TEHERAN (inn) – Die Liste mysteriöser Zwischenfälle im Iran wird immer länger. Westlich von Teheran soll es laut eines Berichts der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRIB in der Nacht zu Freitag zu einer Explosion gekommen sein. Die Agentur beruft sich auf Augenzeugenberichte von Anwohnern in den Sozialen Medien. Demnach hat es auch einen Stromausfall gegeben. Die Nachrichtenagentur Fars bestreitet die Meldung indes und spricht von „durch einige Mediennutzer in koordinierter Weise losgetretenen Gerüchten“. Nach Informationen der Tageszeitung „New York Times“ gibt es in dem Gebiet auch Militäranlagen.
In den vergangenen Wochen häuften sich Meldungen über Explosionen in der westlichen Hälfte des Landes. Vor zwei Wochen hatte es zunächst einen Vorfall südöstlich der Hauptstadt Teheran nahe des Parchin-Militärkomplexes in dem Ort Khojir gegeben. Sattelitenbilder deuten auf eine Verwüstung hin. Der Ort steht in Verbindung mit dem iranischen Raketenprogramm. Die Gegend hat bereits in der Vergangenheit das Interesse der Weltöffentlichkeit und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auf sich gezogen. Das iranische Verteidigungsministerium nannte offiziell ein Gas-Leck als Ursache des Vorfalls.
Wenige Tage später kam es zu einer Explosion in einer Teheraner Klinik mit 19 Toten. Auch hier war von einem Gas-Leck die Rede. Am 2. Juli folgte ein Zwischenfall bei Natanz, einem Ort, der rund 250 Kilometer Luftlinie von Teheran entfernt liegt. Die Anlage, die sich zu großen Teilen unter der Erde befindet, ist ein wichtiger Bestandteil des iranischen Atomprogramms. Sie dient der Uran-Anreicherung. Von dem jetzigen Zwischenfall war allerdings ein überirdisches Gebäude betroffen, das der Produktion von Zentrifugen gedient haben soll. Radioaktives Material soll hier nach IAEA-Erkenntnissen nicht gelagert gewesen sein.
Verschiedene Quellen gehen von einer gezielt herbeigeführten Explosion aus. Offizielle Bilder des Irans zeigen die Zerstörungen am Gebäude. Die Iranische Atomenergieorganisation (AEOI) sprach von „beachtlichen Schäden“. Die Anlage in Natanz war vor ungefähr zehn Jahren Ziel eines Cyberangriffs geworden.
Ein Sprecher des iranischen Außenministeriums wollte am Donnerstag keine Aussage über die Hintergründe des Vorfalls machen. Für entsprechende Schlussfolgerungen sei es zu früh. Medien, die den Vorfall Israel zuschreiben, würden „de facto dazu beitragen, die schwächliche Macht des zionistischen Regimes zu stärken“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur „Tasnim“. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates hatte hingegen schon am Samstag angegeben, die Gründe zu kennen, diese jedoch aus sicherheitstechnischen Gründen noch nicht veröffentlichen zu wollen.
Schon bald nach dem Vorfall in Natanz gab es auch in einem Kraftwerk in Schiras ein Feuer. Es folgte ein weiterer Brand in einem Kraftwerk in Ahvaz, nahe der Genze zum Irak, und eine Gasexplosion in einem Unternehmen in Mahschahr. Am Montag sollen dann zwei Menschen bei einer Explosion in einer Fabrik in der Stadt Bagherschahr getötet worden sein.
Von: ser