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Junge Israelis profitieren von deutschem Fachwissen

Das Projekt ist ehrgeizig: Die israelische Handballnationalmannschaft soll sich für die Olympischen Spiele 2024 qualifizieren. Zum Programm gehört ein mehrmonatiger Aufenthalt der Nachwuchsspieler in Deutschland.
Beim Handballtraining sind alle israelischen Jugendnationalspieler motiviert

„Contact, contact!“, ruft Trainer Aleksandar Brkovic auf Englisch. „Go on!“ Unvermittelt wechselt der Serbe ins Hebräische und wiederholt mit dem Wort „od“ die Aufforderung „Weiter so!“. Die jungen israelischen Handballer laufen schnell über das Spielfeld und bemühen sich, seine Anweisungen umzusetzen. Und so fließt an diesem warmen Sommerabend trotz guter Klimatisierung der Turnhalle in Savjon bei Kirijat Ono reichlich der Schweiß.

Trainer Brkovic gibt seine Anweisungen abwechselnd auf Englisch und auf Hebräisch Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Trainer Brkovic gibt seine Anweisungen abwechselnd auf Englisch und auf Hebräisch

Doch die Spieler der A-Jugend-Nationalmannschaft sind motiviert. Das liegt nicht nur an der freundlichen Zuwendung ihrer Betreuer. Vor allem haben sie alle ein gemeinsames Ziel vor Augen: das „Projekt 2024“. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024, deren Austragungsort noch nicht feststeht. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Handballverband einen detaillierten Plan erarbeitet, dessen Zentrum die Nachwuchsförderung bildet.

Weiterbildung in Gummersbach

Zu dem Projekt gehört auch, dass junge Handballer aus Israel mehrere Monate in Deutschland verbringen, um dort Expertise zu erlangen. Denn die deutsche Bundesliga gilt derzeit als eine der besten, wenn nicht die beste Handballliga der Welt. Als Standort haben die Israelis Gummersbach bei Köln gewählt. Die erste Gruppe von 14 Jugendlichen ist Ende April aus Deutschland zurückgekehrt, zum Abschluss trug sie in Hamburg ein Freundschaftsspiel gegen die deutsche Juniorennationalmannschaft aus.

Nun trainieren die Rückkehrer gemeinsam mit ihren Teamkameraden, die in Israel geblieben sind. Einer der Teilnehmer ist Alon Oberman. Der Nachname verrät es: Sein Vater stammt aus Österreich. Seit der fünften Klasse spielt er Handball. Der Aufenthalt in Gummersbach hat ihm sehr gut gefallen, das Essen im Hotel fand er ausgezeichnet. Sein größter Traum ist es, Profisportler zu werden.

Auch wenn sie sich manchmal nach ihrer Heimat sehnten: Alle denken mit Begeisterung an ihren achtmonatigen Aufenthalt in Gummersbach zurück. Auf die Frage, welche Unterschiede zwischen den beiden Ländern ihnen besonders aufgefallen sind, antwortet der Spieler Tomer Bodenheimer, der Schweizer Vorfahren hat, mit leuchtenden Augen: „Dass wir in einer Halle vor 500 Zuschauern gegen Deutschland spielen durften.“ Eine derartige Resonanz gebe es in Israel nicht. Auch für Ofir Cohen war dies eines seiner schönsten Erlebnisse in Deutschland. Außerdem hat er sich gefreut, einmal Schnee zu erleben.

Nachwuchsspieler: Weiter von Deutschland lernen

Beeindruckt waren die jungen Israelis auch von der Professionalität im deutschen Sport, die sie aus Israel so nicht kannten. Sie sind sich einig: Der Aufenthalt hat etwas gebracht, der Verband sollte das Projekt in dieser Weise fortführen. „Zweimal am Tag haben wir Handball trainiert“, erzählt Oberman. „In der Halle vom Bundesligisten Gummersbach. Wir haben uns sehr verbessert.“ Und Aviad Ben-Ziman ist überzeugt: „Wenn wir so weitermachen, ist es sogar möglich, dass wir uns für Olympia qualifizieren.“ In Deutschland hat er eine höhere „sportliche Lebensqualität“ wahrgenommen als in Israel.

Auch Doron Simchi teilt die Auffassung der Nachwuchsspieler. Er koordiniert das „Projekt 2024“ und geht davon aus, dass die Zeit in Gummersbach den israelischen Handball deutlich vorangebracht hat. Besonders freut er sich, dass er gerade Post vom deutschen Verband erhalten hat: Darin teilt Generalsekretär Mark Schober mit, dass er sich freue, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Und so soll am 1. August eine weitere Gruppe von 16 Israelis in die oberbergische Stadt reisen, um dort zu trainieren. Sie sind ein Jahr jünger als die Rückkehrer. Auf diese Weise soll der Nachwuchs Schritt für Schritt fit gemacht werden für Olympia.

Koordinator Doron Simchi ist mit dem bisherigen Projektverlauf zufrieden Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Koordinator Doron Simchi ist mit dem bisherigen Projektverlauf zufrieden

Unterstützung erhält Simchi nicht nur von den beiden Handballverbänden. Auch das israelische Militär zieht mit. Die Spieler, die in Gummersbach waren, haben ein besonderes Programm für ihren Wehrdienst. Es ermöglicht ihnen, zweimal täglich an unterschiedlichen Orten zu trainieren – mal in Savjon, aber auch in Tel Aviv oder Netanja. Diese Trainingseinheiten sind in den Wehrdienst integriert.

In der aktuellen Übungsstunde fordert Trainer Brkovic indes auf Hebräisch: „Jadajim, jadajim!“ Er will die Hände der Spieler sehen, die mittlerweile die Abwehr am Kreis trainieren. Hin und her fliegt der Ball, und es ist nicht zu übersehen, dass die jungen Sportler sich einige Fertigkeiten angeeignet haben und gut aufeinander eingespielt sind.

Jetzt will der Trainer die Hände der Spieler sehen, die sich in der Abwehr üben Foto: Israelnetz/Elisabeth Hausen
Jetzt will der Trainer die Hände der Spieler sehen, die sich in der Abwehr üben

Zwei Tage später fliegen einige der Spieler erneut nach Deutschland. In Lübeck nimmt die Mannschaft mit fünf weiteren Teams an einem Mehr-Nationen-Jugendturnier teil. Im ersten Spiel gelingt ihr ein 27:27-Unentschieden gegen Japan, dann unterliegt sie mit 26:38 deutlich Gastgeber Deutschland, der später das Finale gegen Dänemark verliert. Das Spiel um den 5. Platz können die Israelis für sich entscheiden – mit 40:36 gegen die „Füchse Berlin“. Ein Anfang auf dem Weg zu Olympia 2024 ist also gemacht.

Von: Elisabeth Hausen

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