JERUSALEM (inn) – Nicht erst seit dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien sind sich Experten in Israel sicher, dass dem jüdischen Staat eine ähnliche Naturkatastrophe drohen kann. Zudem besteht an Israels rund 200 Kilometer langer Mittelmeerküste eine weitere Gefahr: Tsunamis.
Ausgelöst werden Tsunamis von Vulkanausbrüchen, Erdrutschen, Meteoriteneinschlägen oder Erdbeben, die innerhalb kürzester Zeit riesige Wassermengen verdrängen. Um solche Unterwasserbeben frühzeitig zu erkennen, haben Wissenschaftler der Hebräischen Universität in Jerusalem ein neues Frühwarnsystem entwickelt. Dieses soll den Bewohnern der gefährdeten Küstenregionen mehr Zeit verschaffen, um in höher gelegene Gebiete zu fliehen.
Dabei machen sich die Wissenschaftler das bereits bestehende Netz aus Glasfaserkabeln im Mittelmeer zu Nutze. Dieses müsse mit „Abfrageeinheiten“ ausgestattet werden, schreiben die Wissenschaftler in einem Artikel der Fachzeitschrift „Scientific Reports“.
Genauer und kostengünstiger
Die durch ein Seebeben ausgelösten seismischen Wellen breiten sich entlang der Glasfaserkabel aus. Dabei werden diese leicht gedehnt und gestaucht. Die Technologie der Israelis könne die Intensität dieser Bewegungen messen und frühzeitig warnen, erklärt Itzhak Lior, der die Studie veröffentlicht hat.
Das sei nicht nur kostengünstiger als andere seismografische Messsysteme, sondern verbessere auch die Analysemöglichkeiten. So könne es Daten liefern, die feststellen, mit welcher Stärke sich das Beben vom Ausgangspunkt ausbreitet. Zudem könnten auch kleinere und weiter entfernte Beben registriert werden.
Der große Vorteil sei das bestehende Netz aus Glasfaserkabeln. Andere Sensoren zum Messen seismografischer Aktivitäten existieren nicht flächenmäßig. Lior erklärt gegenüber der israelischen Zeitung „Ha’aretz“, dass dieses System auch problemlos an Land funktionieren würde. So gebe es in vielen Regionen, wie Wüsten oder Entwicklungsländern, keine Seismometer. Voraussetzung sei allerdings eine Glasfaserinfrastruktur. (mas)