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Netanjahu empfängt sechs Holocaust-Überlebende

JERUSALEM (inn) – Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Frau Sara haben sechs Holocaust-Überlebende in die Regierungsresidenz eingeladen. Diese sechs entzünden am Mittwochabend die Fackeln vor der Gedenkstätte Yad Vashem. Ein drängendes Thema bei Holocaust-Überlebenden in Israel ist Altersarmut.
Das Ehepaar Netanjahu (M.) mit Holocaust-Überlebenden
In der feierlichen Staatszeremonie zum Holocaust-Gedenktag entzünden am heutigen Mittwochabend sechs Überlebende vor der Gedenkstätte Yad Vashem symbolträchtige Fackeln. Jede der sechs Fackeln steht für eine Million ermordete Juden während des Naziregimes. Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Frau Sara hatten die sechs Überlebenden bereits am Dienstag in die Regierungsresidenz eingeladen. Auf Betreiben seiner Ehefrau sprach Netanjahu zum ersten Mal eine solche Einladung aus, berichtet das Nachrichtenportal „Arutz Scheva“. Die Überlebenden waren in Begleitung von Familienangehörigen gekommen. „Meine Frau und ich sind sehr erfreut und bewegt, Sie zu treffen“, sagte Netanjahu. Dass die Überlebenden ungefähr 70 Jahre nach der Scho‘ah hier im „Zentrum der Souveränität des jüdischen Volkes in ihrem neuen Staat“ Platz nahmen, bezeichnete der Premierminister als besonders symbolträchtig. Die sechs Lichtstifter erzählten dem Premier und seiner Frau Geschichten, wie sie den Zügen nach Auschwitz entkamen, die Konzentrationslager überlebten und ihren Weg nach Israel fanden. Auch der Vorsitzende der Gedenkstätte Yad Vashem, Avner Schalev, war zugegen. „Ich frage mich, wenn ich eure Geschichten höre, immer wieder: Wie hätte ich mich damals verhalten?“, sagte Netanjahu. Ihn habe vor allem der Glaube der Überlebenden zutiefst beeindruckt, diesen Horror durchzustehen und danach neu anzufangen und wieder aufzubauen. Aus der Katastrophe des Holocaust ziehe er die Kraft für seine politische Mission, dass es nie wieder einer weiteren Gedenkstätte wie Yad Vashem bedarf.

„Vergiss nicht, dass du die Tochter Israels bist“

„Der Hass gegen Juden ist in den vergangenen 70 Jahren nicht verschwunden“, meinte Netanjahu. Heute aber sei der Staat Israel stark: „Und der Staat ist auch so stark wegen der Stärke in euren Biografien.“ Auch Sara Netanjahu hielt eine Ansprache. Als ausgebildete Psychologin bewundere sie die Überlebenden umso mehr, weil sie nachvollziehen könne, wie unendlich schwer die Verarbeitung ihrer Traumata sei. „Ihr seid nicht nur unsere Helden, sondern sollt auch für unser Volk als Leitbilder dienen“, sagte sie. Am wichtigsten sei es, dass die Israelis nicht vergessen. Mit Ausnahme von Gott gebe es niemanden auf der Welt, der dafür sorgen könne, dass so etwas nie wieder passiere. Dafür müsse Israel schon selbst sorgen. Für die Überlebenden sprach Sehava Roth, die 1935 in der polnischen Stadt Żywiec zur Welt kam. Im Jahr 1939 deportierten sie die Deutschen mit ihrer Familie in ein Ghetto nahe Krakau. Ihre Mutter schmuggelte sie heraus. Roth überlebte als einziges Mitglied ihrer Familie, indem sie häufig die Verstecke wechselte. Sie erzählte von ihrer Mutter: Als diese wusste, dass sie ihre Tochter nicht wiedersehen würde, sagte sie ihr im letzten gemeinsamen Moment auf Jiddisch: „Vergiss nicht, dass du die Tochter Israels bist.“ Roth empfand diesen Satz als Aufforderung, die jüdische Geschichte mit Hilfe anderer weiterzuschreiben. Mit sieben Jahren habe ihr die Mutter bereits den moralischen Kompass für ihr Leben gegeben. „Aber nur mit göttlicher Hilfe bin ich in Israel angekommen und habe erfolgreich eine Familie mit Kindern, Enkeln und Urenkeln gegründet“, erzählte Roth.

45.000 Holocaust-Überlebende in Armut

Zum Holocaust-Gedenktag, Jom HaScho‘ah, veröffentlichte das Zentrum für Organisationen von Holocaust-Überlebenden derweil eine neue Studie. Demnach leben von insgesamt 190.000 Betroffenen in Israel über 45.000 Menschen in Armut. Das Durchschnittsalter betrage 80 Jahre, jedes Jahr versterben 13.000 der Überlebenden. Die Vorsitzende des Zentrums für Organisationen von Holocaust-Überlebenden, Colette Avital, fordert die Regierung auf, zu handeln: „Es bedarf eines umfassenden Plans für die Altersfürsorge der Überlebenden, besonders im Hinblick auf ihre Gesundheit“, sagte die ehemalige Abgeordnete der Arbeitspartei dem Nachrichtenportal „Walla“. Laut der Studie sind 43 Prozent der Überlebenden besorgt, dass ein Holocaust wieder passieren könne. (mm)

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