Laut Wörterbuch kann das englische Wort „amazing“ im Deutschen als „erstaunlich, wundervoll, toll“ wiedergegeben werden. So erstaunt es nicht, dass ein Eintrag von US-Präsident Donald Trump ins Gästebuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem für Irritationen sorgt. Trump schrieb dort am Dienstag: „Es ist eine große Ehre, mit all meinen Freunden hier zu sein – so erstaunlich/wundervoll/toll (amazing), ich werde es niemals vergessen.“
Trump's note at the Yad Vashem Holocaust memorial in Israel is basically just what teenagers write in each other's high school yearbooks: pic.twitter.com/BMGzOGiQrs
— (((Yair Rosenberg))) (@Yair_Rosenberg) 23. Mai 2017
Weltweit machten sich Journalisten und andere Nutzer sozialer Netzwerke über Trumps Eintrag lustig. „So etwas schreiben sich eigentlich Schüler ins Poesiealbum“, schrieb etwa Jair Rosenberg vom israelischen Nationalarchiv. Mehrere Nutzer stellten Trumps Eintrag die seines Vorgängers Barack Obama oder von Hillary Clinton gegenüber, um den großen Unterschied zu Trump aufzuzeigen:
On the left, via @RaoulWootliff, the note Trump just left at Yad Vashem.
— Matt McDermott (@mattmfm) 23. Mai 2017
'So amazing!'
On the right, the note Obama left at Yad Vashem. pic.twitter.com/rdviJtF3HI
Clinton's vs. Trump's reaction to #YadVashem …sigh… pic.twitter.com/vbxF3dIBdr
— Rebekkah Hyams (@RbkHyams) 24. Mai 2017
Über Trumps Gedanken beim Schreiben lässt sich nur spekulieren. Schreibt er meistens die gleichen Floskeln? Lag es daran, dass er nur für die Kranzniederlegung nach Yad Vashem kam, und keine Zeit hatte, vorher die Schrecken des Holocaust in der eindrücklichen Ausstellung aufzunehmen?
Die Beobachtung ist natürlich richtig: Trumps Eintrag ins Gästebuch wirkt geradezu infantil verglichen mit dem, was etwa Obama und Clinton schrieben. Das ist peinlich, wie so vieles andere an diesem Präsidenten.
Aber: Einen peinlichen Gästebucheintrag kann Israel eher verschmerzen, als die öffentlichen Belehrungen und die Kritik von Barack Obama. So schön Obamas Worte im Gästebuch auch gewesen sein mögen: Er ist verantwortlich für den von Israel abgelehnten Atom-Deal mit dem Iran, er ließ bei den Vereinten Nationen zuletzt gegen Israel abstimmen. Trump kam als ein echter und überzeugter Freund nach Israel. Sein Besuch und sein Tonfall haben dem Land gutgetan.
President Trump @POTUS is now writing in the Yad Vashem Visitors' Book#TrumpInIsrael pic.twitter.com/LvrEF5Pknq
— Yad Vashem (@yadvashem) 23. Mai 2017
Die Aufregung um einen Gästebucheintrag – man sollte sie also in Relation zu dem betrachten, was auf Trumps Nahost-Reise sonst geschah.
Von: mb