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Die Auferstehung Jesu als Multimedia-Ausstellung

Eine neue Ausstellung stellt die Geschichte der Auferstehung Jesu dar. Damit möchte die Ordensgemeinschaft der Franziskaner einen neuen Zugang zum Grab Jesu bieten.
Von Israelnetz

JERUSALEM (inn) – Wenige Meter hinter dem Jerusalemer Jaffator, in unmittelbarer Nähe zur anglikanischen Christuskirche und direkt gegenüber der Davidszitadelle, befindet sich das Christliche Informationszentrum (CIC). Damit liegt es nur wenige Hundert Meter entfernt von der Grabeskirche, dem weltweit bekanntesten Bau der Christenheit.

So bekannt und beliebt die Kirche einerseits ist, so oft wird sie andererseits, vor allem von westlichen Besuchern, missverstanden und missinterpretiert. Allein der Name unterscheidet sich in verschiedenen Sprachen: Auf Deutsch und Hebräisch als „Grabeskirche“ bezeichnet, wird sie auf Arabisch „Auferstehungskirche“ genannt. Auf Englisch trägt sie den Namen „Holy Sepulchre“. Das lateinische Wort „Sepulchrum“ steht für eine aus Stein gehauene Höhle, die als Grabstätte dient. Auch, dass der riesige Bau sechs Konfessionen Heimat bietet, macht ihn nicht unbedingt verständlicher.

„Viele Besucher, die kommen, sind verwirrt, wenn sie zum ersten Mal in die Grabeskirche gehen“, weiß Pater Tomasz Dubiel, der als Franziskaner seit 14 Jahren in Jerusalem lebt. Der gebürtige Pole leitet das CIC, das seit 1973 im Besitz der Ordensorganisation der Franziskaner im Heiligen Land ist und Informationen über die dortige Christenheit bietet. Es informiert über heilige Orte, Kirchen, Liturgie und Aspekte des kulturellen Lebens.

„In erster Linie ist die Schau für Pilger gedacht, die nach Jerusalem kommen und sich erstmal zurechtfinden müssen. Diesen und denjenigen, die nach ersten Besuchen überfordert sind, wollten wir einen neuen Zugang zum Ort bieten, an dem Jesus gekreuzigt und begraben wurde“, sagt Pater Tomasz. Das Ergebnis der Überlegungen sind sechs Räume, in denen dem Besucher „Die Erfahrung der Auferstehung“ gemäß der Evangelien nahegebracht werden soll.

Foto: Israelnetz/mh
Mithilfe von Lichteffekten wird an einem Relief die Geschichte Jerusalems dargestellt

Geschichte Jerusalems und des Christentums

Der erste Raum enthält ein Modell Jerusalems, wie es höchstwahrscheinlich vor 2.000 Jahren ausgesehen hat. Außerhalb der zahlreichen Häuser der „Altstadt“ ist der Hügel Golgatha zu erkennen. Durch intelligent gesetzte Lichteffekte und einen erzählten Abriss der Geschichte werden Orte wie Golgatha, der Zweite Tempel, der Ölberg, sowie die von Flavius Josephus beschriebene Antonia-Burg vor den Augen des Besuchers lebendig.

Anschließend wird der Besucher in einen Raum geführt, dessen bedruckte Wände Olivenbäume zeigen. Sie deuten den Garten Gethsemane an. Der Raum enthält drehbare Stühle – bis zu 15 Personen können gleichzeitig mithilfe einer Virtual-Reality(VR)-Brille die Ereignisse der letzten Tage Jesu nachempfinden, wie sie in den Evangelien erzählt werden: Jesus bittet seine Jünger, im Garten Gethsemane mit ihm zu wachen und zu beten. Beeindruckend dargestellt ist vor allem die hügelig-karge Landschaft Jerusalems, mit zahlreichen Felsen und Olivenbäumen. Auch der Zionsberg wird gezeigt, auf dem Petrus seinen Herrn verleugnete und – natürlich – Golgatha, die Schädelstätte, an deren Stelle wenige Jahrhunderte später die Grabeskirche entstehen würde.

Ein dritter Raum zeigt einen Animationsfilm, der in groben Zügen die Geschichte der Entwicklung des Christentums in der Region von der römischen Besatzung bis zur Gegenwart nachzeichnet: Die Zeit der islamischen Herrschaft wird ebenso dargestellt wie die christlichen Kreuzzüge.

Der vierte Raum wiederum widmet sich ausschließlich der Grabeskirche: Eine 3D-Projektion bringt Besuchern die architektonischen Entwicklungen der Kirche nahe – von ihren Anfängen im vierten Jahrhundert über vielfache Zerstörungen sowie Wiederauf- und Neubauten. In Raum fünf wird der Status Quo erklärt. Er regelt die Besitzansprüche, Gewohnheitsrechte und Gebetszeiten der verschiedenen Konfessionen und reicht zurück auf das Jahr 1852. Neben der Grabeskirche betrifft er auch das Grab Marias sowie die Geburtskirche in Bethlehem.

Das leere Grab und die Botschaft

Der sechste Raum führt dem Besucher das leere Grab vor Augen. Dabei werden abwechselnd Bilder aus der Grabeskirche und Aussagen des auferstandenen Jesus projiziert: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“, „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ und „Ich bin bei euch alle Tage.“ Die Botschaft an den Besucher aus dem Off könnte nicht klarer sein: „Sie stehen nun an dem gleichen leeren Grab, wie es die Frauen und Jesu Jünger taten. Glauben auch Sie, wie sie glaubten? Haben Sie bereits Jesus in Ihrem Leben als den Auferstandenen erlebt?“

Auf der Dachterrasse zeigt Pater Tomasz die Grabeskirche

Der Eintritt beträgt 9 Euro (30 Schekel) und ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich. „Die Ausstellung bietet sich für kleine und große Gruppen an. Vier Personen müssen es mindestens sein, damit es sich überhaupt lohnt, die vielen Geräte in Gang zu setzen. Große Gruppen können wir aufteilen. Während die ersten 15 Leute in den zweiten Raum gehen, kann die nächste Gruppe mit Raum 1 beginnen“, erklärt Pater Tomasz. „Insgesamt dauert die Führung 42 Minuten. Und für Leute, die weniger Zeit haben, bieten wir kürzere Erklärungen an.“

Bereits vor der Pandemie seien drei Räume zugänglich gewesen, damals seien knapp 15.000 Besucher gekommen. Seit Anfang Juli ist die ganze Ausstellung zu sehen und Pater Tomasz hofft auf Pilgergruppen aus aller Welt. Die Tonspur ist bisher in 13 Sprachen verfügbar, darunter auch in Deutsch, Hebräisch und Arabisch.

Auffällig ist, dass sowohl die Geschichtserzählungen als auch die aktuelle Situation recht harmonisch dargestellt sind. „Ich möchte den Menschen Basis-Information mitgeben. Darum wollten wir nicht die Konflikte und schwierigen Aspekte betonen.“ Pater Tomasz Erklärung klingt ebenso einfach wie einleuchtend: „Die Leute sind doch ohnehin schon verwirrt, bevor sie kommen. Warum sollten wir dem nicht eine positive Botschaft entgegen setzen?“

Nach der Führung haben Pilger die Möglichkeit, das hauseigene Café auf der Dachterrasse des CIC zu besuchen. Die vielen Fakten des eben Gehörten schwirren im Kopf – dem gläubigen Besucher bleibt vor allem der Satz aus Raum 3 in Erinnerung: „Es sieht aus, als ob die Geschichte an dieser Stelle endet. Doch jeder, der an die Auferstehung glaubt, wird Teil davon.“

Von der Dachterrasse ist die Kirche mit der wuchtigen Kuppel wunderbar zu sehen. Die Ausstellung und dieser Anblick machen definitiv Lust auf einen baldigen Besuch in der Grabeskirche. Und sie laden ein, diesen Ort neu auf sich wirken zu lassen. (mh)

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