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Palästinensischer Journalist inhaftiert

Weil er sich nach einer grundlosen Kündigung beim Staatsfernsehen direkt an den Präsidenten wandte, wird ein palästinensischer Journalist festgenommen. Aus Angst vor Konsequenzen wird der Vorfall nicht öffentlich gemacht. Nun beschwert sich der Vater des Inhaftierten.
Als Nachrichtendirektor des Senders „Palestine TV" hatte Al-Nadschar Zugang zum palästinensischen Präsidenten. Offenbar wurde ihm dieser nun zum Verhängnis.

RAMALLAH (inn) – Der palästinensische Journalist Hassan al-Nadschar ist von Sicherheitskräften der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) festgenommen worden und befindet sich seitdem in Haft. Al-Nadschar war viele Jahre Nachrichtendirektor beim in Ramallah ansässigen Sender „Palestine TV“.

Thabet al-Nadschar, Hassans Vater, sagte gegenüber der israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“ am Dienstag: „Dass mein Sohn seit 25 Tagen im Gefängnis sitzt, ist eine große Ungerechtigkeit. Welches Verbrechen hat er denn begangen?“

Thabet erzählt: „Neun Jahre lang hat mein Sohn für ‚Palestine TV‘ gearbeitet. Vor etwa vier Jahren ist ein Streit zwischen ihm und dem Generaldirektor der der Palästinensischen Rundfunkgesellschaft PBC, Ahmad Assaf, entbrannt. Assaf warf ihm üble Nachrede vor. Er und ein paar seiner Kollegen wollten ihn loswerden und versetzten ihn in die Büros der nordpalästinensischen Stadt Kalkilia.“

Nach seiner Kündigung vor mehr als drei Wochen habe Hassan den PA-Präsidenten Mahmoud Abbas (Fatah) auf dessen Privatnummer angerufen, um sich über die willkürliche Kündigung beim staatlichen Sender zu beschweren. Daraufhin sei die Festnahme des 33-Jährigen erfolgt.

Keine Presse aus Angst vor Repressalien

In dem Telefonat, dessen Mitschnitt der „Jerusalem Post“ vorliegt, hatte Al-Nadschar den Präsidenten gebeten, ihm zu helfen. Der 85-Jährige habe ihm geduldig zugehört und ihn schließlich an seinen Büroleiter Said Lahham verwiesen. Dieser würde ihm helfen. Al-Nadschar vereinbarte ein Treffen mit Lahham für den nächsten Tag, doch als er zum verabredeten Zeitpunkt in der Muqataa, dem PA-Hauptquartier, erschien, hätten ihn Sicherheitskräfte festgenommen und in eine Haftanstalt in Ramallah gebracht.

Wie sein Vater und einige palästinensischen Journalisten berichteten, war Al-Nadschar bereits vor einigen Jahren wegen des Vorwurfs der Beleidigung hochrangiger PA-Beamter für drei Monate festgenommen worden. Ein Sprecher der PA-Sicherheitskräfte bestätigte das. Dazu, ob die erneute Inhaftierung, tatsächlich mit dem Anruf bei Abbas zu tun habe, äußerte er sich nicht. Der „Jerusalem Post“ zufolge sind Bemühungen der Al-Nadschar-Familie aus Jatta bei Hebron, Appelle an den Präsidenten in den Medien zu veröffentlichen, bisher erfolglos geblieben. Journalisten aus Ramallah hätten nichts über den Vorgang veröffentlicht, aus Angst, von den PA-Sicherheitskräften bestraft zu werden.

Restriktionen führen zu Selbstzensur

Anlässlich des Internationalen Tages der Pressefreiheit am Montag sagte die palästinensische Journalistin Faten Elwan der „Jerusalem Post“, dass sich seit der Machtübernahme von Abbas vor 15 Jahren die relative Freiheit palästinensischer Journalisten geändert habe: „Plötzlich merkten wir, dass sich unser Land in einen Polizeistaat verwandelt. Jedes Wort, das du sagst, kann gegen dich verwendet werden.“

Die älteren Journalisten wären anfangs nicht angefeindet worden, aber gerade die jüngeren Kollegen und die in den Sozialen Medien Tätigen hätten körperliche und mentale Angriffe erlebt, vor allem, wenn sie kritisch über die PA-Führung berichtet hätten. Die Restriktionen hätten viele schließlich zur Selbstzensur angestiftet. „Was den Journalismus angeht, leben wir in einer dunklen Zeit“, sagte Elwan.

Von der internationalen Organisation „Reporter ohne Grenzen“ sind die palästinensischen Gebiete auf der diesjährigen Rangliste der Pressefreiheit, dem „World Press Freedom Index“, auf Platz 132 von 180 gelistet. Israel liegt demnach auf Platz 86. Die Liste wird jährlich auf der Grundlage von Fragebögen an Journalisten, Forscher, Juristen und Menschenrechtler erstellt.

Von: mh

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