JERUSALEM (inn) – Der Likud und seine möglichen Partnerparteien erreichen bei den 24. Knessetwahlen nach einer ersten Prognose mit 62 Sitzen knapp die Regierungsmehrheit. Laut den kombinierten Prognosen dreier Sender kommt der Likud auf 32 Sitze, 5 weniger als bei den vorigen Wahlen. Auf den Gegenblock entfallen – Jamina einberechnet – 58 Sitze. Er wird von der Partei Jesch Atid angeführt, die 1 Sitz dazugewinnt und 17 Sitze erhält. Die erstmals angetretene Partei Neue Hoffnung gewinnt 6 Sitze, Blau-Weiß 7. Die vollständige Auszählung der Stimmen kann bis zum Ende der Woche andauern.
Eine Regierungsmehrheit für Netanjahu hängt an Jamina-Chef Naftali Bennett. Dieser hatte sich im Vorfeld nicht eindeutig zu Netanjahu bekannt. Am Wahlabend wurde die Partei auch nach der Bekanntgabe der Prognosen nicht konkreter. Sie teilte lediglich mit, anhand der finalen Ergebnisse zu entscheiden, „was das Beste für die Öffentlichkeit ist, die uns gewählt hat“.
Im Verlauf des Wahltags zeichnete sich eine geringe Wahlbeteiligung ab. Das rief die Chefs der großen Parteien auf den Plan: Sie riefen die Israelis unermüdlich auf, wählen zu gehen. Zwei Stunden vor Schließung der Wahllokale lag die Beteiligung bei 60,9 Prozent, so niedrig wie seit 2009 nicht mehr. In der Armee war die Beteiligung hingegen mit 77 Prozent so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.
Besonders niedrig fiel die Wahlbeteiligung jedoch bei den Arabern aus: Nur 44 Prozent gaben ihre Stimme ab. Dies mag ein Grund dafür sein, dass die Ra’am-Partei von Mansur Abbas den Einzug in die Knesset laut den Prognosen verfehlt. Umfragen sahen Ra’am bei 4 Sitzen. Abbas gab sich aber zuversichtlich, dass seine Partei im Verlauf der Auszählung doch noch die Sperrklausel von 3,25 Prozent schafft.
Am Abend kam es in Südisrael zu einem Zwischenfall: Terroristen aus dem Gazastreifen feuerten eine Rakete ab, sie schlug in einer unbewohnten Gegend bei Be’er Scheva ein. Netanjahu befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Stadt. Bennett nutzte dies gleich für den Wahlkampf und erhob einen alten Vorwurf gegen Netanjahu: Dieser gehe zu lasch gegen die Terrorgruppen vor.
Von: df