SOTSCHI (inn) – Russland wird Israel weiterhin Luftschläge in Syrien gewähren, ohne selbst einzugreifen. Das sagte der israelische Bauminister Se’ev Elkin (Neue Hoffnung), der Premier Naftali Bennett (Jamina) nach Russland als Übersetzer und Berater zu einem Treffen mit Staatspräsident Wladimir Putin begleitet hatte.
Dieses Arrangement galt bereits unter Bennetts Amtsvorgänger Benjamin Netanjahu (Likud). Israel versucht durch die Luftschläge zu verhindern, dass sich der Iran oder die Hisbollah in Syrien militärisch festsetzen. Selten bestätigt das Militär allerdings die einzelnen Angriffe.
Besondere Verbundenheit
Putin wies in Sotschi bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse darauf hin, dass es ein Interesse Russlands sei, die syrische Staatlichkeit wiederherzustellen. In dieser Hinsicht gebe es noch viele Probleme, aber auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit, „besonders mit Blick auf den Kampf gegen Terrorismus“.
Der russische Präsident betonte am Freitag außerdem, dass Bennetts Besuch fast mit dem 30-jährigen Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen am 18. Oktober 1991 zusammenfällt. Diese Beziehungen seien „einzigartig“, in Israel lebe die größte russische Gemeinschaft außerhalb des Landes. Die gute wirtschaftliche Zusammenarbeit könne aber mit Blick auf das Volumen noch ausgebaut werden.
Blick auf Gedenken
Bennett betonte seinerseits, er betrachte Putin als „wahren Freund des jüdischen Volkes“. Nicht zuletzt sei die Verbundenheit zwischen den Nationen durch die eine Million russischer Juden in Israel begründet, die Bennett als „Botschafter“ bezeichnete. „Sie bringen eine Mentalität der harten Arbeit und Stärke. Das ist ein großartiger Beitrag für den Staat Israel.“
Der Premier legte außerdem den Fokus auf das Gedenken: Der Heroismus der Russen im Kampf gegen Nazi-Deutschland könne nicht überbewertet werden. Bennett erklärte, er sehe es als Verantwortung, die Dankbarkeit dafür auch in kommenden Generationen aufrecht zu erhalten. Dazu diene etwa das 2012 eingeweihte Siegesdenkmal in Netanja oder das 2020 eingeweihte Monument zur Schlacht um Leningrad im Jerusalemer Sacher-Park.
Bennett ergänzte, derzeit baue Israel ein Museum für das Gedenken an jüdische Soldaten im Zweiten Weltkrieg. In der Roten Armee hätten 500.000 Juden gedient, davon seien etwa 200.000 gefallen. Das Museum soll nach dem früheren Präsidenten Chaim Herzog, dem Vater des derzeitigen Präsidenten Jitzchak Herzog, benannt werden.
Verlängerte Reise
Das Gespräch mit Putin verlief länger als gedacht. Daher entschied sich Bennett, in Sotschi zu bleiben, um nicht am Schabbat zu reisen. Nach Ende des jüdischen Ruhetages rief Putin Bennnett an und dankte ihm für das „gute und tiefgehende Treffen“. Außerdem lud er ihn und dessen Frau nach Sankt Petersburg ein, wie das israelische Regierungsamt mitteilte.
Bereits bei seinem Aufenthalt in Washington Ende August hatte Bennett den Rückflug verschoben, um die Schabbat-Ruhe zu halten. Damals hatte die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan dazu geführt, dass ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden um einen Tag auf den Freitag verschoben wurde.
Von: df