JERUSALEM (inn) – Bei den Bürgermeisterwahlen in Jerusalem gibt es vorerst keinen Sieger. Keiner der Kandidaten konnte den nötigen Stimmenanteil von 40 Prozent erreichen. Daher gehen die beiden führenden am 13. November in die Stichwahl: Der Geschäftsmann Mosche Lion und der Aktivist Ofer Berkovitsch. Beide konnten jeweils etwa 30 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.
Völlig überraschend ist der Likud-Kandidat Se’ev Elkin aus dem Rennen. Der Minister für Jerusalem-Angelegenheiten konnte nur 20 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Dabei hatte er nicht nur die Unterstützung des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu und des amtierenden Jerusalemer Bürgermeisters Nir Barkat, sondern dank großzügiger Spenden auch die größten finanziellen Ressourcen. Knapp hinter Elkin kam der ultra-orthodoxe Kandidat und Vize-Bürgermeister Jossi Deitsch mit 17 Prozent auf Platz vier.
Letzte Amtszeit für Tel Aviver Bürgermeister
In der zweitgrößten Stadt Israels, Tel Aviv, hat sich Amtsinhaber Ron Huldai beim vorläufigen Endergebnis mit 45 Prozent der Stimmen behauptet. Der Vizebürgermeister Asaf Samir war sein stärkster Herausforderer und erreichte 35 Prozent. In Umfragen vor der Wahl lag er fast gleichauf mit dem Amtsinhaber.
Der 74-jährige Huldai wurde 1998 erstmals zum Bürgermeister gewählt und bestimmt seither die Geschicke der Küstenmetropole. Unter anderem hat er die Strandpromenade erneuern lassen und Tel Aviv zu einem attraktiven Standort für die Hightech-Industrie gemacht. Die steigenden Immobilienkosten sehen die Einwohner jedoch kritisch. Aufgrund einer gesetzlichen Regelung darf Huldai nicht nochmals antreten; diese fünfte Amtsperiode wird daher seine letzte sein.
Machtwechsel in Haifa
In Haifa wurde erstmals eine Frau ins Bürgermeisteramt gewählt: Die Stadtplanerin Einat Kalisch-Rotem drängte Jona Jahav aus dem Amt, der seit 15 Jahren Bürgermeister ist. Mit der 47-Jährigen steht überhaupt erstmals eine Frau an der Spitze einer der drei größten Städte Israels – Jerusalem, Tel Aviv und Haifa. Dabei war ihre Kandidatur noch vor anderthalb Wochen unsicher: Wegen einer doppelten Kandidatur in ihrer Arbeitspartei musste erst das Oberste Gericht grünes Licht für ihren Antritt geben.
Dank eines neuen Gesetzes hatten die Israelis erstmals einen arbeitsfreien Tag, um wählen gehen zu können. Die Wahlbeteiligung stieg im Vergleich zum Jahr 2013 jedoch nur leicht an: Von 51,9 Prozent auf 57 Prozent. In Tel Aviv gingen nur 28,7 Prozent zu den Urnen, in Jerusalem immerhin 39,4 Prozent – die arabischen Einwohner Jerusalems wurden allerdings auch aufgerufen, der Wahl fernzubleiben.
Von: df