NEOM (inn) – Der israelische Premier Benjamin Netanjahu hat sich am Sonntag mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Salman in der neuen saudischen Planstadt Neom getroffen. Es handelt sich um die erste bekannte Zusammenkunft zwischen politischen Vertretern der beiden Länder auf dieser Ebene.
Das Treffen in der Stadt im Nordwesten des Landes war nicht angekündigt; erst am Montag bestätigten es israelische und saudische Regierungsvertreter laut mehreren Medienberichten. Mit dabei war demnach auch der amerikanische Außenminister Mike Pompeo sowie der Leiter des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, Jossi Cohen. Am Montagnachmittag erklärte der saudische Außenminister Prinz Faisal Bin Farhan hingegen, es habe „während des Besuches von Außenminister Pompeo“ kein solches Treffen gegeben.
Bekannter Flieger
Netanjahu benutzte einem Bericht der „Jerusalem Post“ zufolge einen Privatjet des Unternehmers Udi Angel, Miteigentümer des Mischkonzerns Ofer. Das Flugzeug startete um etwa 20 Uhr israelischer Zeit und kehrte nach Mitternacht zurück. Laut der Rundfunkanstalt „Kan“ nutzte Netanjahu diesen Flieger bereits für seinen Besuch im Oman Ende Oktober 2018.
Offenbar hatten weder der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz noch Außenminister Gabi Aschkenasi (beide Blau-Weiß) Kenntnis von der Reise. Am Sonntag war ein Treffen des Corona-Kabinetts anberaumt. Netanjahus Büro sagte es mit dem Hinweis ab, Wissenschaftsminister Jitzhar Schai (Blau-Weiß) brauche noch Zeit für die Entwicklung eines digitalen Überwachungsprogramms.
Normalisierung mit Bedingung
Über die Inhalte der Gespräche wurde wenig bekannt. Laut dem Sender „Kan“ ging es vor allem um den Iran und die zu erwartende neue amerikanische Regierung. Noch am Sonntag betonte Netanjahu in einer Rede zum Gedenken an Staatsgründer David Ben-Gurion in Sde Boker, es dürfe keine Rückkehr zum vorherigen Iran-Deal geben.
Der Besuch in Saudi-Arabien scheint ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu sein. Zuletzt hatte das Königreich Israel weitere Überflugrechte gewährt. Erst am Samstag hatte der saudische Außenminister Bin Farhan jedoch deutlich gemacht, dass Friede mit den Palästinensern eine Bedingung für die Normalisierung sei.
Unterdessen forderte Sami Abu Suhri von der Terror-Organisation Hamas eine Erklärung von Saudi-Arabien. Der Besuch Netanjahus sei „eine Beleidigung für die Nation und eine Einladung, palästinensische Rechte anzugreifen“.
Von: df