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Katar: Dreimal mehr Touristen erwartet

Katar erwartet 2023 noch mehr Besucher als zur Fußball-WM. Besonders die Nachbarstaaten entdecken das Emirat als neues Reiseziel.
Von Israelnetz

DOHA (inn) – Im vergangenen Jahr war Katar Austragungsort der Fußballweltmeisterschaft. Das hat sich offenbar positiv auf den Tourismussektor ausgewirkt. Boykotte aufgrund von Menschenrechtsfragen fallen nicht ins Gewicht.

Bauboom

Der reiche Golfstaat baute im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft seine Infrastruktur nachhaltig aus. Der Zustand der Straßen und das öffentliche Verkehrsnetz verbesserten sich deutlich. Die Hauptstadt Doha erhielt 2019 eine neue Metro. Einige Straßen sind im Sommer, wenn die Anzeige am Thermometer schon mal auf 50 Grad Celsius klettert, klimatisiert.

Daneben hat das Land in verschiedene für Touristen relevante Großbauprojekte investiert. Riesige Einkaufszentren, künstliche Inseln voller Luxushotels mit Strandblick, Kultur- und Handelskomplexe sind neu entstanden und dürfen nun nicht leer stehen. Ausgehend von der ersten Jahreshälfte erwartet Katar 2023 insgesamt fast 350 Prozent Zuwachs gegenüber den Einreisen im Vorjahr.

Planstadt Lusail

Eines der großen Bauprojekte war die Planstadt Lusail nördlich von Doha. Eine rund 35 Quadratkilometer große Wüstenfläche wurde bebaut und von großzügigen Wasserflächen durchzogen. In Lusail ließ Katar auch das größte Stadion errichten, in dem unter anderen das Endspiel der WM ausgetragen wurde.

Auf einer der zu Lusail gehörenden Inseln entstand das „Lusail Winter Wunderland“. Dabei handelt es sich um einen weitläufigen Freizeitpark mit Riesenrad und Achterbahnen. Besucher können hier im Winter bei angenehmen Temperaturen bis 26 Grad auf einer großen Eisfläche Schlittschuh laufen. Im Sommer bleibt die Anlage geschlossen.

Sportveranstaltungen

Weiterhin bietet Katar sich als Austragungsort für Sportveranstaltungen an. Zum Beispiel wird die Fußball-Asienmeisterschaft im Frühjahr 2024 in dem Golfstaat stattfinden. Mitten in der Wüste betreibt Katar eine mehr als 5 Kilometer lange Rennstrecke für Motorsport, auf der Weltklasserennen ausgetragen werden.

Sportveranstaltungen gehören zu den wenigen Ausnahmen, die Israelis die Einreise in den Golfstaat ermöglichen. Zur Fußball-WM sowie für andere Wettkämpfe vergab Katar in der Vergangenheit Sondervisa an Sportler, Trainer und Fans. In Zukunft könnte diese Regelung öfter greifen, wenn Katar mehr Spiele ausrichtet und sich weiterhin als weltoffen präsentiert. Diplomatische Beziehungen zum jüdischen Staat unterhält Katar nicht.

Wachsender Wirtschaftsfaktor

Bereits im Jahr 2021 machten Reisen und Tourismus rund 10 Prozent des katarischen Bruttoinlandsprodukts aus. Das ist höher als der Durchschnitt von 6,6 Prozent in den Staaten des Golfkooperationsrates. Katar will den Anteil bis 2030 auf 12 Prozent steigern.

Das bisherige Rekordjahr im Tourismus Katars war nicht das Jahr der Weltmeisterschaft, sondern 2015, als 2,9 Millionen Menschen einreisten. Die meisten Touristen kommen aus den umliegenden Regionen. Auf Dauer soll sich die Zahl auf 6 bis 7 Millionen einpendeln.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit ihrer Hightech-Metropole Dubai begrüßten im Jahr 2022 mehr als 14 Millionen Besucher. In Bahrain waren es 9,9 Millionen. Katar wird zunehmend wettbewerbsfähig und bietet einen Vorzug: Der Staat berechnet bei Einkäufen keine Mehrwertsteuer.

Tourismus und Außenpolitik

Dass der Tourismus so anwachsen konnte, ist nicht zuletzt eine Folge außenpolitischer Entwicklungen. Von 2017 bis 2021 blockierten Saudi-Arabien, Bahrain und die VAE die Grenzen Katars. Der Vorwurf in dem jahrelangen Streit lautete Terrorunterstützung. Außerdem störten sich die anderen Staaten an Katars engen Verbindungen zum Iran.

Die verbesserten diplomatischen Beziehungen zu den Nachbarländern öffneten die Türen für einkaufslustige Besucher. Sie sind nicht nur Abnehmer für Waren und Konzerttickets, sondern auch die größte Käufergruppe für Immobilien in Planstädten wie Lusail. Jetzt zahlt sich aus, dass Katar die Jahre der Blockade zum Ausbau seiner Infrastruktur zu nutzen wusste.

Kritik als Hintergrundmusik

Die Vorbereitungen zur Fußball-WM waren begleitet von teils lauter, aber weitgehend wirkungsloser Kritik an Katars Verhältnis zu Arbeiter- und Menschenrechten. Die Bauleute, die Lusail aus dem Wüstenboden stampften, wurden und werden dafür kaum bezahlt. Die Arbeitsbedingungen sind nicht nur schlecht, sondern enden für viele Beschäftigte tödlich. 6.500 Gastarbeiter sollen allein im Zusammenhang mit der WM gestorben sein.

Tatsächlich boykottierten zahlreiche westliche Fußballfans die WM in Katar. Das ZDF in Deutschland verzeichnete einen Einbruch der Einschaltquoten von rund 40 Prozent im Vergleich zur WM 2018 in Russland. Vor Ort gab es laut Weltverband FIFA aber eine „Rekord-WM“ mit mehr Toren und mehr Zuschauern, sowohl in den Stadien als auch vor den Bildschirmen.

Katar erwartet das Gros seiner Touristen aus den Nachbarstaaten. Daher sind Menschenrechtsfragen nebensächlich. Selbst Terrorfinanzierung führt unter den Golfstaaten nicht zum Streit, solange nur alle die gleichen Gruppen unterstützen. Da sich die Länder gleichzeitig gegenüber dem Westen und Israel öffnen, bleibt auch Kritik von dort auf dem Niveau einer Hintergrundmusik. (cs)

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5 Antworten

  1. Die Arbeitsbedingungen sind nicht nur schlecht, sondern enden für viele Beschäftigte tödlich. 6.500 Gastarbeiter sollen allein im Zusammenhang mit der WM gestorben sein.>>>>JEDER Besucher macht
    sich letztlich MIT-SCHULDIG

    9
  2. Da kann man Katar nur gratulieren und den als „Kritik“ getarnten Antikatarismus verurteilen.

    3
    1. Tja, wer Menschenrechte missachtet und um tausende von Arbeitern nicht trauert, der sollte nach Katar reisen. Am besten mit dem Fifa- Boss oder Hanije von Hamas. Gute Reise.
      Und schön “ Diener“ machen. – Lach –

      3
  3. Die Öl- und Gasproduzierenden Staaten finanzieren sich ausschließlich aus diesem Milliardengeschäft. Ansonsten könnten sie sich von Sand ernähren. Die Überlebensfähigkeit reduziert sich auf 5-10 % der Landfläche. Menschenrechte und Lebensverlust werden billigend in Kauf genommen während der Terrorismus großzügig zunehmen wird. Hier hilft nur eins: Totaler Boykott aller Staaten. Im übrigen wird diese temporäre Einnahmequelle bald vollständig versiegen, da die Antriebsenergie der Zukunft Co2 neutraler Wasserstoff sein wird. Wer das nicht glaubt, lügt sich selber in die Tasche. Leser mögen recherchieren.

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