Edy Cohen wurde 1972 in Beirut geboren. Er floh 1990 nach der Ermordung seines Vaters aus dem Libanon nach Frankreich, um dem eliminatorischen Judenhass der Hisbollah-Miliz zu entkommen. 1995 wanderte Cohen nach Israel ein. Da Arabisch seine Muttersprache ist und er kein Tabu gelten lässt, wurde der Orientalist Cohen unter den Forschern der Bar-Ilan-Universität ein Exot. Es gibt historische Dokumente und aktuelle arabische Veröffentlichungen, die vor ihm kein israelischer oder europäischer Wissenschaftler anrührte.
Insbesondere wagte kein Forscher bisher eine kritische Würdigung der Werke des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, da man offiziell der Ansicht ist, es sei möglich, mit Abbas Frieden zu schließen. Sogar Israelis haben bisher nicht an diesem Mythos gerührt. 18 Werke des Fatah-Vorsitzenden sind jedem zugänglich auf seiner Homepage, aber niemand hat sie ins Englische oder gar ins Hebräische übersetzt.
Nazipropaganda in der arabischen Welt
Der bis heute nachwirkende Einfluss des Jerusalemer Muftis Hadsch Amin al-Husseini ist für deutsche Historiker ein verschlossenes Buch. Cohen sichtete tausende Unterlagen der jahrelangen Radio-Propagandasendungen, mit denen der Mufti von Berlin aus während des Zweiten Weltkriegs für arabische Muttersprachler den nationalsozialistischen Antisemitismus in die arabische Welt getragen hat. Die Propagandamaschine der Nazis nutzte dabei alle Arten der Kommunikation.
Man wusste genau, wie man die Menschen erreichen konnte: Jeder Dorfplatz, jedes Kaffeehaus, jeder öffentliche Versammlungsraum bekam kostenfrei einen Radioempfänger, über den, flankiert von Beiträgen beliebter Musikinterpreten, flächendeckend Hass auf Juden gesendet wurde. Dem Mufti ist zu verdanken, dass Hitler unverändert dort als Held verehrt wird und „Mein Kampf“ in arabischer Übersetzung bis heute in diesen Ländern ein Bestseller ist.
Angesichts der Flüchtlingswelle aus Syrien, dem Irak und Nordafrika wäre es dringend erforderlich, endlich wahrzunehmen, dass der nach Deutschland mitgebrachte militante Antisemitismus primär kein religiös motivierter Judenhass ist. Es handelt sich vielmehr um ein Zurückschwappen der mörderischen antisemitischen Ideologie, die der Mufti von 1941 bis Kriegsende 1945 von Berlin aus in die arabische Welt getragen hat.
Holocaustleugnung durch Präsident Abbas
Cohen übersetzte die Bücher von Präsident Abbas auszugsweise ins Hebräische, insbesondere dessen in Moskau verfasste Doktorarbeit. Abbas gilt als „gemäßigter“ Politiker. Selbst in Israel vermeiden es die Medien, seine veröffentlichten Ansichten bloßzustellen. Obgleich die Schriften in der Bibliothek der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem vorliegen, wagt sich auch dort niemand an dieses „heiße Eisen“, berichtete Cohen bei der Vorstellung seiner 100 Seiten langen Broschüre mit dem Titel: „Die Scho’ah aus Sicht des Mahmud Abbas“.
Cohen musste die Veröffentlichung weitgehend aus eigener Tasche bezahlen, weil angefragte Stiftungen und Organisationen fürchteten, dass die EU ihnen den Geldhahn zudrehen würde, wenn sie Gelder für Kritik am palästinensischen Präsidenten ausgeben. Bis auf eine Ausnahme verweigerten israelische Fernsehsender, Cohen die Gelegenheit zu geben, sein Buch vorzustellen. In seiner Doktorarbeit leugnet Abbas den Holocaust und behauptet, dass „bestenfalls“ zwei Millionen Juden von den Nazis umgebracht worden seien. Gaskammern habe es in Auschwitz nicht gegeben. In einem weiteren Buch schrieb Abbas über die geheime „Kooperation der Juden mit den Nazis“.
Von israelischen oder anderen ausländischen Besuchern auf die Holocaustleugnung in seiner Doktorarbeit angesprochen, fragt Abbas stets in die Runde: „Hat jemand das Buch gelesen?“ Wenn sich erwartungsgemäß niemand meldet, geht er unwidersprochen zum nächsten Thema über.
Akribisch recherchierte Abbas jede Kooperation zwischen Zionisten und den Nazis, um darzustellen, dass die Deutschen die Auswanderung von Juden nach Palästina ermöglicht haben. Abbas gibt damit den Nazis die Mitschuld am jüdischen „Landraub“ in Palästina. Er macht zudem die Zionisten zu Mittätern an den Massenmorden an Juden, weil so mehr Juden den Zionisten nach Palästina gefolgt seien. Er behauptet also einerseits, dass es eigentlich keinen Holocaust an Juden gegeben habe und andererseits, dass die Zionisten an den schlimmsten Verbrechen der Nazis aktiv beteiligt gewesen seien. Mit diesem, auch von anderen arabischen Politikern gerne gebrauchten Widerspruch schützt sich Abbas vor Vorwürfen, ein Antisemit zu sein und stellt gleichzeitig die heutigen Israelis (Zionisten) auf eine Stufe mit den Nazis. Dass Juden an den Verfolgungen und ihrem Tod selber schuld seien, ist Teil des palästinensischen Narrativs, wenn sie ihre mörderischen Terroranschläge gegen Israelis/Zionisten rechtfertigen.
Der Mufti von Jerusalem
Mit keinem Wort habe Abbas die Rolle des Mufti von Jerusalem als Kollaborateur der Nazis und Antreiber des Holocaust erwähnt, schreibt Cohen. Amin el-Husseini, Spross einer angesehenen Familie Palästinas, wurde vom britischen Gouverneur Herbert Samuel – seinerseits ein Jude – zum Großmufti von Jerusalem ernannt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs provozierte Husseini schwere Pogrome gegen Juden in Jerusalem und anderswo. Nach 3.000 Jahren ununterbrochener Präsenz vertrieb er die Juden 1929 aus Hebron, während die Engländer wegschauten.
Im Jahr 1939 floh Husseini in den Irak. Dort löste er im Juni 1941 den Farhud aus, das große Pogrom gegen Juden. Das war der Anfang vom Ende der jüdischen Präsenz im Irak seit dem babylonischen Exil. Nach einem gescheiterten Umsturzversuch gegen die Briten setzte sich der Mufti über Griechenland nach Berlin ab. Nur drei Wochen nach seiner Ankunft am 5. November 1941 empfing ihn Adolf Hitler. Die Nazis beauftragten ihn mit Propagandasendungen auf Arabisch, stellten ihm ein Büro mit vielen Mitarbeitern und einem Gehalt in Höhe Zehntausender Dollar zur Verfügung, bezahlt vom Auswärtigen Amt. Seine rechte Hand war Hassan Salameh, Vater von Ali Salameh, der 1972 am Massaker an israelischen Athleten bei den olympischen Spielen in München beteiligt war.
Mit „Radio Berlin auf Arabisch“ wurde die Nazi-Ideologie des Judenmordes in die arabische Welt getragen. Gleichzeitig wurde gegen Engländer und Franzosen gehetzt. In seinen Memoiren behauptete der Mufti, nationalistische Ziele verfolgt zu haben. Er habe nur die „Nationale Heimstätte“ für Juden in Palästina verhindern wollen. Doch tatsächlich, so Edy Cohen, habe der Mufti unermüdlich an der Vernichtung der Juden in Palästina und in den arabischen Ländern gearbeitet. Immer wieder rief er per Rundfunk die Araber auf: „Tötet die Juden an jedem Ort, wo ihr sie findet.“ Viele Juden in der arabischen Welt haben damals die Sendungen mitgeschrieben und die Aufzeichnungen bewahrt.
Besuch in Auschwitz
Am 2. November 1943, dem Jahrestag der britischen Balfour-Deklaration, hetzte er in Berlin selbst vor Tausenden muslimischen Immigranten: „Der Jude ist ein egoistisches Wesen … Die Deutschen wissen, wie man sich der Juden entledigt … Sie begannen mit der Endlösung des Judenproblems.“ Die Wortwahl war kein Zufall. Der Mufti wusste schon seit Sommer 1943 von der geplanten „Endlösung“. Husseini besuchte zusammen mit Heinrich Himmler das Vernichtungslager Auschwitz in Polen.
„Mit eigenen Augen konnte sich der Mufti überzeugen, wie einfach es war, Hunderte Menschen in Gaskammern zu ermorden“, erzählte Cohen bei der Buchvorstellung in Jerusalem. Der ehemalige britische Polizist und spätere (israelische) Forscher Haviv Canaan habe von Husseinis Gefolgsleuten bei der britischen Polizei im Mandatsgebiet gehört, dass Husseini nach einem Sieg von Generalfeldmarschall Erwin Rommel an der Spitze der arabischen Legion in Jerusalem einmarschieren wollte, um im Dotan-Tal nördlich von Nablus im heutigen Westjordanland Gaskammern zu errichten, wie er sie in Auschwitz gesehen hatte. Dort sollten die Juden Palästinas und aus allen arabischen Ländern, darunter Irak, Ägypten, Jemen und Syrien, ermordet werden. Canaan veröffentlichte seine Entdeckungen in der Zeitung „Ha’aretz“ am 2. März 1970.
Bekanntlich wurde Erwin Rommel von den Briten im ägyptischen El-Alamein geschlagen. Der Mufti erkannte, dass die Tage der Nazis gezählt waren. Dennoch plante er eine Invasion der Wehrmacht in Palästina, um die Viertelmillion Juden von Tel Aviv zu ermorden und so einen Dschihad (Heiliger Krieg) gegen die Briten auszulösen. Diese Pläne seien mit Himmler und Hermann Göring abgesprochen gewesen und mit viel Geld finanziert worden. Weil die meisten arabischen Staaten damals pro-britisch eingestellt waren, sei es nicht mehr zur Ausführung gekommen.
Wenige Monate nach dem Zusammenbruch Deutschlands, am 2. November 1945, wurden Synagogen in Ägypten und Libyen angezündet und Dutzende Juden ermordet. Das sei eine direkte Folge der Propagandasendungen des Muftis gewesen und habe seinen nachhaltigen Einfluss gezeigt, sagt Cohen.
Ziele sind gleich geblieben
Das Ende der „nationalen Heimstätte der Juden“ und eine Rücknahme der Balfour-Deklaration durch die Briten sind exakt die gleichen Ziele, wie sie heute die Palästinensische Autonomiebehörde und allen voran die im Gazastreifen herrschende Hamas-Partei befolgen befolgen. In seinen Memoiren rechtfertigte der Mufti das Vorgehen der Deutschen gegen die Juden, weil sie zur Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg beigetragen hätten.
Im Standardwerk „Das Amt und die Vergangenheit“ über „Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“ von Eckart Conze, Mosche Zimmermann und anderen wird der Mufti nicht einmal erwähnt. Cohen gibt in seinem Buch jedoch einen Brief des Mufti an Außenminister von Ribbentrop wieder. Der auf Arabisch verfasste Brief wurde im Archiv des Muftis gefunden und beim Eichmann-Prozess als Beweisdokument gezeigt. Darin forderte der Mufti den deutschen Außenminister auf, die Verschickung von 4.000 jüdischen Kindern vom Balkan nach Palästina zu verhindern. Das widerspreche arabischen Interessen.
In einem weiteren Brief vom 28. Juni 1943 an den rumänischen Außenminister warnte der Mufti vor Bemühungen der Juden und Achsenmächte, jüdische Kinder von Rumänien nach Palästina zu bringen. „Die Juden wollen einen eigenen Staat in Palästina errichten, um von dort die ganze Welt zu beherrschen“, schrieb Husseini. 1.800 jüdische Kinder und 200 erwachsene Begleiter sollten lieber nach Polen gebracht werden, wo sie „unter besserer Aufsicht stünden“. Der Mufti bestätigte in seinen Memoiren, diese Briefe verschickt zu haben, dementierte aber jede Schuld am Tod dieser Kinder. Er habe lediglich deren Ankunft in Palästina verhindern wollen. Für Edy Cohen besteht kein Zweifel, dass der Mufti direkte Verantwortung für die Ermordung Tausender jüdischer Kinder trug, zumal er selber gesehen habe, was in Auschwitz passiert ist.
Der Schoß ist fruchtbar noch
Islamisten rufen zwar bei Anschlägen „Allahu Akbar“ und berufen sich auf einschlägige Verse aus dem Koran. Doch die hetzerischen Karikaturen in arabischen Publikationen folgen nach wie vor unverändert dem Vorbild des „Stürmer“ und seinem „Blut und Boden“-Furor – es ist die Ideologie des mörderischen Judenhasses, die der Mufti ab 1941 in alle arabischen Staaten von Marokko bis in den Irak verbreitete. Wenn heute in Deutschland bei Anti-Israel-Demonstrationen „Hamas, Hamas, Juden ins Gas!“ gebrüllt wird, handelt es sich um ein Erbe der Nazis.
Eine Übertragung der Werke Cohens ins Deutsche und eine solide wissenschaftliche Aufarbeitung der Ursachen und Hintergründe des Antisemitismus in der arabischen Welt wäre angesichts der seit Jahren virulenten Re-Migration der mörderischen nationalsozialistischen Ideologie innerhalb muslimischer Communities dringend notwendig. Dasselbe gilt für eine deutsche Übersetzung der Bücher von Mahmud Abbas durch deutsche Arabisten, Politwissenschaftler und Historiker.
Von: Ulrich W. Sahm
Eine Antwort
Wenns um Lügen geht, herrschen bei Islamanhänger andere Werte. Der Koran erklärt ganz klar, dass ein Moslem im Disput oder Gespräche mit Ungläubigen (Juden u. Christen) nicht an Wahrheit reden gebunden ist. Unwahrheiten können als Wahrheiten „verkauft“ werden und umgekehrt. Wichtig ist ausschliesslich, dass es dem Moslem und somit Islam nützt!