KARLSRUHE (inn) – Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat sich von Antisemitismus jeglicher Art distanziert. Damit reagierte er am Montag auf Vorwürfe mehrerer Organisationen. Diese haben sich zur „Initiative gegen Judenfeindschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen“ zusammengeschlossen. Im August tagt der ÖRK in Karlsruhe.
Den Kritikern gehört unter anderen der Deutsch-Israelische Freundeskreis im Stadt- und Landkreis Karlsruhe an. Hinzu kommen der Denkendorfer Kreis für christlich-jüdische Begegnung Durmersheim, die Deutsch-Israelische Gesellschaft der Region Stuttgart, der Freundeskreis Kirche und Israel in Baden und das Junge Forum DIG Heidelberg. Der Grünen-Politiker Volker Beck unterstützt den Vorstoß ebenfalls.
Die Initiative erinnert in ihrer Erklärung vom Februar an die Gründung des ÖRK 1948 in Amsterdam. Die Mitglieder hätten im Gedenken an die Scho’ah bekundet, dass der „Kampf gegen jeden Antisemitismus zum christlichen Zeugnis“ gehöre. Diese klare Ansage gehe einher mit der Gewissheit, dass das jüdische Volk und die jüdische Religion eine „besondere Bedeutung für den christlichen Glauben“ hätten.
Kritik: Beteiligung an wirtschaftlichen Boykottaufrufen
Hier sieht die Initiative einen Widerspruch. Sie merkt an: „In seinen Verlautbarungen zu Vorgängen in und um Israel hat der ÖRK regelmäßig sich wirtschaftlichen Boykottaufrufen gegen Israel angeschlossen und diese auf Maßstäbe gestützt, die zumeist nur auf den jüdischen Staat Anwendung fanden.“
Als Beispiele für Einseitigkeit beim Ökumenischen Rat der Kirchen nennt die Initiative das 2009 publizierte „Kairos“-Papier, das aus palästinensischer Feder stammt. Damit „akzeptiert der ÖRK, dass die Erwählung des jüdischen Volkes, in beiden Testamenten als unumstößlich verkündet, relativiert bzw. negiert wird. Auch wird darin der Terror gegen Israel als legitimer Widerstand akzeptiert“.
Auf Kritik stößt auch das Freiwilligenprogramm EAPPI. Damit werden nach Auffassung der Organisationen junge Menschen als Touristen nach Israel gebracht, „um ausschließlich Material gegen die Politik Israels in den Palästinensergebieten zu sammeln und nach Rückkehr in Kirchen und politischer Öffentlichkeit ein einseitiges und ausschließlich negatives Bild zu verbreiten“.
ÖRK: Von Anfang an gegen Antisemitismus
Der ÖRK verwies in seiner Reaktion auf die Vorwürfe ebenfalls auf die Gründungsversammlung im August 1948 – „nur wenige Tage, nachdem der Staat Israel seine Unabhängigkeit erklärt hatte“. In Amsterdam sei ein Bericht mit dem Titel „The Christian Approach to the Jews” (Die christliche Annäherung an die Juden) entgegengenommen und „den christlichen Kirchen zur ernsthaften Erwägung und zum entsprechenden Handeln anempfohlen“ worden.
Der Bericht enthalte eine Erklärung, die erheblichen Einfluss auf die Interessengemeinschaft des ÖRK und die christliche Welt im Allgemeinen habe: „Wir fordern sämtliche von uns vertretenen Kirchen auf, Antisemitismus gleich welchen Ursprungs als absolut unvereinbar mit dem Bekenntnis und der Ausübung des christlichen Glaubens zu verurteilen. Antisemitismus ist eine Sünde gegen Gott und die Menschheit.“
Überschrieben ist die Stellungnahme mit den Worten: „An die Medien: ÖRK reagiert auf falsche Medienberichte über Israel und Palästina“.
Als Einleitung schreibt der Geschäftsführende Generalsekretär Ioan Sauca: „Der ÖRK unterstützt den Staat Israel seit seiner Gründung 1948. Immer wieder rief der Rat zu einem Ende der Gewalt, zur Ablehnung aller Formen von Antisemitismus, zur Beendigung illegaler Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten und zu einer ausgehandelten Zwei-Staaten-Lösung im dortigen Konflikt auf.“ Inwiefern die „Beendigung illegaler Siedlungen“ eine Unterstützung des Staates Israel darstellt, bleibt offen.
Mit jüdischen Organisationen über Freiwilligenprogramm beraten
Etwas missverständlich formuliert der Rat diesen Satz: „Im Mittelpunkt der antisemitischen Anschuldigungen gegen den ÖRK steht oftmals das Ökumenische Begleitprogramm für Palästina und Israel (EAPPI).“ Antisemitische Anschuldigungen gegen das kirchliche Gremium gibt es wohl nicht, sondern vielmehr Antisemitismusvorwürfe.
Weiter schreibt Sauca: „Obwohl diese Anschuldigungen aus meiner Sicht immer überwiegend ungerecht und falsch waren, legten wir dennoch großen Wert darauf, den Kontakt der Teilnehmenden an diesem Programm mit den jüdisch-israelischen Gemeinden zu verstärken und ihren Erfahrungen und Perspektiven deutlich Aufmerksamkeit zu widmen.“ Zudem habe der ÖRK mit jüdischen Partnerorganisationen beratschlagt, wie die Arbeit des EAPPI verbessert und verstärkt werden könne.
Dennoch gebe es noch immer Punkte für größere Dispute, vor allem über die Politik und die Methoden, „mit denen die Besetzung und die fortgesetzte militärische Kontrolle der palästinensischen Autonomiegebiete seit 1967 normalisiert werden, die der ÖRK auch weiterhin entschieden ablehnt“. Leider werde von manchen Stellen „nahezu jede Kritik am Staat Israel, in der es um die Besetzung und die Behandlung von Palästinenserinnen und Palästinensern geht, als antisemitisch angesehen. Wir weisen diese Unterstellung von uns“.
Der ÖRK betont, dass er das Existenzrecht des Staates Israel und das Recht des jüdischen Volks auf Selbstbestimmung anerkenne. Das gleiche Recht verfechte er für das palästinensische Volk, „nämlich ihr Recht auf Selbstbestimmung in einem eigenständigen Staat in den seit 1967 besetzten Gebieten und mit Jerusalem als gemeinsamer Stadt für zwei Völker und drei Glaubensrichtungen“.
Gegen Antisemitismus – und Rassismus gegenüber Palästinensern
Weiter heißt es: „So wie wir Antisemitismus kategorisch als Sünde gegen Gott und die Menschheit verurteilen, so lehnen wir auch Diskriminierung, Ausgrenzung, kollektive Bestrafung und Gewalt gegen das palästinensische Volk aufgrund von ethnischer Zugehörigkeit, Rasse oder Religion als Sünde gegen Gott und die Menschheit ab.“
Der Weltkirchenrat fordert „eine Herangehensweise an die Situation zwischen Israel und Palästina, die nicht zu einem Wettstreit zwischen zwei gegensätzlichen Meinungen verkommt und bei der man sich nicht für die eine oder andere Seite entscheiden muss“. Stattdessen sollten „die gemeinsame Menschlichkeit sowie die Würde und die Rechte, die Gott allen Menschen in dieser Region im gleichen Maß gegeben hat, anerkannt und bekräftigt werden“.
Der ÖRK sei verpflichtet, auf das Leiden von Palästinensern einzugehen – auch von der christlichen palästinensischen Gemeinschaft. Sauca äußert die Vermutung, dass die Thematik auch bei der 11. Vollversammlung in Karlsruhe zur Sprache kommen wird.
Die Initiative hat an die Gäste der Vollversammlung im Vorfeld Bitten formuliert. Eine lautet: „Wir bitten darum, mit uns die Sorge um den jüdischen Staat Israel zu teilen, der durch Boykottaufrufe bedrängt wird; sich zu Unrecht an den Pranger gestellt sieht, indem junge Beobachter (EAPPI), finanziert vom Ökumenischen Rat, verdeckt einreisen und heimlich Belege zu angeblich unrechtem Verhalten von Soldaten und Behörden sammeln; durch islamistischen Terror und Krieg ständig bedroht wird. (eh)
15 Antworten
Eine Kirche die selber voll Sünde ist hat jegliche Fähigkeit an Kritik an Israel verloren
Ja, sehr viel berechtigte Kritik am ÖRK – und danach müsste dort scheinbar noch erarbeitet werden worum es überhaupt geht und welche die Elefanten im Porzellanladen sind. Die 7 Sendschreiben in der Offenbarung wären wohl auch eine gute Lektüre für diese Leute – nicht nur für mich …
Kirche!
Sollten sie nicht endlich alle Opfer von Missbrauchsfällen aus ihren Reihen entschädigen?
Solche handeln nicht nach Jeshuas Vorbild.
Antisemitismus besteht von Anbeginn der röm./kath. Kirche.
M. Luther stand nicht zurück. Im Gegenteil.
Wobei wahre Christen nicht unerwähnt bleiben dürfen, die für Israel beten.
Eine Kirche die Gottes Wort neu interpretiert, das liebt, was Gott ein Gräuel ist (Gender; Ehe für Alle; das Sühneopfer Jesu ablehnt usw.), sich der Welt angedient hat, ein Freund der Welt ist, kann nicht das lieben, was Gott lieb und heilig ist, sein Eigentumsvolk und die „wahre“ Gemeinde.
Gottlosigkeit führt immer zu „verdecktem“ Antisemitismus.
L.G. Martin
Ich persönlich halte vom Gendern gar nichts, sehe die „Ehe für Alle“ gelassen und respektiere als Nicht-Christ die Überlieferung des Sühne-Opfers Jesu, nein, ich schätze sie sogar sehr (gibt eine grosse abrahamitische Religion, die könnte sich mal mit solchen Dingen beschäftigen).
Nur: Ich staune immer wieder, mit welcher Bestimmtheit Sie berichten, was Gott ein Gräuel ist und was er mag. Wirklich.
Lieber Eddie, ich würde Sie gerne mal persönlich kennenlernen!
Die Bibel, Gottes Wort ist so klasse, hilfreich und messerscharf.
L.G. Martin
@E.Jobson –
Sie „staunen … mit welcher Bestimmtheit … was Gott ein Graeuel ist!“ – Dann nehmen
Sie doch eine Bibel u. eine „Konkordanz“(bibl.Lexikon) u. schauen mal unter dem
Begriff „Graeuel“ nach u. Sie werden schnell finden, was – Untertan – damit meint! –
Sein Kommentar ist a b s o l u t o.k.!! –
Sich abschotten gegen Menschen, die das Existenzrecht Israels bestreiten, ist reiner Selbstschutz. Ein Territorium „Palästina“ hat nie existierte, nur als regionale Fremdbezeichnung römischer Besatzer. Palästinenser*innen im nahen Osten bilden keinen Staat, sondern sind und waren aufgesplittert auf sämtliche Nachbarländer Israels verteilt. Die terroristische Propaganda und umgesetzter wahlloser Terror palästinensischer Warlords – macht sie in keinem ihrer Heimatländer beliebt. Eine Zwei-Staaten Lösung wird mit jedem Anschlag, mit jedem Mord unwahrscheinlicher – denn welche Politiker mit Gehirn, wollen sich darauf einlassen einen Terrorstaat zum dauernden Nachbar zu haben? Solidaritätserklärungen sind wohlfeil – solange sie sich um die Fakten herumdrücken und nicht unmissverständlich sagen, wie das laufen soll? Die Voraussetzung für die Befriedung Irlands war der Verzicht auf den Terrorismus
Ich empfehle die aufklärerischen Broschüre , gratis als PDF von MENA WATCH unter Dokumente :
Eine vökerrechtliche Perspektive BESETZT – UMSTRITTEN – ANNEKTIERT ? Diese Broschüre ist geeignet subjektive manipulative Perspektiven auszuschalten und Licht in das Problem zu bringen. Ein ” Muß ” für jeden, der sich nicht vom unbegründete Haß leiten lassen will. Ein „besetztes“ Palästina gibt es nicht.
„Antipalästinensischer Rassismus“ 🤣🤣🤣. Seit wann sind die Palis eine Rasse?? Derselbe Schrott wie „antimuslimischer Rassismus“. Nur noch lächerlich, diese organisierten Pfaffen.
Ich erlaube mir, auf einen m.E. sehr informativen Film des israelischen Regisseurs Avi Mograbi hinzuweisen, der heute (Mittwoch 25.5.22 um 23.35 Uhr auf arte tv ausgestrahlt wird, aber bereit jetzt in der arte Mediathek aufgerufen werden kann. Der Titel des Films: „Israel als Besatzungsmacht – Soldaten erzählen“. Informationen aus erster Hand und die zu Wort kommenden israelischen Soldaten sind garantiert keine Antisemiten oder Judenhasser…
Sie sollten lernen „Mücken“ von „Elefanten“ zu unterscheiden, und dann Kritik (Konstruktive Kritik) am richtigen Ort anzubringen – da bin ich auch am üben …
Haben Sie auch eine Meinung zum Weltkirchenrat? Darum geht es in dem Artikel.
Wenn ich den Medien nur glauben könnte.
„15 Ich kenne dich genau und weiß alles, was du tust. Du bist weder kalt noch heiß. Ach, wärst du doch das eine oder das andere! 16 Aber du bist lau, und deshalb werde ich dich ausspucken. 17 Du bildest dir ein: ›Ich bin reich und habe alles, was ich brauche. Mir fehlt es an nichts!‹ Da machst du dir selbst etwas vor! Du merkst gar nicht, wie jämmerlich du in Wirklichkeit dran bist: arm, blind und nackt.“ (Offenbarung 3:15 -17-ff)
Dieses oben beschriebene Bild geben die diversen Kirchen & religiösen Vereinigungen heute weltweit ab. Es ist ein Zeichen der ablaufenden Welt-Zeit bevor Yeshua wiederkommt. Viele dieser Kirchen existieren nur noch darum, weil sie gut durchorganisiert sind; aber Leben (Yeshua) wird darin kaum gefunden werden. Die Bestrebungen nach einer „Eine-Welt-Religion“ und „Eine-Welt-Regierung“ spielt dem Widersacher Yahwes voll in die Hände. Die Illusion von Wohlstand und weltweiten Frieden wird viele Menschen verführen und noch weiter weg von dem wahren Gott Yahwe abirren lassen. Die, die Yeshuas Wiederkunft ersehnen, leben mit einer lebendigen Hoffnung, die auch über die Wirrnisse dieser Zeit hinausgehen. Yeshua wird seine (Braut-)Gemeinde zu sich holen, bevor hier auf der Erde der Teufel los ist.