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Rotes Meer erwärmt sich 2,5-mal schneller als globaler Durchschnitt

Die Erwärmung der Meere wirkt sich auch auf die Tier- und Pflanzenwelt aus. Besonders schnell steigt die Temperatur im Roten Meer.
Von Jörn Schumacher

EILAT (inn) – Das Rote Meer erwärmt sich 2,5-mal schneller als der vom Weltklimarat (IPCC) ermittelte globale Durchschnitt. Das berichtet das israelische Umweltministerium.

Das Umweltministerium stellte die Ergebnisse des Israelischen Nationalen Überwachungsprogramms am Donnerstag am Golf von Eilat vor. Dort befindet sich das nördlichste Korallenriff der Welt. Bereits der Bericht von 2022 hatte davor gewarnt, dass sich der Zustand des Riffs aufgrund der Erwärmung des Wassers immer weiter verschlechtere. Auch schwere Stürme und das Auftreten schädlicher Krankheiten setzen den Riffs zu.

Der Trend steigender Temperaturen in der Tiefsee setzt sich fort, sagen die Experten. Doch auch die Oberflächenwassertemperaturen sind seit 1988 um durchschnittlich um 0,045 Grad Celsius pro Jahr angewachsen.

Kurzer Rückgang der Temperaturen

Im Jahr 2022 gab es allerdings einen kurzen Rückgang der gemessenen Temperaturen: die höchste gemessene Meerestemperatur war mit 27 Grad um 2 Grad kühler als noch im Vorjahr. Der Bericht wurde unter anderem vom Interuniversitären Institut für Meereswissenschaften (IUI) in Eilat erarbeitet, unter der Leitung der israelischen Zoologin Noga Kronfeld-Schor von der Universität Tel Aviv.

Die Überwachung des Golfs von Eilat und seines Korallenriffs begann bereits im Jahr 2003. Ein besonderer Schwerpunkt des Berichts lag auf den Folgen des schweren Sturms, der Eilat im März 2020 heimsuchte und erhebliche Schäden an den Küsten und am Korallenriff anrichtete.

Die israelische Umweltministerin Idit Silman (Likud) sagte: „Das Korallenriff von Eilat, das sowohl national als auch global bedeutsam ist, kämpft mit den Auswirkungen des Klimawandels und extremer Wetterereignisse, die zu seinem Rückgang beitragen.“ Silman betonte, dass angesichts der globalen Erwärmung die Fähigkeit der Korallenriffe abnehme, sich gegen die lokalen Stressfaktoren wie Verschmutzung zur Wehr zu setzen.

Experte: Israels Korallen bislang noch resistent

Das Ausmaß der Schäden an verschiedenen Teilen des Riffs variiert dem Bericht zufolge, wobei die Verluste je nach untersuchtem Standort zwischen 6 und 22 Prozent lagen. Der Rückgang ist den Experten zufolge auch auf einen Sedimentabfluss während des Sturms vor drei Jahren zurückzuführen. Dennoch maßen die Wissenschaftler 2022 kleine Anzeichen einer Erholung des Korallenriffs.

Maos Fine von der Hebräischen Universität Jerusalem und dem IUI sagte, dass Israels Korallen derzeit noch sicher seien und sich bei bis zu 32 Grad als widerstandsfähig erwiesen hätten. Aber „in Kombination mit mehr lokalen Stressfaktoren werden unsere Korallen nicht mehr lange sicher sein“, ergäntze Fine. Wenn die Verschmutzung etwa durch Öl, Agrarchemikalien, Abwasser und Marikultur (Fischzucht) nicht eingedämmt wird, „werden wir eine Korallenbleiche erleben, und da der Golf ein relativ geschlossenes Becken ist, wird der Schaden viele Jahre anhalten“.

Tropische Korallen leben in Symbiose mit einzelligen Algen, die Photosynthese betreiben und den Korallen ihre Farbenpracht verleihen. Steigt die Wassertemperatur, sterben die Algen ab, und es bleibt ein weißes Korallenskelett übrig. Auch ein zu hoher Säuregehalt im Wasser sorgt dafür, dass sich Korallen und Algen langsamer vermehren.

Fischarten bedroht

Zahlreiche Fischarten ziehen sich in die Korallenriffe zurück, um ihre Eier zu legen. Außerdem schützen Korallenriffe die Küsten bei Stürmen vor hohen Wellen. In zahlreichen Regionen wie etwa im Roten Meer sind sie zudem ein Tourismus-Magnet.

Sorge bereitet den Wissenschaftlern auch ein Rückgang der Populationen von Meeresschildkröten in Eilat im vergangenen Jahrzehnt. Die Tiere, die sich von Algen ernähren, spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Korallen und Algen im Ökosystem. Die Experten erwarteten, dass die Algenblüte im Jahr 2022 auch zu einer stärkeren Vermehrung der Meeresschildkröten führen würde. Doch ließ 2023 der Ausbruch einer Krankheit Zweifel an der Möglichkeit einer Erholung aufkommen.

Besorgniserregend ist auch der Zustand der Seeigel: Im vergangenen Jahrzehnt ist deren Dichte in Eilat kontinuierlich zurückgegangen; eine Krankheit löschte vor kurzem fast den gesamten Bestand aus.

Hohe Temperaturen schon sehr früh im Jahr erreicht

In diesem Jahr hätten die Temperaturen im Mittelmeer und im Golf von Eilat Rekordhöhen erreicht, und das viel früher als in den Vorjahren, sagen Experten laut einem Bericht von „Times of Israel“. Bereits im März war die Durchschnittstemperatur höher als sonst. Und da der Sommer noch bis September andauert, könnten immer noch lokale Rekorde gebrochen werden.

Laut dem Copernicus-Klimwandeldienst der EU erreichten die globalen durchschnittlichen Meeresoberflächentemperaturen am 31. Juli einen Rekord von 20,96 Grad Celsius. Die höchste Meeresoberflächentemperatur in diesem Jahr im Golf von Eilat lag am 28. Juli bei 30,5 Grad.

Tal Oser, der die Messungen für das nationale Meeresüberwachungsprogramm beim Israelischen Institut für Ozeanographische und Limnologische (gewässerkundliche) Forschung koordiniert, betonte, bemerkenswert sei nicht nur, dass die Temperaturen stiegen, sondern auch, dass sie viel früher im Jahr hohe Werte erreichten.

Auch Joni Schaked, der Meeresdaten für das nationale Meeresüberwachungsprogramm sammelt, sagte in Eilat, die Wasseroberflächentemperaturen seien schon im März relativ hoch gewesen: Am 20. März wurden 18,6 Grad gemessen.

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Eine Antwort

  1. Sehr bedenklich. Nicht nur das “ Rote Meer“ erwärmt sich, auch die Rest- Meere.
    Danke für Artikel@ Redaktion

    5

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