RIAD / JERUSALEM (inn) – Seit Freitag dürfen israelische Flugzeuge den Luftraum Saudi-Arabiens passieren. Ein zuvor geltendes Überflugverbot ist gekippt. Der Schritt gilt als Zeichen der weiteren Annäherung zwischen den beiden Ländern, die bislang keine diplomatischen Beziehungen pflegen.
Wie die israelische Online-Zeitung „Times of Israel“ berichtet, ist der saudische Luftraum künftig „für alle Fluggesellschaften geöffnet“, wenn diese die Voraussetzung der Behörden für einen Überflug erfüllen. Eigentlich hatte für Flüge von und nach Israel ein nahezu komplettes Überflugverbot über Saudi-Arabien gegolten. Dieses hob die Golfmonarchie aber bereits für Flüge zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie Bahrain auf. Die beiden Golfländer hatten unter Vermittlung der USA 2020 diplomatische Beziehungen zu Israel aufgenommen.
Die Ankündigung bedeutet für Reisende eine verkürzte Reisedauer, wenn sie aus asiatischen Ländern kommen. Nun sparen sich die Fluggesellschaften teils zwei bis drei Stunden Flugzeit. Zwar bezog sich die saudische Mittelung nicht speziell auf Israel. Dennoch wird dies als Zeichen für eine Annäherung gesehen. Israel und Saudi-Arabien unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Hinter den Kulissen arbeiten die beiden Seiten etwa in Sicherheitsfragen allerdings schon länger zusammen. Sie fühlen sich vom gemeinsamen Feind Iran bedroht und sehen dessen wachsenden Einfluss in der Region mit Sorge.
Biden: „Historische Entscheidung“
US-Präsident Joe Biden besucht aktuell den Nahen Osten. Von Mittwoch bis Freitag hält er sich in Israel auf. Am Freitag reist er weiter nach Saudi-Arabien. Die Ankündigung von Saudi-Arabien wird daher auch in Verbindung mit den amerikanischen Vermittlungsbemühungen gesehen. Biden kündigte in den vergangenen Tage mehrfach an, Israel helfen zu wollen, sich in den arabischen Raum zu integrieren.
Die US-amerikanische Regierung begrüßt den Schritt. In einer Mitteilung von Sicherheitsberater Jake Sullivan nennt Biden die Entscheidung „historisch“. Der Schritt ebne den Weg zu einem „integrierteren, stabilen und sicheren Nahen Osten“, was essenziell sei „für die Sicherheit und das Wohlergehen Israels“. Der US-Präsident sieht in dem Beschluss außerdem die Möglichkeit, die Integration Israels in der Region voranzutreiben.
Israels neuer Regierungschef, Jair Lapid (Jesch Atid), begrüßte die Öffnung des Luftraums durch Saudi-Arabien als „ersten Schritt“ zu einer weiteren Annäherung der beiden Länder. „Nach einem langen und geheimen Prozess und intensiver Diplomatie mit Saudi-Arabien und den USA wachen wir heute Morgen mit einer erfreulichen Nachricht auf“, erklärte Lapid am Freitag in Jerusalem.
Kritik: Entscheidung schadet Beziehungen zu Jordanien
Nicht alle israelischen Politiker zeigten sich erfreut über die Öffnung. Der Vorsitzende der arabischen Ra’am-Partei, Mansur Abbas, sprach sich gegen Direktflüge nach Saudi-Arabien aus. Er habe die Sorge, dass die saudische Annäherung den israelischen Beziehungen zu Jordanien schadet. In einem Interview des israelischen Fernsehsenders „i24 News“ warnte Abbas vor strukturellen Veränderungen. Er betonte die wichtige Rolle Jordaniens: „Jordanien muss bei jedem Abkommen in der Region Partner sein.“ (joh)
2 Antworten
Man sollte den Saudis nicht trauen, besonders nach der Aussage, erst Zweistaaten, dann Normalisierung.
Letzteres wäre dann wohl die legale Bewaffnung der Palis.
Kashoggi zerstückelt, Israel?
Na endlich können israelische Kampfjets über saudisches Territorium direkt in den iranischen Luftraum fliegen. Dabei haben sie es vom azerbaidjanischen Militärflughafen nahe der iranischen Grenze viel näher.