HIPPOS-SUSSITA (inn) – Ausgrabungen der Universität Haifa in Hippos (Sussita) auf den Golanhöhen haben ein großes römisches Theater aufgedeckt. Allerdings liegt das Theater außerhalb der Stadtmauern. Deshalb vermuten die Forscher, dass die Anlage für religiöse Zeremonien und nicht zum Vergnügen der Massen diente.
Der Archäologe Michael Eisenberg von der Universität Haifa leitet das Hippos-Grabungsprojekt. Er sagte: „Die Ausgrabungen außerhalb der Stadt gleichen einer Detektivgeschichte. Als Erstes fanden wir die Maske von Pan, dann das monumentale Tor zu einem mutmaßlichen Heiligtum. Und jetzt fanden wir ein öffentliches Bad und Theater. Beide Einrichtungen der römischen Zeit könnten mit dem Gott der Medizin Asclepius oder mit Göttern wie Dionysos und Pan verbunden sein.“
Hippos mit Blick auf den See Genezareth liegt auf einem mächtigen Hügel etwa zwei Kilometer östlich des Sees, im Nationalpark Sussita, den die israelische Natur- und Parkbehörde betreibt. In der Römerzeit war Hippos eine wichtige Stadt auf dem Golan. In den vergangenen zwei Jahren haben Forscher vom Institut für Archäologie der Universität Haifa immer wieder erstaunliche Entdeckungen gemacht.
Archäologen vermissten Theater
In der ausgegrabenen Stadt fehlte bisher das Theater, also ein öffentliches Gebäude, wo Tausende Menschen sich die beliebten öffentlichen Shows anschauen konnten. Eisenberg erklärt, dass es damals keine sich selbst respektierende römische Stadt erlauben konnte, ohne Theater zu bleiben. Aber bis jetzt wurde keine solche Struktur aufgedeckt. „Sowie unsere Delegation begann, Hippos zu erkunden, warteten wir auf den Augenblick, ein Theater zu finden. Es ist einfach undenkbar, dass eine römische Polis ohne Theater existieren könnte.“
Im Jahr 2015 entdeckten Ausgräber die einzigartige Bronze-Maske des Gottes Pan, die auf dem monumentalen Tor montiert war. Das „Pan-Tor“ wurde von der Zeitschrift „Biblical Archaeology Review“ zu einer der „Top 10 biblischen Archäologie-Entdeckungen des Jahres 2016“ gekürt. Die Befunde führten zur Annahme, dass das Tor der Eingang zu einem großen rituellen Komplex war, der Pan oder Dionysos gewidmet war. Beide Götter wurden oft zusammen angebetet. „In diesem Jahr haben wir, wie Stücke eines Puzzlespiels, das öffentliche Badehaus und das Theater gefunden, die beide Bestandteil des Rituals sind“, erklärt Eisenberg.
Alexander Iermolin, ein Mitglied der Delegation, der die Pan-Maske fand, bemerkte eine Depression, die mit einer Schuttschicht bedeckt war. Er schlug vor, dass dies der Ort des Theaters sein könnte. Nach kurzen Grabungen fanden die Wissenschaftler einen Durchgang und gewölbte Korridore, durch die das Publikum den Sitzbereich erreichten, das sogenannte Vomitorium. Ebenso fanden sie die Basis mehrerer Sitzreihen. Die Sitze selbst sind längst verschwunden. Das Pan-Tor wurde auf das frühe 2. Jahrhundert nach Christus datiert. Sondierungen ergaben, dass das Theater aus der gleichen Zeit stammt.
Von: Ulrich W. Sahm