Abraham Achlama: Einen Monat vor dem Krieg war ich an der ägyptischen Grenze stationiert. Ägypten hatte zuvor im Jemenkrieg Giftgas eingesetzt. Wir hatten Angst in Israel, weil wir keinen Schutz gegen Gas hatten. Frankreich hatte ein Waffenembargo gegen Israel verhängt und die Amerikaner wollten auch nichts von uns wissen.
Aber dann erhielten wir Schutzmittel gegen Gas ausgerechnet aus Deutschland. Da habe ich mich gefragt, ob es vielleicht doch ein anderes Deutschland gibt. Nach dem Krieg habe ich beschlossen, nach Deutschland zu fahren und es kennenzulernen. So habe ich meinen eigenen Frieden mit Deutschland geschlossen.
Ruth Achlama: Ich war damals Studentin in Heidelberg. Ich hatte diesen Drang nach Israel, den ich schlecht erklären kann. Ich war keine Jüdin und konvertierte erst später. Aber damals wollte ich Juden kennenlernen, mich aber auch nicht aufdrängen. Während des Sechs-Tage-Krieges gab es einen der Juden in Heidelberg. Der war etwas älter als ich und besaß einen VW-Bus. Er war ein etwas schräger Typ und sehr nett.
Er sagte: „Wir sammeln Geld für Israel.“ Das war keine angemeldete Sammelaktion, also praktisch illegal. Aber wir haben ja nichts veruntreut. Die meisten Deutschen waren damals auch noch pro-Israel. Als der Krieg vorbei war, hat einer von der jüdischen Spendengemeinde gesagt: „Alle, die ihr mitgemacht habt, könnt ruhig nach Israel kommen. Bei uns ist das offen, ihr müsst nicht Juden sein.“
Das war mein Impuls zu sagen: „Oh ja!“ So bin ich damals reingekommen. Ich hatte es vorher schon versucht, aber für mich war das dann der erste richtige Kontakt zu Juden und Nicht-Juden, die schon in Israel waren. Zwei Sühnezeichen-Mädchen (Anm. d. Red.: Aktion Sühnezeichen ist eine deutsche Organisation der Friedensbewegung, die seit 1961 auch in Israel sozial engagiert ist) halfen mir im Jahr 1969 bei meinem ersten Israel-Aufenthalt. Sie vermittelten mir den Kibbutz. Die Freundschaft zu den beiden besteht bis heute.
Aufgezeichnet von: dn und mm