ELIFELET (inn) – Die israelische Firma Hargol Foodtech will Heuschrecken als Nahrungsmittel salonfähiger machen. Ihr Ziel ist, „die ersten zu sein, die Heuschrecken im industriellen Maßstab züchten und die Welt mit einer gesünderen und nachhaltigeren Proteinquelle zu versorgen“.
Der Zuchtbetrieb des Unternehmens befindet sich auf den Golanhöhen. Die Tiere bekommen Weizengras als Futter und werden nach drei Monaten schockgefrostet und danach gebraten. Geschäftsführer Dror Tamir sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, es habe ihn zunehmend beschäftigt, „wie eine wachsende Weltbevölkerung umweltschonend mit genügend tierischem Protein versorgt werden kann“. Nachdem ihm klar geworden sei, „dass Insekten die Lösung sind“, habe er Hargol gegründet. „Hargol“ heißt auf Hebräisch Heuschrecke.
Ekel als Hindernis
In westlichen Ländern stelle jedoch der „Ekelfaktor“ noch ein großes Hindernis dar. Um den dortigen Konsumenten die Nahrung aus Insekten schmackhafter zu machen, will Hargol die Heuschrecken in Pulverform anbieten. Dieses kann dann zu verschiedensten Gerichten hinzugefügt werden. Der Plan sieht vor, schon bald Pfannkuchen- und Smoothie-Mischungen mit Heuschrecken-Pulver weltweit auf den Markt zu bringen.
Eine andere Hürde könnte in Exportrestriktionen liegen, die Produkte vom Golan betreffen. Die meisten Länder erkennen das Gebiet nicht als israelisch an. Da die Grashüpfer dort jedoch nur gezüchtet und woanders zu Pulver gemahlen werden, könnten Exporthindernisse umgangen werden.
Viele Pluspunkte
Laut der deutschen Verbraucherzentrale sind essbare Insekten „eine exzellente Quelle von Omega-3-Fettsäuren, B-Vitaminen und wichtigen Mineralstoffen“. Studien zeigten auch, dass die Zucht weniger Platz und Wasser verbrauche als etwa bei Schweinen oder Rindern und weniger Treibhausgas-Emissionen verursache. Tamir erklärt zudem: „Heuschrecken enthalten keine ungesättigten Fettsäuren und Cholesterin. Sie haben also nur die guten Inhaltsstoffe, die schlechten nicht.“
Der Geschäftsführer macht keinen Hehl daraus, dass die Vermarktung in Nordamerika und Europa besonders auf Christen abzielt. „Laut dem Neuen Testament aß Johannes der Täufer Heuschrecken mit Honig“, erinnert Tamir. Im Online-Shop von Hargol lassen sich Heuschrecken dann auch gleich in der Kombination mit Honig „von israelischen Wildblumen“ kaufen. Zudem zeigt die Verpackung von Proteinriegeln einen Mann mit Heiligenschein im Stile christlicher Ikonografie samt der Aufschrift: „Ernähren Sie sich wie Johannes der Täufer.“
Ist das koscher?
In Israel fällt die Vermarktung aus Glaubensgründen hingegen nicht so leicht: Das Oberrabbinat erkennt Heuschrecken bisher nicht als koscher an. Dabei erteilt die Tora die Erlaubnis, Wanderheuschrecken zu verzehren. Im dritten Buch Mose, Kapitel 11, heißt es: „Nur dieses dürft ihr essen von allem geflügelten Kleingetier, das auf Vieren geht: was Unterschenkel hat oberhalb seiner Füße, um damit auf der Erde zu hüpfen.“ Dann werden genannt: Der Arbe, der Solom, der Chargol und der Chagav, je „nach seiner Art“ – alles Heuschrecken. Den Sepharden gelten sie daher als koscher – jemenitische und nordafrikanische Juden essen sie seit Generationen. Aschkenasen jedoch nicht, da nicht ganz klar sei, was der Chagav genau ist.
Tamir gibt sich jedoch optimistisch, dass eine Zertifizierung durch die Rabbiner erfolgt. Elieser Simcha Weiß, Mitglied des Oberrabbinat-Rats, meint im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP: „Die Tatsache, dass die Tora ihren Verzehr erlaubt, scheint anzudeuten, dass sie die Nahrung der Zukunft sein könnten. Wer hätte das gedacht!“
Von: tk