JERUSALEM (inn) – Immer mehr Palästinenser unterstützen den „bewaffneten Widerstand“. Das geht aus einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage hervor. Demnach finden 36 Prozent dieses Vorgehen gut; vor einem Jahr waren es noch 30 Prozent. Zugleich findet auch der „gewaltlose Widerstand“ mehr Befürworter: 35 Pozent der Befragten stimmten dem zu, vor einem Jahr waren es 30 Prozent.
Entsprechend sinkt die Unterstützung für Verhandlungen mit Israel. Im Februar 2017 sahen 37 Prozent darin einen Weg; dieser Wert ist nun auf 25 Prozent gefallen. Auch eine Zwei-Staaten-Lösung scheint für immer weniger Palästinenser erstrebenswert – derzeit sind es 36 Prozent. Vor einem Jahr befürworteten noch 50 Prozent diesen Ansatz. Vor allem kommt die Errichtung eines Palästinenserstaates ohne Jerusalem als Hauptstadt für 96 Prozent der Palästinenser nicht in Frage.
Immer mehr Zustimmung findet hingegen ein binationaler Staat. Inzwischen sprechen sich 24 Prozent der Befragten dafür aus, vor einem Jahr waren es 18 Prozent.
Vertrauen in Politiker nimmt ab
Die Umfrage hat das „Jerusalemer Medien- und Kommunikationszentrum“ in Verbindung mit der Friedrich-Ebert-Stiftung unter 1.200 Palästinensern durchgeführt. Diese wurden auch zu ihrer politischen Führung befragt. Demnach sind 39 Prozent mit den Leistungen des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, zufrieden. Dessen Ansehen hat schon seit längerer Zeit Schaden genommen. Eine Umfrage vom September 2017 ergab etwa, dass Abbas in einer Stichwahl gegen den Führer der islamistischen Hamas, Ismail Hanije, verlieren würde.
Überhaupt vertrauen Palästinenser laut der Umfrage immer weniger ihren politischen Führungskräften. Der Anteil derer, die weder einer politischen noch einer religiösen Partei ihr Vertrauen aussprechen, stieg von 43 Prozent (August 2017) auf 54 Prozent. Besonders die Hamas erleidet Vertrauensverluste: Der Zuspruch fiel von 15 Prozent (August 2017) auf 10 Prozent. Die Fatah verzeichnet in diesem Zeitraum einen Verlust von 25 Prozent auf 22 Prozent.
Immer weniger Palästinenser haben zudem den Eindruck, ihre Meinung frei äußern zu können. In der aktuellen Umfrage sagten dies 31 Prozent, im Juli 2016 waren es 24 Prozent. Rund 18 Prozent der Palästinenser behaupteten, das Bekunden der eigenen Meinung sei in jeder Hinsicht möglich; im Juli 2016 waren dies noch 21 Prozent.
Von: df