Wenige Tage vor seinem Tod am 27. März schrieb unser langjähriger Kollege Egmond Prill seine letzte „Bibelblick“-Kolumne. Zum Abschied veröffentlichen wir sie bei Israelnetz.
„In Basel habe ich den Judenstaat gegründet“, notierte Theodor Herzl in seinem Tagebuch. Mit dem Ersten Zionistischen Weltkongress, der im August 1897 in Basel stattfand, begann der Aufbruch des modernen Zionismus. Es war ein politisches Projekt, weniger von der Bibel inspiriert als vielmehr von aufkeimender Judenfeindschaft.
Genauer betrachtet: Der Begründer des modernen Zionismus war Moses Hess (1812–1875). Er war anfangs ein Wegbegleiter des Juden Karl Marx, der die „Judenfrage“ in der klassenlosen Gesellschaft, im Kommunismus als erledigt ansah. Marx hatte ohnehin schon früh publiziert, Religion sei „Opium des Volkes“, so auch die jüdische.
Religiös, national und sozial
Für Hess aber war die Judenfrage nicht nur eine Frage der Gesellschaft wie für Marx. Hess war bis zu seinem Lebensende tiefgläubiger Jude. 1862 veröffentlichte er sein Werk „Rom und Jerusalem“, wo er unter anderem schrieb: „Trage dein Banner hoch, mein Volk, … Nur aus der nationalen Wiedergeburt wird das religiöse Genie der Juden gleich dem Riesen, der die Muttererde berührt, neue Kräfte ziehen und vom heiligen Geist der Propheten wieder beseelt werden.“
Hess und nach ihm andere forderten, die uralte Sehnsucht der Juden nach Heimat politisch in die Tat umzusetzen. Zu gleicher Zeit begann ein ähnlicher Aufbruch im Osten. Rabbi Jehuda Alkalaj veröffentlichte 1834 eine Schrift „Schma Israel“ (Höre, Israel) und erklärte, dass nur die politische und nationale Wiedergeburt Israels Zukunft sichern kann.
Im heute polnischen Thorn wirkte der Rabbiner Zwi Kalischer in gleicher Weise. 1861 erschien „Drischat Zion“ (Suche nach Zion). So gesehen war die Bewegung des Zionismus von Anfang an gleichermaßen religiös, national und sozial orientiert.
Die Auswanderung beginnt
Im Jahre 1881 wurde Zar Alexander II. von Anarchisten ermordet. Diese Tat wurde zum Anlass reichsweiter Pogrome. Der jüdische Arzt Leon Pinsker wandte sich an seine Volks- und Glaubensgenossen und forderte sie auf, mit Ernst einen eigenständigen Staat zu bauen. 1884 entstand in Russland ein Dachverband der „Freunde Zions“. In der Folge kam es zu einer ersten Auswanderungswelle aus dem Osten ins Heilige Land.
Geistiger Führer des weltweiten Zionismus wurde Theodor Herzl. Als Journalist erlebte er den Schandprozess gegen den Elsässer und Juden Alfred Dreyfus in Paris. Generalstabskapitän Dreyfus wurde des Hochverrats angeklagt und lebenslang auf die Teufelsinsel verbannt – unschuldig, wie sich später herausstellte.
Abenteuerliche Ideen
1896 forderte Herzl in seiner Schrift „Der Judenstaat“ ein jüdisches Siedlungswerk in Palästina: „Die Juden wollen und werden ihren Staat haben.“ 1897 fand der erste Zionistische Weltkongress in Basel statt: „Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich rechtlichen Heimstätte in Palästina.“
Dabei gab es aus heutiger Sicht auch abenteuerliche Ideen: Ein Judenstaat in den Pampas Argentiniens, ein Landkauf in Uganda oder gar die ganze Insel Madagaskar zu erwerben. Für das gelobte Land der Verheißung sprach sich vehement ausgerechnet ein christlicher Missionar aus, der 1845 in Indien geborene William Hechler.
„In fünfzig Jahren wird es Jeder einsehen“
1896 wirkte er als Geistlicher in der britischen Botschaft in Wien und war bis zum Tode Herzls 1904 dessen Berater und Freund. Am 3. September 1897 hatte Herzl in sein Tagebuch geschrieben: „Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: In Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.“
In der Bibel heißt es: „Der HERR wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verjagten Israels und die Zerstreuten Judas sammeln von den vier Enden der Erde“ (Jesaja 11,12).
Von: Egmond Prill
» Die Geburt des politischen Zionismus
» Herzl und der deutsche Kaiser
» Erster Zionistenkongress: Herzls unbekannter Helfer
2 Antworten
Ich habe endlich Israel-Netz als App auf meinem Gerät, die beste, deutschsprachige Nachrichtenquelle zu Israel. Bitte weitersagen!!!!
Der 1. Zionistenkongress haette damals in Muenchen stattfinden sollen. –
Da jedoch die dortigen juedischen Bewohner, sowie viele Rabbiner mit
„Zionismus“ nichts zu tun haben wollten, wurde Derselbe nach Basel
verlegt !! –