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Herzog: Überlebende leisteten Beitrag zur Auferstehung des jüdischen Volkes

Zum Auftakt des Holocaustgedenktages betont Präsident Herzog den Neuanfang der Juden im Staat Israel. Premier Bennett fragt nach dem Grund für Antisemitismus.
Von Israelnetz
Präsident Herzog bei der Gedenkveranstaltung zu Jom HaScho'ah in Yad Vashem

JERUSALEM (inn) – Der Massenmord am jüdischen Volk war die dunkelste Stunde der Menschheit. Doch „drei Jahre, nachdem die Tore der Lager geöffnet worden waren, wurden die Überlebenden des Holocaust zu den Helden der Auferstehung“. Dies sagte der israelische Staatspräsident Jitzchak Herzog am Mittwochabend bei der Auftaktzeremonie zum Gedenktag Jom HaScho’ah. Er bezog sich damit auf die Gründung des jüdischen Staates im Mai 1948. An der Veranstaltung in der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem nahm auch die deutsche Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) teil.

Während seiner Ansprache präsentierte Herzog zwei Fotos. Ein Schwarz-Weiß-Bild vom 13. Oktober 1941 zeigt eine Mutter, die mit ihrem Kind am Rande einer Grube steht. Deutsche Soldaten richten Gewehre auf sie.

Foto: Security Services Archive, Historical Collection of the State Security Service (StB) Prague, archival no. H-770-3
NS-Schergen zielen auf eine Mutter und ihr Kind

„Als ich es in einem Buch der Historikerin Dr. Wendy Lower sah, einem Buch über dieses Foto, und nur dieses Foto, hatte ich das Gefühl, dass in mir mein gesamtes Wesen mit Trauer, mit Wut, mit Schmerz auf den Kopf gestellt wurde“, sagte der israelischer Präsident und fragte: „Was hat die Mutter dem Kind ins Ohr geflüstert?“

Auf dem zweiten Foto ist ein Arm der mittlerweile verstorbenen Auschwitz-Überlebenden Dora Dreibelt-Eisenberg mit der eintätowierten Häftlingsnummer 55374 zu sehen. Sie stammte aus dem polnischen Lodz. Auf ihrer Hand liegt der Arm ihrer kleinen Urenkelin Danielle Har Zvi. Eine Israelflagge vervollständigt das Bild. Es steht auf Herzogs Schreibtisch.

Foto: Karen Gillerman
Die Arme einer Überlebenden und der Urenkelin

Beide Fotos erzählten eine ganze Geschichte, sagte das Staatsoberhaupt. Auf dem zweiten Foto „hält das kleine Mädchen den Arm seiner Urgroßmutter. Die israelische Flagge berührt ihre Hände“. Das Bild erzähle die Geschichte und die Wiedergeburt des jüdischen Volkes.

Biblische Hoffnungsbotschaft

Als Ausdruck der Hoffnung nach dem Massenmord zitierte Herzog den biblischen Propheten Hesekiel (37,12–14): „So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will eure Gräber auftun und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf und bringe euch ins Land Israels … Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt, und will euch in euer Land setzen.“

Das Staatsoberhaupt forderte einen intensiven Kampf gegen Antisemitismus, auch in den sozialen Netzwerken. Judenhass sei ein Verbrechen gegen die Menschheit.

Bennett: Judenvernichtung einmaliges Ereignis

Premierminister Naftali Bennett (Jamina) las ein Formular aus Yad Vashem vor. Auf solchen Blättern können Angehörige den Tod eines Juden in der Scho’ah dokumentieren. Dieses Formular hatte eine Mutter ausgefüllt. Der Nachname der Verstorbenen war Reich, das Feld für den Vornamen ist leer. Geburts- und Sterbeort war das Vernichtungslager Auschwitz. Das kleine Mädchen hatte nach der Geburt nur eine halbe Stunde gelebt – und nicht einmal einen Namen erhalten.

Bennett betonte, dass die Scho’ah ein einmaliges Ereignis sei – auch wenn sie Ähnlichkeit mit anderen Geschehnissen habe. Normalerweise stecke irgendein politisches oder wirtschaftliches Ziel dahinter, wenn ein Volk das andere auslöschen wolle. Doch die Nationalsozialisten hätten die Juden nicht getötet, um ihre Arbeitsplätze oder Häuser zu erlangen. Sie hätten alle Juden vernichten wollen.

„Zum Beispiel wurde im April 1944 eine Spezialeinheit der Gestapo auf entlegene Pfade in den französischen Alpen geschickt, nur um 20 jüdische Kinder zu fangen und zu ermorden. Das kleinste war vier“, sagte der Premierminister. „Wie viel Energie, um ein paar Kinder zu töten.“ Und auch als sich im Krieg die deutsche Niederlage abzeichnete, sei die Judenvernichtung weitergegangen.

Wechselhafte Gründe für Antisemitismus

Bennett stellte in seiner Rede die Frage, woher Antisemitismus komme. Seine Antwort: „Es gibt keinen Grund.“ Judenhass erscheine in immer wieder anderem Gewand. Einmal seien Juden verfolgt worden, weil sie Kippa trugen und andere religiöse Riten praktizierten. Dann hätten ihnen Antisemiten wiederum die Assimilierung zum Vorwurf gemacht. Sie seien als „Volk ohne Land“ verunglimpft worden. Mittlerweile hätten sie einen eigenen Staat. Beides sei für Antisemiten ein Grund gewesen, Juden zu hassen.

Die Folgerung ist für Bennett, dass der Staat Israel immer die stärkste Armee haben müsse, um Juden notfalls verteidigen zu können. Juden seien wie eine Pflanze, die mit einem bestimmten Boden verbunden ist. Sie könnten in der Diaspora existieren und von Jerusalem träumen. Wirklich gedeihen könnten sie jedoch nur in Israel.

„Der Staat Israel ist der Sieg über die, die uns vernichten wollten“, betonte der Regierungschef. Dabei äußerte er sein Bedauern über die Spaltung zwischen politisch rechts und links orientierten Juden. Selbst beim Warschauer Ghettoaufstand, der auch ohne Meinungsverschiedenheiten aussichtslos gewesen wäre, hätten zwei jüdische Organisationen miteinander im Wettstreit gelegen: eine revisionistische, rechtsgerichtete und eine sozialistische, linksgerichtete.

„Selbst in der Vernichtung konnten sich Rechts und Links nicht auf eine Zusammenarbeit einigen“, stellte Bennett fest. Dieses „Gen der Spaltung“ dürfe keine Wirksamkeit mehr haben. Zum Glück habe Israel heute eine Armee, eine Regierung, ein Parlament, ein Volk.

Ein Fackelanzünder vor Zeremonie verstorben

Bei der traditionellen Zeremonie entzündeten fünf Überlebende der Judenvernichtung je eine Fackel. Schmuel Blumenfeld konnte die Aufgabe hingegen nicht mehr übernehmen. Er war wenige Tage vor dem Gedenktag verstorben. Seine Fackel entzündete der Sohn des Überlebenden, Arje Blumenfeld. Das Geschick der sechs Überlebenden wurde in kurzen Videos vorgestellt.

Foto: Yad Vashem
Für den verstorbenen Schmuel Blumenfeld entzündete der Sohn die Fackel

Sänger trugen mehrere passende Lieder vor. Eines heißt auf Hebräisch: „Tachat Siv Kochvei Schamajim“. Der jiddische Dichter Abraham Sutzkever verfasste es 1943 im Ghetto von Wilna mit dem Titel: „Unter dayne vayse shtern“.

Der aschkenasische Oberrabbiner von Israel, David Lau, sprach Psalmverse. Sein Gebet endete mit Psalm 23,3: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück“. Das Gebet zum Gedenken an Verstorbene, Kaddisch, sprach der sephardische Oberrabbiner Jitzchak Josef. Zudem betete ein Überlebender aus Libyen, Beni Harel, das „El Male Rachamim“ (Gott voller Erbarmen). (eh)

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2 Antworten

  1. Da können wir wahrhaftig mit einstimmen und Mitbeten: Adonai Roi, lo echssar – Der HERR ist nein Hirte …
    Israel ist und bleibt Gottes Land, bleibt Ihre Heimat, auch wenn die Welt dagegen schreit. Es liegt an uns Allen, immer wieder für Volk und Land in den Riss zu stehn. Bleiben wir weiter treue WächterInnen auf Zions Gebetsmauern. Ja, nie wieder! Schalom

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  2. Der Antisemitismus hat eine Ursache: Satans Hass auf das jüdische Volk. Er veranlasste die Judenhasser sich immer wieder neue Verschwörungstheorien auszudenken. Die schlimmsten sind die angeblichen „Protokolle der Weisen von Zion“ – erdacht vom zaristischen Geheimdienst. Bis Heute glauben viele Antisemiten diesem verlogenen Machwerk.

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