BEIRUT (inn) – Der Libanon muss in den Machtkämpfen der arabischen Welt eine neutrale Haltung einnehmen, um vor Hunger und Armut gerettet zu werden. Diese Ansicht äußerte am Mittwoch der Maronitische Patriarch Bechara Boutros al-Rai nach einem Treffen mit Präsident Michel Aun.
In Israels nördlichem Nachbarland gibt es seit Monaten Proteste wegen der wirtschaftlichen Probleme. Die akute Finanzkrise gilt als schlimmste Bedrohung seit dem Bürgerkrieg von 1975 bis 1990. Ausgelöst wurde sie unter anderem durch jahrzehntelange staatliche Korruption und Misswirtschaft.
Gegner der Hisbollah machen die Terrormiliz für die Krise verantwortlich. Denn deren Allianz mit dem Iran hat Golfstaaten, die einst den Libanon unterstützten, zu einer Abkehr davon bewegt. Damit fehlt dem Zedernstaat eine wichtige Finanzquelle, wie die Zeitung „Jerusalem Post“ anmerkt.
Der Patriarch indes hat in seinen beiden jüngsten Predigten Äußerungen gemacht, die als Kritik an Hisbollah und Aun gedeutet wurden. Am Mittwoch teilte er mit, die Bemerkungen seien missverstanden worden. Vor Journalisten betonte Al-Rai: „Wir werden von dem Zustand, in dem wir uns heute befinden – das wirtschaftliche Problem, Armut und Hunger –, nur durch Neutralität gerettet. Der Libanon sollte sich in der arabischen Welt nicht in „politische oder militärische Kämpfe oder Bündnisse“ begeben.
US-Kommandeur warnt Hisbollah
Ein ranghoher Kommandeur der US-Streitkräfte, Kenneth McKenzie, warnte derweil die Hisbollah vor einem Angriff auf Israel. Er befehligt das Zentralkommando der Vereinigten Staaten (CENTCOM) und befand sich diese Woche auf einer Nahostreise. Dabei besuchte er den Libanon, Saudi-Arabien, den Irak, Bahrain, Jordanien, Katar und Kuwait.
Während der Reise sagte er bei einer Lagebesprechung, die Hisbollah „bleibt ein Problem“. Sie habe eine wichtige Rolle im Libanon. McKenzie ergänzte: „Es wäre ein großer Fehler, wenn die Hisbollah versucht, Operationen gegen Israel durchzuführen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu einem guten Ende führt.“
Von: eh