ANKARA (inn) – „Jerusalem ist unsere Stadt.“ Das sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag in einer Rede vor dem türkischen Parlament. „In dieser Stadt, die wir während des Ersten Weltkriegs unter Tränen verlassen mussten, kann man immer noch auf Spuren des osmanischen Widerstands stoßen. Jerusalem ist also unsere Stadt, eine Stadt von uns“, erklärte er. So sei das architektonische Erscheinungsbild Jerusalems bis heute von Sultan Süleyman dem Prächtigen geprägt.
Erdogan bezieht sich mit seinen Aussagen auf die 501 Jahre andauernde Herrschaft des Osmanischen Reiches über Jerusalem, als dessen Nachfolgerstaat er die Türkei betrachtet. Erst im Jahr 1917 verloren die Osmanen Jerusalem an Großbritannien. Im Zuge des Sechs-Tage-Krieges eroberte Israel 1967 den Ostteil der Stadt von Jordanien, der Westteil war bereits seit dem Unabhängigkeitskrieg 1948/49 unter israelischer Verwaltung.
In der Vergangenheit warf Erdogan Israel immer wieder vor, Israel wolle Jerusalem „judaisieren“. Außerdem verurteilte er 2017 den Schritt der Amerikaner, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen. Für ihn sei die Jerusalem-Frage kein „gewöhnliches geopolitisches Problem“.
Erdogan will sich um Palästinenser kümmern
In seiner Rede sprach Erdogan auch über die „Notlage“ der Palästinenser. „Eine weitere Krise, die unser Land und unsere Nation aufmerksam verfolgt, ist die Unterdrückung der Palästinenser durch Israel.“ Diese lebten seit „tausenden von Jahren“ in Jerusalem. Aber durch die israelische Besetzung seien die Rechte der Palästinenser verletzt worden. Erdogan versprach deshalb, der Palästinenserfrage weiterhin „große Aufmerksamkeit“ zu schenken. „Wir betrachten es als eine Ehre im Namen unseres Landes und unserer Nation, die Rechte des unterdrückten palästinensischen Volkes auf jedem Weg zum Ausdruck zu bringen.“ Wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet, wollte das israelische Außenministerium die Rede nicht kommentieren.
Bereits vor wenigen Tagen griff Erdogan auf der UN-Generalversammlung Israel verbal an. In einer vorab aufgezeichneten Videobotschaft beschuldigte der türkische Präsident den jüdischen Staat, „seine schmutzige Hand“ über Jerusalem auszustrecken. Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan verließ daraufhin wegen „antisemitischer Aussagen gegen Israel“ den Saal.
Von: mas