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Richard Gere: „Siedlungen sind Provokation“

Richard Gere hat sich die Entscheidung schwer gemacht, ob er zur Premiere seines neuen Films nach Israel kommt. Vor Ort übte der Schauspieler Kritik an Israels Regierung. Welche besondere persönliche Verbindung der Künstler zum ehemaligen Premier Olmert hat, erzählte er nun in einem Interview.
Richard Gere kam zur Premiere des Filmes „Norman: The Moderate Rise and Tragic Fall of a New York Fixer“ nach Jerusalem. In dem Werk spielt er die Hauptrolle.

JERUSALEM (inn) – „Ich komme. … Ich komme nicht“: Einen Monat lang dachte Hollywood-Schauspieler Richard Gere darüber nach, ob er zur Premiere seines neuen Films „Norman: The Moderate Rise and Tragic Fall of a New York Fixer“ nach Israel reist. Den Gedankengang schilderte Gere der israelischen Tageszeitung „Ha’aretz“ im Interview. Freunde und Kollegen, die sich in israelischen oder amerikanischen Menschenrechtsorganisationen engagierten, hatten befürchtet, dass die Anwesenheit des Stars in Israel „von einer dunklen Regierung vereinnahmt wird“. Vergangene Woche kam Gere tatsächlich zur Premiere des Streifens nach Israel.

Doch anders als bei vorherigen Besuchen, bei denen sich Gere auf positive Aspekte fokussierte, hielt er sich bei dem aktuellen Aufenthalt nicht zurück. „Offensichtlich zerstört diese Besatzung alle“, sagte der Schauspieler im Interview der „Ha’aretz“. „Es gibt keine Verteidigung dieser Besatzung. Siedlungen sind solch eine absurde Provokation und sicherlich im internationalen Sinne vollkommen illegal – und sie sind sicher nicht Teil eines Programmes von jemandem, der sich einen echten Friedensprozess wünscht.“

„Nur um klar zu sein: Ich verurteile Gewalt auf allen Seiten“, fügte Gere nach einer Pause hinzu. „Und natürlich sollten Israelis sich sicher fühlen. Aber Palästinenser sollten nicht verzweifelt sein.“

Gere traf Vertreter von „Breaking the Silence“

Am Tag der Premiere machte sich der Schauspieler einen Eindruck von zwei Organisationen, die vor Ort arbeiten. Gere war unterwegs mit der Gruppe „Women Wage Peace“, welche israelische und palästinensische Frauen für politische Aktionen versammelt, sowie „YaLa“, die Jugendliche beim Einsatz von Social Media, dem Lernen von Führungsqualitäten und dem Einsatz für einen fortlaufenden Dialog hilft. Der Schauspieler mochte an den Gruppen, dass sie nicht „diese fatalistische, deprimierende Energie“ hatten, sondern „visionär, hoffnungsvoll, gefüllt mit Freude, Liebe und Engagement“ waren.

Vor seiner Reise nach Israel traf sich Gere noch in New York mit Vertretern der Nichtregierungsorganisation „Breaking the Silence“. Die Dämonisierung dieser und anderer Organisationen durch Israels Premierminister Benjamin Netanjahu entsetze Gere. „Breaking the Silence“ veröffentlicht Zeugenaussagen von israelischen Soldaten. Die politische Rechte und auch Armeevertreter werfen der Organisation vor, kaum nachprüfbare Quellen oder Verschlusssachen zu benutzen und „Verräter“ zu sein.

Bekanntschaft zwischen Gere und Olmert

In dem Film „Norman: The Moderate Rise and Tragic Fall of a New York Fixer“, für dessen Premiere Gere nach Israel gekommen ist, erzählt der israelische Regisseur Joseph Cedar von der Freundschaft zwischen einem israelischen Nachwuchspolitiker und einem Unternehmer in New York. Der Film „Norman“ soll vom Leben des ehemaligen israelischen Premierministers Ehud Olmert inspiriert worden sein.

Gere kannte und schätzte Olmert. „Ich war mit ihm verbunden während verschiedener Abschnitte des Friedensprozesses“, erzählte Gere im Zeitungsinterview. „Gewiss mochte ich ihn als Mensch und fühlte, dass da tatsächlich eine enorme Hoffnung und ein Versprechen mit ihm als Premierminister verbunden ist. Ich habe ihn in Aktion und Interaktion mit Palästinensern gesehen. Es hat funktioniert.“ Das sei kein „liebende Umarmung gewesen, aber es war Respekt“, erklärt der Schauspieler. Olmert habe es verstanden, „Kompromisse einzugehen“. Gere hatte das Gefühle, dass es mit Olmert „einen Weg gibt, dass das vorwärts gehen könnte“.

Olmert verbüßt seit Mitte Februar 2016 eine 27-monatige Haftstrafe wegen Korruption und Zeugenbeeinflussung. Anfang des Jahres hatte er ein Gnadengesuch gestellt. Staatspräsident Reuven Rivlin verkündete, das Gesuch werde wie jeder andere Antrag zunächst geprüft.

Von: mab

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