JERUSALEM (inn) – Israel hat den seit drei Wochen geltenden Corona-Lockdown bis zum Freitagmorgen verlängert. Der Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv bleibt vorerst bis Sonntag geschlossen – Flüge werden nur bei humanitären Notfällen genehmigt. Das hat die Regierung in Jerusalem am Sonntag beschlossen. Die Knesset billigte zudem eine Erhöhung der Bußgelder für Verstöße gegen die Corona-Beschränkungen.
Gemäß der Lockdown-Regeln dürfen sich die Menschen nur in Ausnahmefällen mehr als 1.000 Meter von ihrem Wohnort entfernen. Wer Geschäfte oder Restaurants trotz der angeordneten Schließung öffnet, muss eine Geldstrafe von umgerechnet 2.500 Euro zahlen. Bisher lag die Geldbuße bei rund 1.250 Euro. Am Mittwoch will die Regierung erneut beraten, ob eine weitere Verlängerung des Lockdowns nötig ist.
Tausende Haredim bei Trauerfeiern
Derweil schnellen die Corona-Neuinfektionen im Land weiter in die Höhe – trotz erfolgreicher Impfkampagne. Mehr als drei Millionen Israelis haben bislang die erste Dosis erhalten. Etwa 1,8 Millionen wurden bereits das zweite Mal geimpft. Doch Verstöße gegen die Corona-Regeln gehören zur Tagesordnung. Noch während die Regierung über eine Verlängerung des Lockdowns beriet, nahmen in Jerusalem Tausende ultra-orthodoxe Männer an den Begräbnissen zweier führender Rabbiner teil. Ohne Abstand zog die Menge durch die Straßen, viele Teilnehmer trugen keine Maske. Rabbi Meschulam Dovid Soloveitchik hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Coronavirus angesteckt und war am Sonntag nach monatelanger Krankheit im Alter von 99 Jahren verstorben. Wenig später verstarb mit 98 Jahren Rabbi Jitzhok Scheiner.
Obwohl die Teilnehmer klar gegen die Corona-Auflagen verstießen, griffen die Sicherheitskräfte nicht ein. Ein hochrangiger Polizeivertreter wies am Montag Vorwürfe aus der Bevölkerung zurück, die Sicherheitskräfte würden weniger streng gegen Haredim vorgehen. Hätte die Polizei eingegriffen, wären Hunderte Menschen zertrampelt worden, sagte Hauptkommissar Assi Aharon gegenüber dem Sender „Y-Net-TV“. Er fügte hinzu: „Wir haben 60 Busse aus anderen Orten im Land daran gehindert, zu den Beerdigungen zu gelangen. Rund 15.000 Einwohner wohnten den Beisetzungen bei, darunter Tausende Kinder. An einem normalen Tag wären 100.000 Menschen gekommen.“ In den vergangenen Wochen war es immer wieder zu teils gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizisten und ultra-orthodoxen Juden gekommen.
Trotz Verbots: Palästinensische Arbeiter pendeln – Behörden drücken Auge zu
Unterdessen berichtet die „Times of Israel“ von weiteren Verstößen gegen Corona-Beschränkungen in größerem Rahmen: Demnach überquerten seit einiger Zeit Hunderte palästinensische Arbeiter aus dem Westjordanland illegal die Grenze nach Israel. Die Zeitung veröffentlichte Bilder und Videos, auf denen Palästinenser zu sehen sind, die unter anderem bei Hebron durch Löcher im Grenzzaun auf die israelische Seite gelangen.
Drohnenbilder zeigen, wie Palästinenser an den Schlupflöchern Schlange stehen. Auf der israelischen Seite steigen sie dann in bereitstehende Busse, die sie offenbar zu ihren Arbeitgebern bringen. Einige Palästinenser hatten entsprechende Videos selbst in sozialen Netzwerken verbreitet.
Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, hat Israel die Grenze für palästinensische Arbeiter geschlossen. Diese sind angehalten, während des Lockdowns in Israel zu bleiben. Israelische Arbeitgeber müssen den Palästinensern dafür Unterkunft und Verpflegung stellen. Allerdings kämen nicht alle Arbeitgeber dieser Aufforderung nach, so dass viele Arbeiter doch täglich nach Hause kehrten. Laut dem Zeitungsbericht werde der illegale Grenzübertritt offenbar geduldet.
אלפי פלסטינים נכנסים לישראל דרך פרצה בגדר ההפרדה בדרום הר חברון | תיעוד@roysharon11 pic.twitter.com/2AHxipkvtj
— כאן חדשות (@kann_news) 31. Januar 2021
Wie das Gesundheitsministerium am Montag bekannt gab, sind in Israel 4.796 Menschen nach einer Ansteckung mit dem Coronavirus gestorben – allein 1.433 davon im Januar. Insgesamt wurde in Israel bei 646.277 Personen das Virus nachgewiesen. Derzeit gibt es 68.331 aktive Fälle, darunter sind 1.140 Patienten mit einem schweren Verlauf. 390 Menschen schweben nach einer Covid-19-Erkrankung derzeit in Lebensgefahr.
Von: dn