BONN (inn) – Israel weist von allen Ländern den höchsten Militarisierungsgrad auf. Das geht aus dem „Globalen Militarisierungsindex 2017“ hervor, den das „Internationale Konversionszentrum Bonn“ am Montag veröffentlicht hat.
Ein ausschlaggebender Faktoren für die Spitzenposition Israels ist demzufolge das Wehrpflichtsystem mit einem Armeedienst von knapp drei Jahren bei Männern. Ein weiterer Faktor sei die Zahl schwerer Waffensysteme wie Panzer oder Kampfflieger im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung – die in Israel mit etwa 8 Millionen Bewohnern jedoch vergleichsweise klein ausfällt.
Israel mit bester Armee in Nahost
Israel verfügt zudem über das am besten ausgestattete Militär der Region, gefolgt von Saudi-Arabien. Der jüdische Staat gibt 5,8 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Armee aus – knapp 18 Milliarden Dollar. In Saudi-Arabien beläuft sich der Anteil auf 10,4 Prozent (63,7 Milliarden Dollar), im Iran auf 3 Prozent (12,7 Milliarden Dollar). Der Iran operiert zudem mit „teilweise veralteten“ Waffensystemen. Im Gesamtindex kommt das Land Iran auf Rang 22.
Öl als Militärfaktor
Die gesamte Region des Nahen und Mittleren Ostens sei „sehr stark militarisiert“, hält der Autor der Studie, der Militärforscher Max Mutschler, fest. Grund dafür seien die jahrzehntelangen Konflikte, aber auch die finanziellen Spielräume der Staaten aufgrund der Einnahmen aus Exporten von Rohstoffen wie Öl. Der Ölpreisverfall seit 2014 führe andererseits dazu, dass etwa Saudi-Arabien seine Militärausgaben zwischen 2015 und 2016 um 30 Prozent gesenkt habe.
Die Staaten Katar, Jemen und Syrien wurden aus Mangel an belastbaren Zahlen bei der Studie nicht berücksichtigt. Zu den zehn am stärksten militarisierten Ländern aus dem Nahen Osten gehören neben Israel Kuwait (Platz 6) und Jordanien (Platz 7).
Viele Faktoren berücksichtigt
Obwohl die USA mit ihren 611 Milliarden Dollar für 39 Prozent der weltweiten Militärausgaben verantwortlich sind, rangieren sie in der Frage der Militarisierung nur auf Rang 31. Der Index bewertet die Bedeutung des Militärapparats „im Verhältnis zur Gesellschaft als Ganzes“. Unter den europäischen Staaten kommen Griechenland und Zypern in die Top 10. Deutschland rangiert auf Platz 104 von 151. Direkt auf Israel folgen Singapur und Armenien.
Bei der Erfassung des Militarisierungsgrades wurden vor allem finanzielle Aspekte gewichtet: der Anteil der Militärausgaben am Bruttoinlandsprodukt und die Militärausgaben im Vergleich zu den Ausgaben im Gesundheitswesen. Als weitere Faktoren wurde die Zahl des militärischen Personals sowie die Zahl der Ärzte im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ermittelt. Auch die Menge an schweren Waffen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl floss in die Bewertung mit ein.
Armee als Lebensversicherung
Mutschler betonte gegenüber Israelnetz, dass mit dem Begriff Militarisierung keine Wertung verbunden sei. So sei damit nicht automatisch eine Überbetonung des Militärs gemeint. Eine geringe Militarisierung könne auch auf einen schwachen Sicherheitssektor und damit auf fragile Staatlichkeit hinweisen.
In Israel gilt das Militär vor dem Hintergrund der vergangenen Konflikte und ständigen Anfeindungen als Lebensversicherung. Die USA haben sich im Jahr 2008 gesetzlich verpflichtet, für den militärischen Vorsprung Israels einzutreten. Faktisch haben diese Politik bereits alle US-Präsidenten seit Ronald Reagan (1981–1989) umgesetzt.
Von: df