JERUSALEM (inn) – Eine neue Politik soll potentielle palästinensische Attentäter abschrecken: Israel wird künftig die Leichen getöteter palästinensischer Terroristen nicht mehr an deren Familien zurückgeben.
Bislang galt die Regel, dass nur Leichen von Hamas-Mitgliedern zurückbehalten werden dürfen. In den vergangenen Monaten hat Israel jedoch auch die Körper einiger anderer getöteter Attentäter einbehalten. Bereits im November hatte der damalige Verteidigungsminister Naftali Bennett angeordnet, dass die Leichen aller palästinensischen Terroristen einbehalten werden. So soll unter anderem verhindert werden, dass die Terroristen bei ihrer Beisetzung als Helden gefeiert werden. Die Maßnahme bedurfte noch der Zustimmung des Sicherheitskabinetts.
Auf Antrag von Verteidigungsminister Benny Gantz wurde dieses Vorgehen nun offiziell geregelt. Das Sicherheitskabinett stimmte am Mittwoch für die Maßnahme. Demnach werden die Leichen von Terroristen nur noch in Ausnahmefällen an die Familien zurückgegeben. Die Entscheidung hierfür liegt beim Verteidigungsminister.
Gantz, der Premierminister in spe, begrüßte den Beschluss. Er verfolge seit seinem Amtsantritt Mitte Mai eine Politik der Abschreckung. So sollen außerdem verstärkt Gelder von Terror-Organisationen beschlagnahmt und die Reaktionen auf Gewalt an allen Fronten verschärft werden. Das Einbehalten der Leichen von Terroristen sei Teil der Verpflichtung, die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten und die Leichen von im Kampf getöteten Armeeangehörigen nach Hause zu bringen, sagte der Blau-Weiß-Politiker laut der Zeitung „Jerusalem Post“. Er fügte hinzu: „Ich hoffe, unser Feind versteht und verinnerlicht die Botschaft gut.“
Rechtszentrum: „Barbarische Politik“
Kritik äußerte das Zentrum für die Rechte arabischer Minderheiten in Israel, Adala. Die Entscheidung des Sicherheitskabinetts sei extrem problematisch und vom Motiv der Rache getrieben. Die Politik, Leichen als Verhandlungsgrundlage einzusetzen, sei barbarisch und widerspreche den menschlichen Grundwerten sowie dem internationalen Recht.
Israels Regierung setzt darauf, die sterblichen Überreste palästinensischer Terroristen gegen israelische Zivilisten und die Leichen getöteter Soldaten austauschen zu können. Derzeit hält die Hamas im Gazastreifen die Israelis Avera Mengistu und Hischam al-Sajed gefangen. Zudem hält sie die Überreste der Armeeangehörigen Oron Schaul und Hadar Goldin zurück. Die beiden Soldaten waren 2014 bei einer Militäroperation gegen die Terror-Infrastruktur der Hamas im Gazastreifen ums Leben gekommen.
Von: dn