KIEW / JERUSALEM (inn) – Ein israelischer Staatsbürger ist am Montag in der Ukraine durch Schüsse ums Leben gekommen. Offenbar handelte es sich um eine Verwechslung. Er wollte mit einem Konvoi an die moldawische Grenze fahren und nach Israel fliegen, hieß es aus dem israelischen Außenministerium. Doch ukrainische Soldaten eröffneten das Feuer auf die Fahrzeuge. Vater Jafim sagte dem israelischen Sender „Kanal 12“, sie hätten die Flüchtenden für Tschetschenen gehalten.
Bei dem Beschuss kam Roman Brodsky ums Leben. Seine Familie war nach Israel eingewandert, als er 13 Jahre alt war. Seit zwei Jahren lebte der DJ mit Lebensgefährtin Mila und zwei Kindern wieder in der Ukraine. Obwohl die Schüsse von ukrainischen Soldaten kamen, macht die Familie den „Diktator“ Wladimir Putin für seinen Tod verantwortlich. Der israelische Regierungschef Naftali Bennett (Jamina) bekundete den Angehörigen sein Beileid.
Indes sind sich Vater und Lebensgefährtin des Verstorbenen uneins über den Ort für das Begräbnis. Der Vater forderte Mila auf, den Leichnam nach Schytomyr zu bringen. Die Stadt liegt etwa 120 Kilometer westlich von der Hauptstadt Kiew. Von dort könnten die sterblichen Überreste nach Israel geflogen werden. Doch die Lebensgefährtin hat Angst wegen der Bombenangriffe: „Ich weiß nicht, ob ich lebend hier herauskommen kann oder es schaffe, ihn dorthin zu bringen. Sie schießen wie verrückt“, zitiert sie der Fernsehsender.
Enkelin einer geretteten Jüdin: Letzten Willen der Großmutter erfüllen
Um eine Evakuierung mit besonderem Hintergrund bemüht sich die Enkelin einer Überlebenden der Scho’ah. Ihre Familie will den Enkelinnen derjenigen helfen, die vor etwa 80 Jahren ihrer Großmutter Schutz vor den Nationalsozialisten boten. Die Jüdin Fania Bas hatte sich ein Jahr in den Wäldern versteckt, bevor sich die Familie von Maria Blyschtschyk ihrer annahm.
Die beiden Enkelinnen der Ukrainerin, die als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt wurde, haben bereits in Israel gelebt. Doch dann lief das Visum aus, das Nachkommen von Judenrettern zusteht. Also kehrten sie in ihr Dorf nahe Riwne, im Nordwesten der Ukraine, zurück. Es befindet sich etwa 80 Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt.
„Wir sind die ganze Zeit mit ihnen im Gespräch“, sagte die Enkelin der Geretteten, Scharon Bas-Maor, laut der Zeitung „Yediot Aharonot“. „Sie sind in jeder Hinsicht unsere Familie. Jetzt versuchen wir, für sie da zu sein.“ Vor dem russischen Angriff hätten sie viel Kontakt mit den beiden Enkelinnen gehabt.
„Sie waren davor sehr angespannt. Aber niemand dachte, dass es zum Krieg kommen würde.“ Die Ukrainerinnen wollten fliehen – und vorher sicher sein, dass sie nach Israel kommen können. „Es war der letzte Wille meiner Großmutter, dass wir immer für sie sorgen“, betonte die Enkelin der Überlebenden. (eh)