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Enger Freund Israels zum Präsidenten in Guatemala gewählt

Das Land Guatemala, das seit vielen Jahren unter Armut und Korruption leidet, hat einen neuen Präsidenten. Der linksgerichtete Intellektuelle Bernardo Arévalo, der als Kämpfer gegen die Korruption auftritt, ist ein enger Freund Israels und spricht Hebräisch.
Von Jörn Schumacher

Am Sonntag gewann der linksliberale Bernardo Arévalo mit großer Mehrheit die Stichwahl um das Präsidentenamt in Guatemala. Mit dem Sieg sind viele Hoffnungen auf ein Ende von Wut und Frust wegen der politischen Klasse verbunden.

Das Land hatte sich in den 2010er Jahren unter mehreren rechtsgerichteten Präsidenten von einer bereits stark angeschlagenen Demokratie immer weiter in Richtung Diktatur entwickelt. Vor allem seit der Machtübernahme von Alejandro Giammattei als Präsident 2020 nahmen die Probleme zu, darunter Korruption und Unterdrückung der Medien.

Fast 60 Prozent der Bewohner des bevölkerungsreichsten zentralamerikanischen Landes müssen mit 5 Dollar am Tag auskommen. Gleichzeitig bekam der scheidende Präsident Giammatei monatlich fast 20.000 Dollar, wie er selbst in einem Interview der spanischen Tageszeitung „El País“ sagte. Die Bestechlichkeit ist in Guatemala laut der Organisation „Transparency International“ dramatisch hoch, das Land liegt auf dem 150. von 180 Plätzen. Guatemala hat laut UNICEF die vierthöchste Rate an unterernährten Kindern weltweit.

Der 64-Jährige Arévalo von der Partei „Semilla“ (Samenkorn) erhielt nach Auszählung fast aller Stimmen 58 Prozent der Stimmen. Die ehemalige Präsidentengattin Sandra Torres, die viele Guatemalteken als die Kandidatin der herrschenden Machtelite und als korrupt ansehen, erhielt nur 37 Prozent.

Arévalo studierte in Israel

Arévalo ist der Sohn von Juan José Arévalo, der von 1945 bis 1951 der erste demokratisch gewählte Präsident Guatemalas war. Er hatte 1948 veranlasst, dass Guatemala als eines der ersten Länder der Welt den Staat Israel anerkannte und dort eine Botschaft eröffnete. In der Innenstadt von Guatemala-Stadt erinnert seit 1997 ein Denkmal an dieses Ereignis, das Israel und Guatemala Monument.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt fungierte Arévalo senior als Botschafter in Israel. Die jüdische Bevölkerung Guatemalas wird laut einem Bericht der „Jewish Telegraphic Agency“ heute auf etwa 900 Menschen geschätzt.

Sein Sohn Bernardo wurde 1958 in Uruguay geboren, wohin der Vater 1954 geflohen war. Im Alter von 15 Jahren ging er erstmals nach Guatemala-Stadt, wo er eine katholische Privatschule besuchte.

Arévalo studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem und schloss sein Studium mit einem Bachelor-Abschluss in Soziologie ab. Danach promovierte er in Philosophie und Sozialanthropologie an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Vor zehn Jahren schloss sich Arévalo der Bewegung „Semilla“ an, die von Akademikern und Intellektuellen gegründet wurde. Seit 2020 ist er Abgeordneter des guatemaltekischen Kongresses.

An der Hebräischen Universität studierte Arévalo auch die Geschichte des Christentums in Lateinamerika. Kürzlich erklärte er, dass er noch Freunde aus seiner Studienzeit in Israel habe. Wie sein Vater arbeitete Arévalo in der guatemaltekischen Botschaft in Israel. Von 1984 bis 1986 war er Erster Sekretär und Konsul. Später, von 1987 bis 1988, war er Ministerberater. Als er mit lokalen Medien über seine Zeit im Land sprach, sagte er: „Israel ist ein Land, für das ich große Zuneigung hege. Ich habe zehn Jahre meines Lebens in Israel verbracht. Es waren sehr wichtige Jahre.“

Kritik an Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Bernardo Arévalo spricht neben seiner Muttersprache Spanisch auch Englisch, Französisch, Portugiesisch sowie Hebräisch. Ein TikTok-Video, in dem er sich mit einem unbekannten Mann auf Hebräisch unterhält, ging Anfang des Monats viral und erhielt mehr als eine Viertelmillion Aufrufe und über 32.000 Likes.

Arévalo kritisierte indes die Entscheidung des ehemaligen Präsidenten Jimmy Morales aus dem Jahr 2018, die Botschaft Guatemalas von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Der Umzug verstoße gegen das Völkerrecht und werde nicht zur Lösung des Konflikts beitragen, sagte er. Derzeit ist noch unklar, ob der gewählte Präsident plant, die Botschaft seines Landes zurück nach Tel Aviv zu verlegen oder den Status quo beizubehalten.

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