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Neue Sammelcontainer für wertvolle E-Bike-Akkus

Die Metalle für Akkus, wie sie überall immer mehr gebraucht werden, sind schwer zu bekommen. Der Abbau ist oft schädlich für Umwelt und Gesundheit. Daher stellt ein israelisches Unternehmen erste Sammelcontainer für gebrauchte Akkus von E-Scootern im Land auf.
Von Jörn Schumacher

Sie stecken in Elektro-Auto, aber auch in E-Bikes und Elektro-Rollern: Lithium-Ionen-Batterien gehören auch in Israel fast zum Alltag. Das Recycling dieser Akkus wird bis 2030 ein großes Wachstum verzeichnen, sagen Experten. Die Rohstoffe für die Elektronikbauteile sind rar, ihre Beschaffung ist aufwendig und teuer. Daher hat auch die israelische Firma „Electronics Recycling Corporation“ im März damit begonnen, Container in Israel aufzustellen, in denen die Akkus gesammelt werden können.

Das Unternehmen, das im Hebräischen unter dem Akronym M.A.I. auftritt, hat erste Container in Jerusalem und Rischon LeZion aufgestellt, berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“. Lithium-Ionen-Batterien von E-Bikes und E-Rollern kommen in die Behälter, nicht jedoch die Akkus von Elektro-Autos.

Auslöser war die Erweiterung eines Gesetzes zum Recyceln von Elektro-Schrott und Batterien vor rund zwei Jahren. Demzufolge sollen auch Lithium-Ionen-Akkus, wie sie mittlerweile in vielen Fahrrädern und Rollern verwendet werden, recycelt werden. In Israel dürfen nur lizenzierte Unternehmen Elektroschrott sammeln, so wie das Unternehmen M.A.I., das 2014 gegründet wurde.

Nach eigener Aussage sammelt das Unternehmen monatlich rund 1.000 Tonnen Elektroschrott, Tendenz stark steigend. Der M.A.I.-Geschäftsführer Amnon Scharur beklagte gegenüber der „Times of Israel“, dass das Gesetz die Akkus von Elektro-Autos weiter ausschließt. Israel hinke da hinter dem Rest der Welt hinterher.

Die Akkus aus den Sammel-Containern werden zu einer Sortieranlage bei Schilo im nördlichen Westjordanland gebracht, erklärt Scharur. Dort werden sie von Fachpersonal vorbereitet, verpackt und dann in speziellen Behältern zum Recycling nach Europa gebracht.

Gefährdung für Gesundheit und Umwelt

Der Abbau der Rohstoffe für Akkumulatoren hat immer Einwirkungen auf die Umwelt. Rund 50 Prozent der weltweiten Lithium-Reserven kommen in Südamerika vor, für den Abbau wird Salzwasser zum Verdunsten gebracht. Wenn die Nachfrage weiter so wächst, könnte es zur Jahrhundertmitte zu Engpässen kommen, sagen Experten.

Neben Lithium enthalten die Akkus noch andere Metalle wie Kobalt, das vor allem in der Demokratischen Republik Kongo vorkommt. Der Abbau wurde bereits oft mit unmenschlichen Arbeitsbedingen in Verbindung gebracht.

Weitere Metalle sind Aluminium, Nickel und Kupfer. Die Förderung auch dieser Metalle ist oftmals nicht nur teuer, sondern auch giftig; der Abbau steht zudem häufig in Zusammenhang mit Menschenrechtsverletzungen.

Lithium-Ionen-Akkus können nahezu vollständig recycelt werden. Wenn die verwendeten Metalle aus den gebrauchten Akkus geholt werden, spart das den Abbau neuer Rohstoffe, und es hält den Preis niedrig.

Der ehemalige Knesset-Abgeordnete Mossi Ras von der Meretz-Partei versuchte erfolglos, ein Gesetz zum Recycling von Elektro-Autos durchzusetzen: „Über 30 Prozent der Autos, die importiert werden, sind inzwischen Elektro-Autos, mit Batterien, die eine halbe Tonne wiegen. Und niemand weiß, was damit geschehen soll.“

Elektro-Müll ins Westjordanland geschmuggelt

Tausende Palästinenser verdienen Geld damit, dass sie den Elektro-Schrott aus Israel sortieren und die Metalle heraussuchen, einschließlich aus Solar-Paneelen. Diese Tätigkeit gilt als sehr schädlich für die Gesundheit und die Umwelt.

Erst im Januar 2022 veröffentlichte die „Times of Israel“ einen ausführlichen Bericht über Palästinenser, die Müll in Brand stecken, um an die Metalle zu kommen und dadurch an Krebs erkranken. In Israel entstehen jedes Jahr rund 130.000 Tonnen Elektro-Müll. Der werde zu einem großen Teil ins Westjordanland geschmuggelt, wo Zehntausende Palästinenser versuchen, an die wertvollen Metalle zu gelangen. Indem sie die Kabel anzünden, trennen sie das Kupfer vom Kunststoff der Ummantelung; dadurch kann ein Arbeiter rund 500 Schekel (etwa 125 Euro) an einem Tag verdienen.

Ein weiteres Problem: Akkus können sich bei unsachgemäßer Behandlung oder Lagerung entzünden, Feuer können ausbrechen und Giftstoffe in den Boden und damit ins Grundwasser gelangen. Nach Angaben von M.A.I. starben in Israel bereits sechs Menschen wegen solcher Feuer, und Hunderte wurden verletzt.

Im August vergangenen Jahres gab es in Petach Tikva einen Hausbrand, der vermutlich auf die Entzündung von Batterien eines E-Bikes zurückzuführen ist. Auf einem Video des Brandes ist offenbar ein solches Fahrrad zu sehen, das neben dem Haus in Brand geraten war.

M.A.I.-Chef Scharur warnt, dass Lithium-Ionen-Akkus ausschließlich für den Zweck verwendet werden sollten, für den sie gebaut wurden. Und sie sollten nur von Fachpersonal wiederaufbereitet werden. Daher seien die neuen Spezial-Container sinnvoll. Verbraucher sollten alte und kaputte Akkus trocken und am besten in einer Plastiktüte aufbewahren. Die Metallkontakte sollten mit Klebeband beklebt werden, damit kein Kontakt zu anderem Metall entstehen könne. Sollte die Hülle aufplatzen, bestehe die Gefahr der Entzündung. Nach drei Jahren der Benutzung sollten Akkus zum Recycling gebracht werden, egal, ob sie noch funktionieren oder nicht, empfahl Scharur.

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3 Antworten

  1. Beim Thema Recycling (ich meine jetzt nicht das vorbildliche Wassermanagement) hat Israel noch ordentlich Luft nach oben.

    Mein Eindruck: Für das Gros der Israelis ist die Wiederverwertung von Dosen, Flaschen etc. etwas eher Unbekanntes, zumindestens Überflüssiges.

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  2. Israel hatte lange Zeit andere Probleme. Recycling stand da nicht auf der Prioritätenliste. Wie froh war ich, dass endlich die „Drahtkäfige“ für Plastikflaschen und später Papiercontainer aufgestellt wurden.

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