RAMLE (inn) – In der Stadt Ramle, südöstlich von Tel Aviv, ist ein Streit über die Umbenennung von Straßen ausgebrochen. Am Montag entschied der Stadtrat, zwei Straßen nach ägyptischen Sängern zu benennen. Bisher haben sie keine richtigen Namen – zumindest nicht offiziell.
Nach dem Willen des Stadtrates soll die sogenannte TKA-Straße nach Umm Kulthum benannt werden. Die 1975 verstorbene ägyptische Kultsängerin ist bis heute bei Arabern und auch bei Juden in Israel beliebt. Allerdings heißt die Straße im Volksmund seit vielen Jahren „Straße der Ghettokämpfer“. Dieser Name ist auf keinem Stadtplan bezeichnet, doch manche Bewohner hängen offensichtlich an ihr. Die TKB-Straße wiederum soll in Zukunft den Namen des Sängers Mohammed Abdel Wahab tragen, der 1991 starb. TKA und TKB sind Buchstabenfolgen ohne besondere Bedeutung.
Der Oppositionspolitiker Harel Schoham räumte vor der Sitzung ein, dass die beiden Ägypter bedeutende Künstler gewesen seien. „Aber als Menschen haben sie erklärt, dass sie Israel hassen. Es ist unlogisch, dass wir sie verewigen. Erst recht, wenn die Straße mit dem inoffiziellen Namen ‚Ghetto-Kämpfer‘ bezeichnet wird.“ Bürgermeister Michael Vidal wolle die arabischen Bewohner für deren Wählerstimmen belohnen. Jüdische Bewohner sollten aus dem Viertel vertrieben werden.
Vidal sagte, er entsinne sich nicht, dass der Name „Straße der Ghetto-Kämpfer“ sei. „Ich wurde zum Bürgermeister von allen gewählt. Es handelt sich um Straßen in einem Viertel mit arabischem Charakter. In gemischten Städten ist das üblich und legitim“, kommentierte er die Entscheidung.
Arabischer Politiker wirft Schoham Hetze vor
Der Stadtverordnete Mussa Saba beschimpfte Schoham als „Hetzer und Rassist“ und ergänzte: „Diese Namen sollen Buchstaben ersetzen, nicht jüdische Namen. Legenden wie Umm Kulthum und Muhammad Abdel Wahab sind gut bekannt.“ 2012 habe der damalige Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat eine Straße unter dem Namen von Umm Kulthum eingeweiht. Weiter argumentierte er mit dem Musikgeschmack eines früheren sephardischen Oberrabbiners: „Rabbi Ovadia Josef seligen Andenkens hörte gerne arabische Lieder und vor allem diese beiden Künstler. Offenbar irren sich Barkat und Rav Josef und Sie haben recht“,meinte er ironisch und sagte weiter: „Es beweist nur, wie sehr Sie ein Ignorant in Kultur und Musik sind.“
Bürgermeister Vidal erläuterte nach der Sitzung gegenüber der Zeitung „Yediot Aharonot“: „Die Stadt hat unlängst Dutzende Vorschlägen zur Benennung nach jüdischen Führungspersönlichkeiten angenommen. Unter ihnen waren Premierminister Jitzchak Schamir, die Armeechefs Ja’akov Dori, Jigal Jadin, Mosche Levi, Chaim Laskow, Dan Schomron und andere, Rabbiner und Kämpfer des Warschauer Ghettoaufstandes, Künstler und Soldaten. Und es werden auch zwei Namen in der Gegend der Altstadt geändert, wo Araber leben. Sie werden nach zwei arabischen Sängern benannt, die bei vielen Juden und Arabern gleichermaßen beliebt sind.“ Juden, Christen und Muslime lebten in Ramle in guter Nachbarschaft und Koexistenz, betonte Vidal.
Von: eh