins Leben. Damit will der Onkologe „die düstere Situation in Entwicklungsländern verbessern, wo Hindernisse bei der Gesundheitsversorgung dazu führen, dass die Überlebensraten unter 50 Prozent sinken“. In Ländern mit hohem Einkommen werde die Krankheit meist schnell erkannt und sei heilbar.
Hilfe über Landesgrenzen hinweg
Der Onlinezeitung „Times of Israel“ sagte der Professor: „Das Retinoblastom gilt als selten und betrifft weltweit etwa 8.000 Kinder pro Jahr im Alter unter fünf Jahren.“ Es sei jedoch proportional zur Bevölkerungszahl und Geburtenrate eines Landes. Beispielsweise behandeln wir in Israel zwischen zehn und 15 Fälle pro Jahr, im Vereinigten Königreich etwa 40 und in Frankreich 60. In Indien sind es etwa 1.500 und in China 1.200“, ergänzte Fabian, der auch mit der Londoner Hochschule für Hygiene- und Tropenmedizin verbunden ist.
Das Programm „Seidenstraße Retinoblastom“ will möglichst viele der 100 afghanischen Kinder behandeln, bei denen das Blastom jährlich diagnostiziert wird. Logistisch und finanziell unterstützt das Projekt derzeit Sheba Global, die internationale Abteilung des Scheba-Krankenhauses, sowie eine britische gemeinnützige Organisation. Sie arbeiten eng mit NOOR zusammen, der Nationalen Organisation für ophthalmologische Rehabilitation, die von der Afghanischen Internationalen Assistenzmission betrieben wird.
In Kabul werden die Kinder per Telemedizin vom „Seidenstraßen-Team“ untersucht. Bei rechtzeitiger Diagnose und Chance auf Heilung erfolgt eine Überweisung nach Lahore. Ein afghanisches Projektteam organisiert eine Reisegenehmigung für Kind und Eltern.
An der Grenze in Pakistan empfängt sie ein Fahrer des Programms, um sie ins Krankenhaus nach Lahore zu bringen. Dort bleiben die Familien nach Fabians Aussage so lange an einem sicheren Ort, wie es für eine erfolgreiche Behandlung des Kindes notwendig ist. Das könne Wochen oder Monate dauern. Die Behandlungen selbst werden von der pakistanischen Regierung übernommen.
Programm „Moderne Seidenstraße“
Fabian berichtet, dass die Behandlung Chemotherapie, Tumoroperationen und bei Bedarf auch die chirurgische Entfernung des Auges aus der Augenhöhle umfasst. Über die jeweils richtige Vorgehensweise entscheiden die Experten aus Kabul, Lahore und Scheba gemeinsam.
Der Israeli betont, dass die Behandlung langwierig ist: „Es ist ein langer Kampf. Das ist nicht wie eine Kataraktoperation, bei der man danach wieder nach Hause geht und alles gut ist.“ Das Seidenstraßen-Programm sehe vor, die Kinder bei Bedarf mehrere Jahre lang immer wieder über die Grenze nach Pakistan zu bringen, bis sie geheilt seien.
Dass Israel keine diplomatischen Beziehungen zu Afghanistan und Pakistan unterhält, hält Fabian nicht davon ab, groß zu denken: Derzeit würden Stipendien für die Ausbildung afghanischer Augenärzte in Pakistan und anderenorts diskutiert. „Und optimal wäre, wenn es am Ende in Afghanistan eine Klinik für die Behandlung von Retinoblastomen gäbe.“
Der Name des Programms geht auf die Seidenstraße zurück. Diese war ein etwa 6.400 Kilometer langes Netz von Handelsrouten, die vom 2. Jahrhundert vor Christus bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts existierte. Die Route verdankte ihren Namen den wertvollen Textilien, die von China nach Westen über Asien nach Europa transportiert wurden. Der Name des modernen Projekts deutet darauf hin, dass heute etwas weit Wertvolleres als materielle Güter vermittelt wird: schwerkranke afghanische Kinder, die eine lebensrettende Pflege benötigen. (mh)
4 Antworten
Toda raba.
OT: Auch mehr als 6000 syrische kranke Kinder operierten Israelis.
Und auch Kindern aus den Palästinensergebieten wird geholfen. Kindern aus dem Irak und anderen arabischen Ländern, aus afrikanischen Ländern. Teilweise unentgeltlich durch das Personal im israel. Krankenhaus und auf Spendenbasis. Es gibt etliche Organisationen, die hier tätig sind. Stellvertretend möchte ich Shevet Achim nennen. Und hier ganz aktuell, betet bitte für Loai, einem Baby aus dem Gazastreifen, die Krankengeschichte kann auf der Seite von Shevet Achim nachgelesen werden. Und für seine Großmutter, die ihn begleitet hat und sich um ihn kümmert.
Danke den Operateuren, da haben sie, alle zusammen, wahrlich Gutes getan.
Gottes Segen für diesen wertvollen Dienst!