RABAT (inn) – Eine israelische Delegation ist am Mittwochmorgen von ihrem Besuch in Marokko zurückgekehrt. Die Diplomaten waren unter der Leitung des nationalen Sicherheitsberaters Meir Ben-Schabbat am Dienstagmorgen nach Rabat gestartet. Eine US-Delegation um den Chefberater und Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, flog mit ihnen. Es war der erste kommerzielle Direktflug von Israel nach Marokko.
Das nordafrikanische Land hatte am 10. Dezember erklärt, seine Beziehungen zum jüdischen Staat normalisieren zu wollen. Es folgte damit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und dem Sudan, die nach US-Vermittlungen innerhalb der vergangenen vier Monate diplomatischen Beziehungen zu Israel zustimmten.
Eine Sache von Wochen
Nach ihrer Ankunft besuchte die Delegation zunächst das Mausoleum des marokkanischen Königs Mohammed V. – ein nationales Wahrzeichen – und legte dort Kränze nieder. Danach trafen die Diplomaten den marokkanischen König Mohammed VI. samt Regierungsvertretern in dessen Palast. Sie unterzeichneten eine gemeinsame Verpflichtung, normale Beziehungen bis Ende Januar 2021 aufzunehmen. Zudem wurden Abkommen über zivile Luftfahrt, Finanzen, Wasserwirtschaft und Visafreiheit für Diplomaten unterschrieben.
Marokko und Israel hatten zwischen 1994 und 2000 bereits gegenseitige Verbindungsbüros unterhalten. Marokko brach die Beziehungen nach Ausbruch der „Zweiten Intifada“ ab. Die Immobilien befinden sich bis heute im Besitz des jeweiligen Landes. Entsprechend zügig können die Büros wieder besetzt werden. Das israelische Verbindungsbüro in Rabat soll binnen zwei Wochen seine Arbeit aufnehmen. Der marokkanische Außenminister Nasser Burita kündigte ebenfalls an, sein Land werde in den kommenden zwei bis drei Wochen eine entsprechende Stelle in Tel Aviv eröffnen.
Historische Bande
In seiner Rede vor der Unterzeichnung lobte Kushner die Entwicklungen: „Marokko und Israel machen Riesenschritte in Richtung Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen und wirtschaftlicher Kooperation.“ Besonders dürften sich laut Kushner die rund eine Million Israelis mit marokkanischen Wurzeln darüber freuen. Ben-Schabbat, der selbst marokkanischer Abstammung ist, pflichtete ihm bei – erst auf Arabisch, dann auf Hebräisch.
Noch in den 40er Jahren lebten in Marokko rund 250.000 Juden. Mit Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 ging die Zahl drastisch zurück. Doch bis heute beherbergt der Maghreb-Staat mit 3.000 Menschen die größte jüdische Gemeinschaft in Nordafrika.
Im Gegenzug für die Normalisierung mit Israel hatten die USA zugesagt, die Westsahara als marokkanisches Territorium anzuerkennen. Kushner versprach in Rabat, die US-Regierung werde ein Konsulat in der westsaharischen Stadt Dachla eröffnen. Marokko hält einen großen Teil der Westsahara seit deren Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1975 besetzt. Die linksgerichtete „Polisario-Front“ kämpft mit Unterstützung Algeriens für die Unabhängigkeit der Westsahara.
Von: tk