JERUSALEM (inn) – Flammende Aufgabe: Das Kulturministerium hat 14 Personen bekannt gegeben, die zur Zeremonie des 70. israelischen Unabhängigkeitstages die Fackeln anzünden dürfen. Unter ihnen sind Vertreter aus unterschiedlichen Gesellschafts- und Verantwortungsbereichen. Die Ehre hat etwa ein pensionierter General, wie auch eine ultra-orthodoxe Vertreterin, ein drusischer Würdenträger, eine Krebsforscherin, ein Informatiker, mehrere Künstler und der Präsident von Honduras, Juan Orlando Hernández. Die Wahl des Lateinamerikaners rief einige Kritiker aufs Feld.
Hernández sei der erste ausländische Staatschef, der in der 70-jährigen israelischen Geschichte ausgewählt wurde, um eine Fackel bei der Zeremonie zum Unabhängigkeitstag anzuzünden. An dessen Wahl wurde nun Kritik laut. Dieser Vorstoß solle es vereinfachen, dass der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu an der Zeremonie teilnehmen kann. Knessetsprecher Juli Edelstein sagte vergangene Woche, Auftritte von Netanjahu und Staatspräsident Reuven Rivlin könnten zu Streit zwischen Ministern, ehemaligen Knessetsprechern und Parlamentsmitgliedern führen.
Kulturministerin Miri Regev gab schließlich bekannt, dass sich das „Zentrum für Internationale Zusammenarbeit“ an der Zeremonie beteiligt, gemeinsam mit Honduras‘ Präsident Hernández. Er besuchte 1992 einen Kurs des Zentrums für soziale Leiterschaft. Laut Protokoll erfordert der Auftritt eines ausländischen Präsidenten bei einer offiziellen Staatszeremonie die Anwesenheit des Premierministers. Dennoch spricht sich Eran Etzion, ehemaliger stellvertretender nationaler Sicherheitsberater und früherer wichtiger Vertreter des Außenministeriums, dafür aus, dass besser Rivlin als Staatschef den ausländischen Gast begleiten sollte. Doch laut Quellen aus dem Umfeld um Rivlin plant dieser nicht, bei der Zeremonie offiziell aufzutreten.
Fackelanzünder repräsentieren Werte und den Geist Israels
Mit ihrem Wirken veranschaulichten die beteiligten 14 Personen Toleranz und Einheit und somit die Werte und den Geist Israels, berichtet die Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Beispielsweise der israelische Sänger Schlomo Artzi darf am Abend des 18. April eine Fackel entflammen. Er sang etwa 2010 bei einem Konzert für den damals entführten Soldaten Gilad Schalit. Er forderte die Regierung damals auf, Schalit nicht aufzugeben. Auch die Schauspieler Se’ev Revach und Leah Koenig dürfen die besondere Aufgabe übernehmen.
Der ehemalige General Schaika Gavisch diente als Offizier in der israelischen Armee, kämpfte etwa im Unabhängigkeitskrieg und war an der strategischen Planung des Sechs-Tage-Kriegs beteiligt. Der Helikopter-Pilot Noam Gerschuni wurde im Zweiten Libanonkrieg verletzt. 2012 gewann er für sein Land bei den Paralympics in London die Goldmedaille. Auch sie entflammen eine Fackel.
Mehrere israelische Wissenschaftlerinnen dabei
Racheli Ganot setzt sich als ultra-orthodoxe Informatikerin für mehr Frauen in der Hightech-Branche ein und ist Geschäftsführerin der Softwarefirma „Rachip“. Auch die Technion-Professorin und Krebsforscherin Marcelle Machluf wird bei der Zeremonie eine Fackel anzünden. Der 88-jährige Mathematiker Aviesri Fraenkel wirkt zudem mit. Er ist einer der ersten israelischen Informatikforscher. Die 2003 geborene Mai Korman hat eine Hörbehinderung und entwickelte ein Benachrichtigungssystem, das Eltern und Pflegende warnt, wenn sie ein Kind im Auto vergessen.
Der Sprachwissenschaftler Avschalom Kor forscht zur Historie der hebräischen Sprache und ist Experte auf dem Gebiet der Grammatik und Semantik. Margalit Sinati gehört zu einer alten jüdischen Familie, die seit der Zeit des Zweiten Tempels in Galiläa ansässig ist. Scheich Mowafak Tarif ist Leiter der drusischen Gemeinschaft in Israel. Mit der Auswahl der Fackelanzünder beteiligen sich Vertreter unterschiedlicher Gebiete und Professionen an der Zeremonie in der kommenden Woche.
Von: mab