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„Wer betet, kommt ins Gefängnis“

Offiziell herrscht seit 23 Jahren Frieden zwischen Jordanien und Israel. Dies wirkt sich aber offenbar nicht auf die Religionsfreiheit jüdischer Besucher aus.
Ein Jude spricht auf einem Jerusalemer Parkplatz das Morgengebet – in Jordanien wäre ihm das nicht gestattet

AMMAN (inn) – In ganz Jordanien ist es jetzt Juden verboten, zu beten. Das erfuhr eine Gruppe frommer israelischer Touristen auf dem Weg zum Grabmal von Aaron, dem biblischen Hohepriester und Bruder des Mose. Laut der Tradition liegt Aaron auf dem Berg Hor (Dschabal Harun), in der Nähe von Petra, im Süden Jordaniens begraben.

Die jordanische Polizei drohte der Gruppe mit ihrer Inhaftierung, falls die Juden irgendwo im Lande beten sollten. Das bestätigte auch der Sprecher des israelischen Außenministeriums, Emmanuel Nahschon: „Es stellte sich heraus, dass ihnen nicht erlaubt war, religiöse Symbole zu zeigen.“

Einer der Touristen, Rabbi Menasche Zelicha von Bnei Brak, sagte: „Wir dürfen nicht morgens beten, keine Tefillin (Gebetsriemen) umbinden, keine Gebetsschals überziehen, nichts. Wir konnten nicht beten, auch im Hotel, oder gar in unserem Zimmer. Polizisten kamen ins Hotel und schrien wild. Sie sagten, dass sie uns in einer Minute aus Jordanien deportieren würden, wenn wir auch nur einen Pieps machten: Wer betet, wird ins Gefängnis geworfen.“

Gebetbücher beschlagnahmt

Beim Grenzübergang hätten die jordanischen Behörden „die Koffer überprüft. Sie beschlagnahmten unsere Gebetbücher, die Gebetsschals, die Tefillin. Eine Person musste sogar das traditionelle Hemd mit den Schaufäden (Zizit) ausziehen.“ Wie der Rabbiner weiter einem frommen Radiosender in Israel berichtete, hätten die Jordanier ihnen sogar die Kippot (religiöse jüdische Kopfbedeckungen weggenommen. „Die Leute blieben nur mit ihrem Hemd und ihrer Hose.“

Israelische Diplomaten in Jordanien baten die Touristen, „unauffällig zu bleiben und die Anweisungen der Polizei zu befolgen“. Den Israelis wurde geraten, das Land umgehend zu verlassen, angesichts der angespannten Situation in Israel und im Westjordanland infolge des Terrorangriffs vom 14. Juli am Tempelberg. Zusätzlich kam es zu einem Angriff auf einen Sicherheitsmann der israelischen Botschaft in Amman. Dabei wurden zwei Jordanier erschossen.

Die jordanischen Behörden verweigerten Antworten auf Fragen israelischer Medien. Doch ist bekannt, dass israelische Touristen auch in der Vergangenheit empfohlen worden war, sich trotz des Friedensabkommens in Jordanien „unauffällig“ zu verhalten.

Von: Ulrich W. Sahm

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