TEL AVIV (inn) – Es war ein Freundschaftsspiel, das die Nachbarn Argentinien und Uruguay am Montag im neu renovierten Bloomfield-Stadium in der Hafenstadt Jaffo zusammengeführt hat. Das Ergebnis war mit 2:2 unentschieden – doch die Israelis feierten, als hätte ihre eigene Mannschaft gewonnen.
Das Spiel war unspektakulär, die Stimmung im Stadion gut, und das lag wohl vor allem auch am Auftreten des Argentiniers Lionel Messi: die Art, wie er dribbelte, den Ball drehte, trotz Stolpern weiterlief, zielgenau passte – sogar bekennende Nichtfußballfans bewunderten die herausragende Spielfertigkeit des Stars.
Torjäger Edinson Cavani von Paris Saint-Germain brachte Uruguay in der 34. Minute in Führung. Sergio Agüero vom englischen Verein Manchester City glich in Minute 63 zum 1:1 aus und Messis Teamkollege beim FC Barcelona, Luis Suarez, schoss das 2:1 in Minute 68. In der Nachspielzeit verwandelte Messi in der 91. Minute unter tosendem Applaus einen Elfmeter und markierte mit 2:2 den Endstand.
Ersatz für abgesagtes Spiel
Hintergrund für das Spiel war ein Ereignis aus dem Sommer 2018: Als Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft in Russland war ein Testspiel zwischen Argentinien und Israel in Jerusalem geplant gewesen. Doch nach Morddrohungen gegen den Weltstar Messi und Vorwürfen von palästinensischer Seite, dass sich das „argentinische Fußballteam mit dem israelischen Faschismus verbinde“, hatten die Argentinier kurzfristig abgesagt.
Palästinenser feierten, israelische Messi-Fans waren bitter enttäuscht. Umso euphorischer nahmen sie die Nachricht vom neu terminierten Spiel für den 18. November auf. Weil die Israelis erst zwei Tage zuvor in der Qualifikation für die Europameisterschaft gegen Polen in Vorbereitung für die Qualifikation auf die Europameisterschaft gegen Polen gespielt hatten und am Dienstag in Nordmazedonien ein weiteres Spiel anstand, konnten sie am Montag nicht gegen Argentinien antreten. Als Gegner wurde Uruguay festgelegt.
Doch durch die unsichere Sicherheitslage aufgrund der zahlreichen Raketenangriffe aus Gaza in der vergangenen Woche war wiederum nicht klar, ob das Spiel stattfinden würde. Umso größer war der Jubel bei den israelischen Fans, als die letzten Sicherheitsvorkehrungen getroffen waren und die argentinische Mannschaft am Sonntag am Flughafen landete.
Dass es nicht die israelische Nationalmannschaft ist, sondern „nur“ der Nachbarstaat Uruguay, störte die Fans keineswegs: „Beide Mannschaften haben klasse Spieler“, sagte Eviatar, der aus Jerusalem anreiste und neben einer argentinischen Flagge auch mit einem spanisch beschriebenen Poster für Messi ausgerüstet war: „Messi, würdest du im Himmel spielen, ich würde so gern bald sterben. Schenkst du mir dein Trikot?“ Der 30-Jährige hat ein Semester in Wiesbaden studiert: „In Deutschland bin ich oft zu Fußballspielen gegangen, aber ein solches Spiel in Israel sehen zu dürfen, ist ein großes Ereignis.“
Wenn Messi zur Party kommt
Die Vorfreude der Fans drückte sich am Montag in der Zeitung und im Radio in dem hebräischen Wort „Messi-ba“ aus: Das lässt sich mit „Messi kommt“ oder einfach nur mit „Party“ übersetzen. In den sozialen Medien war zu lesen, dass Messi seine ersten Lebensjahre in der „Israel-Straße“ in der argentinischen Industriestadt Rosario verbracht hat. „Das allein ist doch Grund genug, dass Messi schließlich doch in Israel spielen muss“, sagte ein Fan.
Einer der knapp 30.000 Menschen, die es geschafft hatten, eine Eintrittskarte für das Stadion zu bekommen, ist Guy: „Als der Verkauf begann, waren 800 Leute vor mir.“ Andere Fans berichteten von Tausenden in der Warteschleife. „Ein Spiel mit solchen Weltfußballern zu sehen, ist mir den Eintritt von 100 Euro definitiv wert.“ Besucher waren in blau-weiß gekleidet – Farben, die sowohl in der Flagge Argentiniens und Uruguays als auch in der Israels enthalten sind.
Und so wie viele andere Stadionbesucher sind auch Guys Eltern vor 40 Jahren aus Argentinien eingewandert. 1998 war Guy acht Jahre alt und mit seinem Vater im Jerusalemer Teddy-Stadion, als Argentinien gegen Israel spielte: „Ich glaube, damals haben wir gewonnen, aber genau weiß ich es nicht mehr. Wenn mein Vater noch leben würde, wäre er definitiv heute mitgekommen. Aber nun bin ich mit meiner Schwester hier.“ Nach dem Spiel sagt er: „Es war toll, so weltklasse Spieler hier im Land zu sehen. Und als Sohn von Argentiniern ist es natürlich nochmal eine ganz besondere Erfahrung.“
Hunderte von Fans warteten nach dem Spiel darauf, ihren Helden noch einmal zu sehen und vielleicht sogar ein Selfie zu bekommen. Dass dieser sich bereits durch den Hinterausgang herausgeschlichen hatte, sorgte im ersten Moment für enttäuschte Gesichter. Doch die Fans hatten Verständnis für den sechsfachen Weltfußballer – was letztlich in Erinnerung blieb, war dessen Leistung. Ein knapp 70-jähriger Israeli schwärmte: „In der Nachspielzeit kam der Ausgleich von Leo Messi und wir haben es gesehen! Wo gibt es denn sowas! Bei allen vorherigen Wirren um die Austragung des Spieles – wir wollten eine Vorstellung in Israel von Messi und wir haben sie bekommen!“
Von: mh