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Gründer mit 69 Jahren verstorben

Die „Islamische Bewegung in Israel“ trauert um ihren Gründer, Scheich Darwisch. Allerdings ist die Organisation mittlerweile gespalten – weil er sich einst vom Weg der Gewalt abwandte.
Scheich Darwisch im Juni 2014 in einem Fernsehinterview

KAFR KASSEM (inn) – Er gründete die „Islamische Bewegung in Israel“ auf der Ideologie der Muslimbruderschaft. Später wandte sich der israelische Araber von der Gewalt ab, doch nicht alle in der Organisation folgten diesem Weg. Am Sonntagmorgen ist Scheich Abdullah Nimar Darwisch nach langer schwerer Krankheit in der HaScharon-Klinik in Petach Tikvah gestorben. Er wurde 69 Jahre alt.

Darwisch kam 1948 in Kafr Kassem, östlich von Tel Aviv, auf die Welt. Zunächst war er laut der amerikanischen Denkfabrik „Brookings“ kommunistischer Aktivist. Doch von 1968 bis 1971 studierte er den Islam in Nablus. Daraufhin gründete er in seiner Heimatstadt die „Islamische Bewegung in Israel“. Diese rief zu einem arabisch-muslimischen Staat im gesamten historischen Palästina auf. Angriffe richteten sich meist gegen Eigentum, ein tödliches Attentat verübte die Organisation nie. Doch wurde ein israelischer Araber getötet, der angeblich mit den israelischen Sicherheitsdiensten kollaboriert hatte, schreibt die Onlinezeitung „Times of Israel“.

Von 1981 bis 1983 war Darwisch wegen der Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung inhaftiert. In dem israelischen Gefängnis kam er offenbar zu dem Schluss, „im Staat Israel mit islamischen Werten zu arbeiten, ohne das Gesetz zu brechen“. Er übernahm einen pragmatischeren Führungsstil und gewaltlose Methoden. Indes wurde seine Bewegung beliebter: 1989 stellte sie fünf Bürgermeister und hatte 45 Sitze in elf kommunalen Parlamenten. Die Organisation bot Dienste wie Kindergärten, Hochschulen, Krankenhäuser oder Moscheen.

Gewaltverzicht führt zu Spaltung

Ein Schüler von Darwisch war Raed Salah. Er gewann die Bürgermeisterwahl in der zweitgrößten arabischen Stadt Israels, Umm el-Fahm. Allerdings wandelte Salah nicht auf den Spuren seines Lehrers, sondern sprach sich für Gewalt aus. 1996 spaltete sich die Bewegung in den gemäßigten südlichen und den radikalen nördlichen Zweig unter Salahs Führung. Der südliche Zweig ist heute mit drei von 13 Abgeordneten des arabischen Parteienbündnisses „Vereinigte Liste“ in der Knesset repräsentiert. Der nördliche Zweig hingegen wurde im November 2015 wegen Anstiftung zu Gewalt für illegal erklärt. Salah kam im Januar dieses Jahres nach neun Monaten aus der Haft frei – er war wegen Aufhetzung zu Gewalt und Rassismus verurteilt worden.

Darwisch zog sich 1998 aus dem politischen Leben zurück, blieb aber für den südlichen Zweig der „Islamischen Bewegung in Israel“ eine prägende Figur. Dessen Führer, Scheich Hamad Abu Da’abes, teilte nach dem Tod des Gründers mit, Darwisch sei ein geistiger „Zwillingsbruder“ des Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin gewesen. Er habe aber einen pragmatischen Zugang übernommen, der Extremismus vermeide und die Palästinenser zur Toleranz aufgerufen. Auch der nördliche Zweig veröffentlichte einen Nachruf. Scheich Abduallah Nimar Darwisch wurde am Sonntag in Kafr Kassem beigesetzt.

Von: eh

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