RAMALLAH / DSCHENIN (inn) – Der palästinensische Premierminister Rami Hamdallah hat am Montag das erste eigene palästinensische Stromkraftwerk im nördlichen Westjordanland eröffnet. Es soll im nördlichen Teil des Gebiets den Distrikt Dschenin mit mehr Energie versorgen. Der Südteil nimmt weiterhin die israelische Stromversorgung in Anspruch. Durch die Zusammenarbeit mit Israel war der Bau möglich, berichtet die palästinensische Nachrichtenagentur „Ma‘an“.
Hamdallah sagte in seiner Rede, dass die Eröffnung des Kraftwerks nach Monaten der Bemühungen zwischen den Palästinensern und Israel erfolgte. Die Palästinenser sollen allmählich die Befugnis über den Energiesektor in dem Gebiet erlangen. „Wir fordern, dass Israel beim Erreichen unserer Bemühungen hilft, Stromleitungen und Stationen zu bauen.“ Es solle helfen, den Elektrosektor weiterzuentwickeln und die natürlichen Ressourcen in der Zone C zu nutzen, „um ein erfolgreiches System mit allen Genehmigungen zu erschaffen, das die vier (bestehenden) Kraftwerke verbindet“.
Weniger abhängig von Israel
Der palästinensische Premier dankte zum einen den Projektförderern: der Europäischen Union, Italien, Norwegen, der Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung (USAID) und der Europäische Investitionsbank. Zum anderen würdigte er Israel, das den Bau erleichtert habe.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas und Hamdallah wollen sich auf die Entwicklung des Energiesektors fokussieren, damit sie derzeitigen und zukünftigen Bedürfnissen des lokalen Marktes begegnen können. Sie wollen zudem die Kosten für Elektrizität senken und den Markt weniger abhängig von Israel machen. Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) wolle Privatfirmen ermutigen, in das Geschäft wie auch das der erneuerbaren Energien einzusteigen.
Hamdallah erwähnt Streit von Hamas und Fatah nicht
Auch auf den Gazastreifen, der aktuell mit einer Stromkrise konfrontiert ist – nicht zuletzt auf Wirken der PA –, ging Hamdallah ein. Die Fatah übt Druck auf die Hamas aus, um sie zur Abgabe ihrer Regierungsgewalt in Gaza zu zwingen, indem sie die Stromversorgung des Küstenstreifens verringert hat. Hamdallah sprach über die Schäden der Infrastruktur in Gaza. Daran sei der Rückgang internationaler Gelder schuld. Somit könne sich der Küstenstreifen nicht von den Folgen der kriegerischen Auseinandersetzungen 2014 erholen. Den jahrelangen Streit zwischen Hamas und Fatah thematisierte er jedoch nicht, wie „Ma‘an“ berichtet.
Von: mab