JERUSALEM (inn) – Minister der israelischen Regierung wollen die Tourismusbranche mit einem neuen Hilfspaket unterstützen. Den Plan dafür gaben Regierungschef Naftali Bennett (Jamina) und Finanzminister Avigdor Lieberman (Israel Beiteinu) am Mittwoch bekannt. Die Gesamtregierung muss dem noch zustimmen. Hintergrund sind Reisebeschränkungen angesichts der Omikron-Variante des Coronavirus.
Bei Bewilligung stellt der Staat umgerechnet rund 43 Millionen Euro für Hotels bereit, die Einbußen von 40 Prozent und mehr aufweisen. Zusätzliche 17 Millionen Euro sind vorgesehen, um Lohnkosten und andere Ausgaben aufzufangen. Zudem sollen 25.000 Touren auf Kosten des Staates durchgeführt werden. Angestellte der Tourismusbranche erhalten Unterstützung für eine Umschulung, wenn sie einen Berufswechsel anstreben. Als Sofortmaßnahme werden Angestellte, die im Tourismusbereich derzeit keine Arbeit finden, bei der Bekämpfung der Corona-Krise eingesetzt, etwa in Schulen oder Gemeindebehörden.
Am Montag hatten rund 300 Angestellte aus der Tourismusbranche gegen die Corona-Restriktionen protestiert. Sie beklagten, es gebe keine Entschädigung für die Einbußen. Unmut herrschte auch über eine Aussage von Lieberman, der den Betroffenen einen Berufswechsel nahegelegt hatte. Am Montag nahm er die Aussage zurück, erklärte aber zugleich, dass auch im kommenden Jahr weniger Touristen kommen würden. Eine Umschulung sei daher der richtig Weg.
Omikron-Infektionen an Jerusalemer Schule
Israel hatte am Sonntag wegen der Omikron-Variante Reisen von und nach Dänemark und Großbritannien verboten. Am Mittwoch fügte das Gesundheitsministerium sieben weitere Länder hinzu: Finnland, Frankreich, Norwegen, Schweden, Spanien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Regierung muss dem noch zustimmen. Die Gesundheitsexperten erwägen außerdem, Deutschland und die USA auf die Liste der sogenannten Roten Länder zu setzen.
Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich mehr als 60 Schüler und zwei Lehrer der in der Jerusalemer Altstadt gelegenen Tehilla-Evelina-de-Rothschild-Mädchenschule mit der Omikron-Variante infiziert haben. Die Schule wurde daraufhin geschlossen. Am Freitag geht sie zum Fernunterricht über. Am Dienstag sprach das Gesundheitsministerium noch von 89 bestätigten Omikron-Fällen im Land.
Unterdessen haben sich sowohl Regierungschef Bennett wie auch Verteidigungsminister Benny Gantz (Blau-Weiß) in Quarantäne begeben. Bennett war auf dem Rückflug nach seinem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Kontakt mit Infizierten gekommen. Bei Gantz war es ein Mitarbeiter seines Teams.
Die Zahl der schweren Corona-Fälle geht jedoch weiter zurück. Am 12. Dezember lag dieser Wert erstmals seit dem 25. Juli wieder unter 100. Am Mittwoch waren dem Gesundheitsministerium 83 Fälle bekannt.
Christen fordern Gleichbehandlung
Indes haben sich auch Kirchen im Land mit Protest zu Wort gemeldet. Die christlichen Tourismusstätten leiden ebenfalls unter den Reisebeschränkungen. Empörung verursacht jedoch die Entscheidung der Regierung, Juden im Rahmen des Taglit-Programms ins Land zu lassen. Die Interessenten müssen dafür geimpft sein und in Kleingruppen bleiben. Wadi Abu Nassar von der „Versammlung der katholischen Ordinarien des Heiligen Landes“ sprach laut der Nachrichtenseite „Times of Israel“ von einer „rassistischen Diskriminierung“. Der Sprecher fordert die israelischen Behörden dazu auf, „alle gleich zu behandeln, die das Land besuchen wollen, ohne Unterscheidung zwischen den Religionen“.
Neben den Maßnahmen im eigenen Land blickt die israelische Regierung auch auf die Corona-Lage in Afrika. Laut einer Mitteilung vom Mittwoch spendet Israel eine Million Impfdosen des Herstellers AstraZeneca an die Impfkampagne der Vereinten Nationen (COVAX). Laut Außenministerium gehen die Impfdosen an jedes vierte afrikanische Land; eine genaue List gibt es nicht. Außenminister Jair Lapid (Jesch Atid) schrieb auf Twitter: „Ich bin froh, dass Israel zur Auslöschung der Pandemie beitragen kann.“
Israel nutzt derartige Vorstöße auch für diplomatische Ziele. Die Regierung dürfte dabei auch im Blick haben, dass die Afrikanische Union Ende Januar erneut über die Aufnahme Israels als Beobachterstaat befinden will. Unter anderen hatte Algerien gegen die Aufnahme Ende Juli Protest eingelegt. (df)