TEHERAN (inn) – Der Präsident des iranischen Ringerverbandes, Rasoul Khadem, ist zurückgetreten. Wie der britische Sender BBC berichtet, hatte er öffentlich den Iran für seine Politik kritisiert, die eigenen Sportler zu bestrafen, wenn sie bei Wettkämpfen gegen israelische Sportler antreten. Andere leitende Mitglieder des Verbandes haben es Khadem laut Medienberichten gleich getan.
Der 45-jährige Khadem, der bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta Gold gewann, war erst vor zwei Monaten als Präsident wiedergewählt worden. Vor einem Monat hatte er von den iranischen Verantwortlichen eine „grundlegende Lösung“ für das Problem gefordert, dem sich iranische Sportler regelmäßig ausgesetzt sehen: „Einen Athleten zu einer Niederlage zu zwingen oder ihn aufzufordern, die ganze Nacht einen Arzt für ein Attest zu suchen, ist nicht richtig.“
Solidarität im iranischen Ringer-Verband
In einer Mitteilung am Mittwoch ließ Khadem indirekt durchscheinen, dass er zu seinem Rücktritt als Präsident gezwungen wurde. Es könne nicht sein, dass Sportler sich jahrelang auf ein internationales Turnier vorbereiteten, um dann wegen der Politik nicht antreten zu dürfen. „Khadem hat sich für das Ringen aufgeopfert. Nach seinem Rücktritt gibt es für uns keinen Grund, weiter im Amt zu bleiben“, sagte das Mitglied des Ringerverbandes, Hossein Marashian. Die iranische Studenten-Nachrichtenagentur schreibt von diversen Rücktritten aus dem Verband.
Im vergangenen Jahr hatte der internationale Ringerverband den Iraner Alireza Karimachiani für sechs Monate gesperrt, weil er absichtlich einen WM-Halbfinalkampf in Polen verlor, um in der nächsten Runde nicht gegen einen Israeli antreten zu müssen. Sein Trainer forderte den gegen einen russischen Ringer gewinnenden Karimachiani auf, zu verlieren. Dafür wurde der Trainer für zwei Jahre vom internationalen Verband gesperrt. Irans höchster Führer Ajatollah Ali Chamenei feierte den iranischen Ringer für seine Niederlage öffentlich.
Der Iran erkennt den Staat Israel nicht an und ruft öffentlich zu dessen Zerstörung auf. Seit der islamischen Revolution von 1979 haben zahlreiche iranische Sportler Wettbewerbe boykottiert, wenn es gegen israelische Sportler ging. Ringen ist eine der beliebtesten Sportarten im Iran.
Von: mm