GIVAT SCHAUL (inn) – Ihr Leben könnte ein Regisseur in einer spannenden Serie verfilmen: Schulamit Cohen-Kischik war 14 Jahre lang für den israelischen Geheimdienst Mossad Agentin im Libanon. Am Sonntag ist sie im Alter von 100 Jahren gestorben und wurde in Givat Schaul beerdigt, berichtet die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Ihr Sohn Jitzhak Levanon, ein israelischer Diplomat, der von 2009 bis 2011 israelischer Botschafter in Ägypten war, sagte über Cohen-Kischik: „Meine Mutter war scharfsinnig bis hin zu ihren letzten Momenten, einfach unglaublich. Sie war eine Heldin.“ Menschen wie sie gebe es heutzutage nicht mehr, die „selbstloses Geben, völlige Opferbereitschaft, absolute Liebe und kompromisslosen Patriotismus“ haben.
Eltern machten Alija aus Argentinien
Cohen-Kischik, deren späterer Deckname „die Perle“ war, wurde 1917 in Buenos Aires geboren. Ihre Eltern wanderten von Argentinien Richtung Israel aus, noch bevor der Staat gegründet wurde. Mit 16 Jahren heiratete sie Joseph Kischnik, einen wohlhabenden jüdisch-libanesischen Geschäftsmann. Sie zog mit ihm in den Libanon. Mit 24 Jahren hatte sie bereits fünf Kinder zur Welt gebracht.
Im Vorfeld des Unabhängigkeitskrieges fühlte sie 1947 das Verlangen, dem neu entstehenden Land zu helfen und kontaktierte mit Erfolg israelische Geheimdienstquellen. So wurde sie Mossad-Agentin mit dem Decknamen „die Perle“. 14 Jahre lang half sie, verfolgte Juden aus arabischen Ländern nach Israel zu bringen und Informationen über libanesische Militäraktivitäten zu sammeln.
Geheimer Gefangenenaustausch
1961 wurde sie wegen Spionage verhaftet. In den Monaten ihres Prozesses wurde sie gefoltert und schließlich zum Tode verurteilt. Im Berufungsverfahren änderte sich das Urteil zu 20 Jahren Zwangsarbeit. Im Rahmen eines geheimen Gefangenenaustauschs nach dem Sechs-Tage-Krieg 1967 kam sie frei und wanderte mit ihrer Familie nach Israel ein. Dort verbrachte sie den Rest ihres Lebens. Vor 20 Jahren durfte sie bei der Zeremonie zum Unabhängigkeitstag von Israel eine Fackel entzünden.
„Die Perle“ verstarb am frühen Sonntagmorgen im Jerusalmer Hadassah-Krankenhaus umgeben von ihren Lieben. Sie hinterlässt sieben Kinder und Dutzende Enkel und Großenkel.
Von: mab