GAZA / KAIRO (inn) – Die Terrormiliz Islamischer Staat im Sinai hat der im Gazastreifen regierenden Hamas den Kampf angesagt. In einem am 3. Januar veröffentlichten Video zeigt sie die Hinrichtung eines ihrer Mitglieder. Der Mann soll die Hamas mit Waffen versorgt haben.
Veröffentlicht wurde das Video von der „SITE Intelligence Group“, einem US-Unternehmen, das auf islamistische Websites spezialisiert ist. In dem Clip ruft der IS seine Mitglieder dazu auf, die Hamas anzugreifen. Ein Sprecher, Abu Kasem al-Makdisi genannt, sagt über die radikal-islamische Organisation: „Sie bekämpft Unterstützer des Islamischen Staates in Gaza und im Sinai und verhindert die Einwanderung dieser Unterstützer vom Gazastreifen in den Sinai.“ Der Sprecher soll selbst aus dem Gazastreifen stammen und nun Prediger des IS im Sinai sein, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
Al-Makdisi ruft die Zuschauer dazu auf, die Sicherheitsquartiere der Hamas im Gazastreifen anzugreifen. Diese seien „die Säulen der Tyrannei“. Am Ende des 22-minütigen Videos wird ein Mann namens Musa Abu Samat durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet. Er sei zum Tode verurteilt worden, weil er Waffen an den militärischen Flügel der Hamas geliefert haben soll.
Falsche Motivation für Kampf gegen Juden
In dem Clip wirft der IS der Hamas ferner vor, Juden nicht aus der richtigen Motivation heraus zu bekämpfen. Gezeigt werden Video-Ausschnitte, in denen ein Hamas-Führer erklärt, seine Organisation bekämpfe die Juden wegen der Besatzung Palästinas und nicht, weil sie Juden sind. Mit der jüdischen Religion selbst gebe es jedoch keine Auseinandersetzung. Der IS moniert, dass die Hamas die Juden nicht für ihren „falschen Glauben“ bekämpfe.
Auch für die Akzeptanz demokratischer Werte, wie die Teilnahme an Wahlen zusammen mit anderen palästinensischen Parteien, wird die Hamas kritisiert. Hamas-Sprecher Salah Bardawil nannte das Video am Donnerstag eine „zionistische Produktion“.
Hintergrund
Die Hamas geht immer wieder gegen salafistische und dem IS nahestehende Gruppen im Gazastreifen vor. Diese werden auch für jüngste Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gemacht. Sie will ein Erstarken dieser Gruppierungen verhindern, die radikaler sind als sie selbst.
Ägypten hat der Hamas lange Zeit vorgeworfen, Terrorgruppen im Sinai zu unterstützen. Die Hamas hat diese Anschuldigungen stets zurückgewiesen. In den vergangenen Monaten hat sie die Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze zu Ägypten verstärkt und versichert, dass sie gegen IS-Unterstützer auf ihrem Gebiet vorgehe. Im vergangenen Oktober gab sie die Festnahme hochrangiger IS-Vertreter bekannt.
Auf der Sinai-Halbinsel gibt es seit Jahren Terrorangriffe gegen ägyptische Sicherheitskräfte, aber auch gegen Zivilisten. Im August hatte ein Mitglied des Islamischen Staates erstmals einen Selbstmordanschlag an der Grenze zum Gazastreifen verübt. Dabei wurde ein palästinensischer Wachmann getötet.
Von: dn